Dienstag, 23. Februar 2010

Die letzten Tage im Süden

Nachdem der Sturm in Mogan überstanden war, blieb keine Zeit zum Ausruhen.
Zunächst habe ich am Samstag geholfen zwei Charteryachten nach Las Palmas zu bringen, wenig spektakulär so eine Bavaria unter Motor, und am Sonntag ging es dann mit Adolfo und der TurTur auf die gleiche Strecke. Diesmal allerdings deutlich spaßiger.
Bei anfänglich kräftigen Winden durfte TurTur nochmal zeigen was in ihr steckt, mit bis zu 12 Knoten flogen wir in Richtung Norden und Adolfo bekam das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht. Allerdings hat eine mißglückte Halse ihm auch gehörigen Respekt es in den nächsten Monaten hinbekommt und glaube, mit Adolfo als Skipper kann die TurTur ganz weit nach vorne fahren. Zumindest hat er hier in Las Palmas perfekte, ganzjährige Trainingsbedingungen. Der Club Nautico Gran Canaria hat hier einen Super Hafen, mit allem was sich der Segler wünscht, eigener Kran, hervorragende Trainer, Pool, Gym, Sauna, Bar, Restaurant, wirklich nett. Nicht umsonst ist dieser Club einer der erfolgreichsten der Welt. Olympisches Metall wird hier gesammelt wie anderswo Kleingeld.
Und das alles darf ich die letzten Tage hier genießen. Ein schöner Ausklang meines Törns.
Die letzten Tage in der Sonne, bevor es am Donnerstag wieder in die Kälte geht, verbringe ich damit das Boot aufzuräumen, Ausrüstungsgegenstände zu verkaufen und den großen Rest zu packen. 50kg werd ich wohl in den Flieger schleppen.
Das wird mir nicht leicht fallen, denn kaum hatte ich den Rückflug gebucht, macht es beim Stauen eines Segels plötzlich Knack! im unteren Teil meiner Wirbelsäule und seitdem bewege ich mich wie ein sehr alter Mann. Da behaupte noch jemand, Rückenprobleme hätten nichts mit der Psyche zu tun - Alltag du hast mich wieder!
Leider.

Freitag, 19. Februar 2010

TurTur goes Transat! - Turbulente Zeiten in Mogán

Die letzten Tage hatte ich so einiges um die Ohren. Zum einen zeigte der Atlantik einmal mehr seine rauhe Seite und auch sonst ist einiges passiert.
Aber der Reihe nach.
Am Mittwoch Abend kam ein Sturm aus Westen heran, wiedereinmal zog das dazu gehörende Tiefdruckgebiet deutlich südlicher als üblich über den Atlantik.
Schon am Abend zerfetzte der Wind einige ausgerauschte Rollgenuas und sorgte für Aufregung im Hafen, Yachten wurden in letzter Minute verlegt und selbst in der Marina eigentlich unerwünschte Ankerlieger fanden in letzter Minute Unterschlupf.
Donnerstag früh, um 05.00 Uhr ging es dann aber richtig los. Heftige Böen und lautes Geschrei trieben mich aus der Koje.
Auf der TurTur war alles klar und in bester Ordnung, andere Boote hatten deutlich mehr zu leiden. Einige weiter Rollgenuas gingen in Fetzen, besonders spannend ist das bei an Land aufgebockten Yachten.
Festmacher brachen und ließen Boote vertreiben, auch ganze Stege drohten auf Drift zu gehen. An meinem Steg riss die Wasserleitung.
Im geschützten Hafen wurden 30kn Wind gemessen.
Entsprechend wurde auch die Brandung immer imposanter.
Regelmäßig brachen die Wellen über die schon erhöhte Außenmole und lief schäumend über/in die dahinter liegenden Yachten. Aus dem dortigen Steg lösten sich Auftriebskörper und trieben durch den Hafen.
Ein Restaurant auf der Außenmole und auch die Mole selbst wurden von den Brechern erheblich beschädigt.
Die Luft war sprichwörtlich mit Salzwasser / Gischt gesättigt und am nächsten Tag war alles mit einer dicken, klebrigen Salzschicht bedeckt.
Mal wieder ein Moment in dem ich ausgesprochen froh war, im halbwegs sicheren Hafen zu liegen.

Und dann gibt es noch etwas zu berichten, für mich deutete es sich schon in den vergangenen Wochen an aber über ungelegte Eier soll man ja nicht sprechen...
Nun ist es aber offiziell, ich habe die TurTur hier auf Gran Canaria verkauft.
Der neue Eigner will an der Minitransat 2013 teilnehmen und ich freue mich, dass TurTur doch noch auf die Bahn kommt und zeigen kann wie schnell sie ist.
Schon zu Beginn meiner Reise war ich mir im Klaren darüber, dass ein Mini ansich das falsche Boot für den Törn ist. Seglerisch immer wieder eine Herausforderung und ein Riesenspaß, ist das Leben auf 6.50m eben doch sehr eingeschränkt.
Dazu schreibe ich später nochmal mehr.
So geht diese erste große Reise also hier auf Gran Canaria zuende. Natürlich bedaure ich, dass ich die westlichen Inseln nicht mehr besuchen kann, hoffe aber dies bald nachholen zu können.

In den nächsten Tagen wird der Verkauf abgewickelt und ich versuche noch einige Ausrüstungsgegenstände einzelnd zu verkaufen. Einiges wird aber auch den Postweg nach Hamburg nehmen. Ich werde dann wohl Ende der kommenden Woche folgen.
So kanns gehen.

Was passiert sonst noch?
Heute war ich mit Ramona und Wolf im Hinterland zum Wasserfälle gucken. Die Regenfälle der letzten Zeit haben die Berge in grün gehüllt und überall fließt Wasser die Hänge herab. Leider ist dieser Zustand wohl ausgesprochen selten, dafür aber umso schöner.
Am Wochenende wird dann nochmal ordentlich gesegelt. Morgen gehts zunächst mit einer Charteryacht nach Las Palmas und Sonntag bringe ich mit Adolfo, dem neuen Eigner, die TurTur in die Inselhauptstadt.
Soweit aus Puerto Mogán / Gran Canaria

Freitag, 12. Februar 2010

Puerto Mogán - friends and fishermen


Nun bin ich schon vier Tage hier in Puerto Mogán und die Zeit vergeht wie im Flug.
Obwohl das Umfeld sehr touristisch ist, läßt es sich hier gut aushalten.
Das liegt zum einen an den guten Versorgungsmöglichkeiten, Sparmarkt und sonstiger Einzelhandel sowie diverse Restaurants in direkter Umgebung aber vielmehr an den netten Kontakten.
Wolf von "Canarias Charter" ist mir ja schon seit der Planungsphase meines Törns eine stetige und fachkundige Quelle von Information und Unterstützung. Hier in Mogán, seiner Wahlheimat, erweist sich seine Bekanntschaft wiedereinmal als besonders wertvoll.
Liegeplatz, Mietwagen, Versorgungsmöglichkeiten oder Freizeitgestaltung? Wolf findet immer eine Möglichkeit und öffnet viele Türen.
Als i-Tüpfelchen haben er und seine Frau Ramona mich vorgestern noch in ihr Haus zum Abendessen eingeladen. Da frag ich mich wirklich wie ich das verdient habe...
Liebe Ramona, lieber Wolf, vielen Dank für eure Gastfreundschaft, ich freue mich euch nun endlich persönlich kennen gelernt zu haben.
Ramonas Verbindungen ermöglichten mir dann heute auch, mir einen alten Wunsch zu erfüllen und auf einem der örtlichen Fischkutter mit auf "Fangfahrt" zu gehen.
Leider ist momentan keine Thunsaison, daher wird mit Drahtreusen gefischt.
Zwischen sechs und zwölf Uhr haben wir also knapp 40 dieser drei Meter großen, runden Maschendrahtfallen vom Meeresgrund geholt, geleert und wieder versenkt.
Besonders beeindruckt hat mich die Fähigkeit des Skipper Rubén seine Reusen ohne Boje und GPS wieder zu finden. Allein mit Kreuzpeilung (ohne Kompass) führt er den Steuermann direkt über die Reusen. Jeweils fünf dieser Drahtgestelle sind mit einem Seil verbunden. Mit einem Fanganker wird dieses Seil vom Meeresgrund (etwa 50-100m) aufgeholt und dann Reuse für Reuse geleert.
Insgesamt war der Fang ziemlich mager, vier Kisten ausschließlich recht kleiner Fische und ein gutes Dutzend Oktopusse. Als altem Aquarianer tat es mir schon ein wenig weh, wie diesen fantastischen Tieren das Messer zwischen die Augen gerammt wurde. Irgendwas müssen die Wirte den Touristen ja vorsetzen...

Hier im Hafen habe ich dann noch Matthias aus Hamburg und seine Freundin Moisettes aus Belgien getroffen. Beide sind einhand mit ihren kleinen, bescheidenen Booten unterwegs und haben sich erst hier in Mogán kennen und lieben gelernt.
Zusammen ringen sie nun mit diversen technischen Problemen und der Frage wie es gemeinsam weitergeht. Mit zwei Booten oder einem oder gar einem ganz anderen?
Auf der Barfußroute (im Passatwind, Karibik, Panama, Polynesien...) oder in der Westwinddrift um die drei großen Kaps? Viele Fragen sind noch offen, ich drücke die Daumen, dass die beiden bald weiter kommen.

Und wann komme ich weiter?
Naja, ansich hatte ich ja das kommende Wochenende für die Starkwindpassage nach Tenerifa vorgesehen. Womöglich kommt mir der angekündigte Gegenwind jetzt mal ganz gelegen. Noch habe ich nicht genug von Gran Canaria gesehen, möchte unbedingt nochmal mit einem Mietwagen den Süden der Insel erkunden.
Und wenn ich nicht am Samstag loskomme, dann werd ich laut Wetterbericht auch noch eine Woche hier in Mogán bleiben.

Montag, 8. Februar 2010

Aus der Großstadt in die (Tourismus-) Idylle

Las Palmas war quirlig, laut, spanisch, urban.
Nach einem flautigen Tagestörn und unter Begleitung eines kanarischen Miniseglers bin ich gestern Abend in Purto Mogán im Süden der Insel angekommen.
Trotz 120qm gesetzter Segelfläche war die Turtur nur selten gut in Fahrt (kurzzeitig aber schon bei knapp zehn Knoten Wind in Gleitfahrt), zeitweise musste sogar der Motor helfen. Nur deshalb schafften wir die 45 Meilen in neun Stunden.
Kanarische Doldrums sozusagen.
Einmal mehr völlig untypische Wetterbedingungen.
Aber ich will mich nicht beklagen, besser zu wenig Wind als zu viel und obendrein hatten wir auch tolles Wetter, endlich mal wieder einen ganzen Tag in Shorts und T-Shirt segeln. Die (Aus-)Sicht war allerdings bescheiden, es war aber kein Nebel der uns den Blick auf die außergewöhnlich grünen Hänge Gran Canarias verschleierte, wir hatten Calima, so wird auf den Kanaren der Saharastaub genannt, der die Inseln zeitweise umhüllt. Der/die/das Calima sorgte am Abend dann auch mal wieder für einen unbeschreiblichen Sonnenuntergang.
Heute morgen musste ich die TurTur dann nochmal verholen, der neue Platz ist leider ziemlich schwellig aber dafür mit Aussicht auf den Ort.
Puerto Mogán ist eine Tourismusretorte (von einigen wenigen Fischerhütten abgesehen) der eigentliche Ort liegt einige Kilometer im Inselinneren.
Der Tousismus sorgt dann auch dafür, dass deutschsprachige Speisekarten bereitliegen und die Restaurants, den mitteleuropäischen Sitten entsprechend, zwischen 22.00 und 23.00 Uhr schließen und nicht wie in Las Palmas dann erst wirklich öffnen.
Außergewöhnlich und bemerkenswert ist die Leiterin des Hafenbüros, freundlich, hilfsbereit, scherzend und mit einem stetigen Grinsen im Gesicht. So bereitet auch langwieriges Einklarieren Freude.
Dieses bürokratische Einklarierungs Gedöns wird mir immer ein Rätsel bleiben. Locker 20 Minuten für Formulare in dreifacher Ausführung, Stempel, Unterschriften, letzter Hafen, nächster Hafen, was die nicht alles notieren. Und am Ende kommt dann eine Rechnung von kaum sechs Euro/Tag dabei raus, wie rechnet sich das? Und wer guckt sich all die Daten jemals wieder an? Wo lagern die Aktenberge der letzten Jahre?
Einige Fragen werden wohl offen bleiben.
Ich werde jetzt erstmal die TurTur aufräumen und mal gucken ob sich in Valencia beim Americas Cup was tut.

Montag, 1. Februar 2010

Las Palmas...

...ist entgegen dem ersten Eindruck eine nette Stadt. Hinter den grauen Fassaden der Hafenstraße finden sich viele sehenswerte Ecken und der beginnende Karneval bringt zusätzlichen Flair in die Straßen.
Die Marina ist beim momentanen Südwind etwas schwellig und die Sanitäranlagen gehören nicht zu den besten dieser Reise, andererseits finden sich hier so einige schon bekannte Langzeitsegler und zudem noch ein paar Minisegler und -interessierte.
So ergibt sich immer wieder die Möglichkeit für einen Plausch und gar eine Essenseinladung.
Gestern Abend war ich z.B. mal wieder bei den beiden Franzosen und habe so einige Geschichten erfahren. Thierry hat bis zu seinem 15 Lebensjahr mit seinen Eltern die Welt umsegelt und sich nun mit 30 Jahren selbst vom klassischem Lebensplan verabschiedet. In Tahiti saß er früher beim berühmten Moitessier auf dem Schoß und jeden Donnerstag spendierte Bernard Eis für alle Hafenkinder.
Direkt nach unser Ankunft hier in Las Palmas ist er einem schweizer Seglerpaar über den Weg gelaufen, die ihn noch als kleinen Jungen vor 20 Jahren in der Südsee kennen gelernt haben, die Begeisterung war natürlich auf beiden Seiten groß.
Ich warte noch auf passende Winde um auch den Süden der Insel zu besegeln, auf Kreuzen hab ich keine große Lust mehr. Die Zeit bis dahin wird aber nicht zu lang werden, schließlich kann ich hier hinter jeder zweiten Straßenecke was Neues entdecken. Vermutlich gehe ich am kommenden Wochenende den Tagestörn nach Puerto Mogan an.

Nachtrag Kursverlauf


Als Nachtrag zum Törn von Gibraltar nach La Graciosa hier nochmal eine Karte mit unserem Kursverlauf. Unser bestes Etmal lag bei 167,5 Meilen in 24 Stunden, das ergibt einem Schnitt von sieben Knoten.
Die Gesamtstrecke belief sich auf knapp 680 Meilen, für die wir 7,5 Tage benötigt haben.
Es war eben ein ziemlich schwachwindiger Törn.