Freitag, 30. Oktober 2009

Ein Tag wie aus dem Bilderbuch!


30.10.2009
Fornells – Mao (Mahon)

Langsam muss ich wohl aufpassen, dass mir die Superlative nicht ausgehen aber was soll ich machen, wenn es doch so schön ist?
Schon um 9.00 Uhr zog ich heute morgen die Segel hoch, der Wetterbericht drohte ab Mittag mit Flaute und so wollte ich die Morgenbrise nutzen um die Ostküste Menorca´s abzusegeln.
Der Wind wehte, wie angekündigt, leicht aus NW und so machte ich zunächst einen kurzen Schlag nach Osten um dann zu halsen und den großen Spi zu ziehen – ab ging die Post!

Die Küste ist für einen Segler von der überschwemmten Wiese schon beeindruckend, rauhe, hohe Felsen ragen fast senkrecht aus dem Wasser und eben auch ins Wasser hinein, was die Segelei ziemlich einfach macht. Sandbänke, Untiefen? Bisher nicht zu finden! Schon wenige Meter vom Ufer entfernt sind schnell Wassertiefen von 50m erreicht.
Der immer mehr auf Nord drehende Wind blies mit rund 10 Knoten, mal mehr, mal weniger und die TurTur zog mit 6-9 Knoten gen Süden.
Unterweg sahen wir nur einige kleine Fischerboote und ein Schiff der Seenotrettung donnerte an uns vorbei mit einem kurzen Signalton zur Begrüßung.
Wie sich später heraus stellen sollte, hat die TurTur wohl bleibenden Eindruck hinterlassen...

Bereits um um zwölf passierten wir Punta S´Esperó, den östlichsten Punkt Spaniens und kurz darauf waren wir auch schon in Mao/Mahon.
In vier Stunden knapp dreißig Meilen, kann sich doch sehen lassen?
In meinem Hafenführer ist zu lesen, dass Mahon nach Pearl Habour der zweitgrößte Naturhafen der Welt ist. Vor Jahren hab ich mir das gleiche auch in Kingston/Jamaika sagen lassen. Was denn nun, kann das jemand aufklären?
Aber ein Erlebnis ist es allemal, hier in Mahon einzulaufen. Die Lazarettinsel an steuerbord lassend ging es in die etwa 3 Meilen tiefe Bucht der Inselhauptstadt.
Nun bin ich wirklich auf den Spuren von Horratio Hornblower und Jack Aubrey.
Unter Motor ging es bis zum nördlichen Ende der Bucht und dann wieder ein Stück zurück zu meinem momentanen Liegeplatz.
Wieder eine Premiere, das erste Mal an Mooringleinen festgemacht! War aber weniger schwierig als erwartet.
Der Liegeplatz ist momentan noch etwas laut, die Uferstraße ist nicht weit entfernt. Zur Nacht hin wird’s aber hoffentlich ruhiger.
Als ich vom ersten Landgng zurück kam, lag neben der TurTur ein Schlauchboot und ich kam mit dem Fahrer ins Gespräch. Er war ganz begeistert von den Minis und hin und weg als ich ihm einen gemeinsamen Schlag vorgeschlagen habe.
Wie sich herausstellte, areitet er für ein Unternehmen, das auf den Balearen mehrere Marinas betreibt und ab dem nächsten Jahr auch in Mahon das gesamte Nordufer bewirtschaften wird.
Glück muss man haben – wenn ich irgendwas brauche, soll ich ihn auf Kanal 09 rufen...
Prima Sache.
Kaum war der eine weg, kam schon der Nächste und stellte sich als Kapitän des Rettungsbootes vor, das uns am Vormittag entgegen kam. Auch er ganz begeistert und dankbar für die Schiffsbesichtigung. Ich hoffe nur, dass ich ihn nicht zu rufen brauche...

Jetzt will ich erstmal schauen was der Freitag Abend in Mahon so bietet und vorweg eine Kleinigkeit essen.
Viele Grüße

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Deutsche Minista gut in Bahia/Brasilien angekommen






Und noch eine Nachricht aus der Miniwelt.
Nachdem Andreas Lindlahr bereits einige Tage der Erholung in Brasilien hinter sich hat, ist nun auch Norbert Maibaum im Zielhafen der Minitransat 2009 angekommen.
Beiden meine herzlichsten Glückwünsche! Tolle Leistung!

Im Vergleich zu diesem Herrn bin ich wohl doch nur ein Ententeichsegler



... auf einem Mini6.50 nonstop um die Welt, auf der klassischen Route, alle großen Kaps an Backbord lassend. Mannomann! Aber Alessandro Di Benedetto hat auch schon mit einem Strandkat den Atlantik und sogar den Pazifik überquert.
Mehr dazu hier:
http://www.alessandrodibenedetto.net/index.html

Vergangenen Montag gestartet, hofft er in weniger als sechs Monaten die Runde zu vollenden. Ich drücke ihm beide Daumen!

...noch immer in Fornells, dafür hier im Blog einiges Neues




Irgendwie hab ich den bisherigen Lebensrhytmus noch nicht wirklich hinter mir gelassen, ich musste mich heute morgen beinahe zwingen nicht die Leinen los zu schmeissen um weiter zu segeln und statt dessen einfach noch einen Tag in diesem netten Nest zu verleben. Und doch plagt mich fast ein schlechtes Gewissen.
Was für ein Blödsinn! Schließlich bin ich nicht durch eine 14tägige Chartertour gezwungen maximal viel in minimaler Zeit zu sehen.
Ich kann mich treiben, die Seele baumeln lassen und die Tage genießen.
So sprach mich dann am Nachmittag auch eine Senorita vom Nachbarschiff an und erkundigte sich über die TurTur, die Minitransat und meine Reise.
Von ihrem 12m Schiff kommend, konnte sie sich kaum vorstellen auf so einer Nussschale wie der TurTur zu leben, erst nach einer Führung durch Schiff verstand sie, dass die Unterschiede garnicht soo groß sind. Einzig die fehlende Nasszelle konnte sie nicht wirklich verkraften. Nach und nach kam auch ihre restliche Familie dazu und es wurde einträchtig gestaunt. So groß ist deine Koje? Du hast ja sogar einen kardanisch gelagerten Kocher! So viel Elektronik? So schnell?
Es würde mich nicht wundern, heute eine zukünftige Minitransat-Teilnehmerin an Bord gehabt zu haben...
Am Ende bekam ich noch einige Hafentipps und sogar 10 Liter Sprit für meinen Außenborder, denn die Tankstelle hier öffnet genau wie der Supermarkt nur noch Samstags. Die Bezahlung wurde fast empört abgelehnt.
Zum Mittag war ich in einem Restaurant mit Wlan oder wie es hier heißt WiFi Hotspot, konnte einige Programme aus dem Netz laden und die ersten Fotos ins Online-Album stellen, die Diashow seht ihr am rechten Rand. Auch ansonsten hat sich noch einiges im Blog verändert, das bloggen beginnt richtig Spaß zu machen.
Übrigens, ich freu mich über Kommentare, Fragen und Grüße...
Wenn nichts dazwischen kommt soll es morgen nun doch weiter gehen, im Uhrzeigersinn um die Insel, vielleicht bis Mahon, vielleicht auch nur bis zu einer von der Senorita empfohlenen Bucht auf halber Strecke - ich laß mich einfach treiben (mehr wird der Wind auch nicht hergeben)
Muchos saludos y buena noche

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Cala Fornells auf Menorca - zur besseren Orientierung einfach rein- und rauszoomen oder verschieben


Größere Kartenansicht

Die TurTur - Boot und Ausrüstung

Meine TurTur ist eine Pogo 2, gebaut im Jahr 2006 von der Werft Structures in Frankreich.
Die Pogo 2 ist ein Boot der Minitransatklasse, mit diesen Booten wird alle zwei Jahre eine Einhandregatta von Frankreich nach Brasilien gesegelt.
Auch in diesem Jahr machten sich wieder knapp 90 Alleinsegler auf den Weg, darunter auch drei Minista aus Deutschland.
Die Boote sind dank zahlreicher Auftriebskörper als unsinkbar klassifiziert (ja ja, das war die Titanik wohl auch), 6,50m lang, 3,00m breit und haben eine Segelfläche von bis zu 110qm.
In der 1,60m tief hängenden Kielbombe sorgen rund 400kg Blei für das nötige aufrichtende Moment. Bei knapp einer Tonne Gesamtgewicht ist das ein beachtlicher Ballastanteil.
Neben dem Großsegel mit drei Reffreihen und der reffbaren Fock verfügt die
TurTur über zwei Spinnacker (80 und 55qm), eine Genua (18qm), ein Code0 (35qm) und eine reffbare Sturmfock.
Bleibt der Wind ganz aus, hilft der 4PS Aussenborder.
Die Energiespeicherung erfolgt in zwei Batterien à 105 Ah, geladen werden diese von einem Hochleistungs-Solarpanel mit 105W.
Ein moderner Gyro-Autopilot mit hydraulischem Antrieb hält das Boot auch unter widrigen Bedingungen auf Kurs, die Funk-Fernbedienung ist mit einem MoB System ausgestattet, das falls ich doch mal über Bord gehen sollte dafür sorgt, dass das Boot nach 30m in den Wind dreht und stehen bleibt.
Neben Lot, Logge und DSC-UKW Funk ist die TurTur mit einem modernen, AIS kompatiblen GPS Seekartenplotter ausgerüstet.
Für zusätzliche Sicherheit sorgen ein aktiver Radarreflektor - dieser läßt sie auf Radarschirmen größer erscheinen - und ein AIS Transponder.
Das AIS System ist quasi ein UKW gestützter Radarersatz (auch wenn es nicht alle Vorteile eines echten Radars bietet), regelmäßig werden über Funk Daten wie Position, Kurs, Geschwindigkeit, Schiffsname und -größe, Rufzeichen und Drehgeschwindigkeit übermittelt und können entsprechend dargestellt werden.
So konnte ich schon Schiffe auf Kollisionskurs identifizieren bevor erste Lichter am Horizont auftauchten, diese gezielt anrufen und die Situation klären - wie sagte schon Herr Brommer, der Grundschul-Verkehrspolizist "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!"
Fast schon mit Schrecken habe ich feststellen müssen, dass auf der TurTur sechs unabhängige GPS Systeme bereitstehen - mehr hat wohl die Queen Mary auch nicht.
Falls doch einmal Wasser eindringt, kann ich es mit zwei Lenzpumpen wieder hinnaus befördern und wenn das nicht reichen sollte bleibt noch eine Epirb Seenotbake, die innerhalb von vier Minuten die Seenotrettung aktiviert.
Sollte die TurTur gar kentern, steht eine Fluchtluke im Heck zur Verfügung.
Im Bug befindet sich eine wasserdichte Crashbox, die im Fall einer Kollision mit Treibgut die TurTur vor dem Volllaufen sichert.
Unter Deck finden sich vier Kojen, die aber auch als Stauraum genutzt werden, im Hafen ist mein Schlafzimmer das Vorschiff, auf See schlafe ich irgendwie auf der Luvseite zwischen den Segelsäcken.
Beidseitig sind unter Deck Stautaschen aufgehängt und sorgen für ein Mindestmaß an Ordnung.
Am durchgesteckten Mast befindet sich ein kardanisch aufgehängter Gaskocher.
Natürlich ist auch ein SSB Weltempfänger parat um auch auf See aktuelle Wetterinformationen zu erhalten, im Hafen bekomme ich die Wetterdaten per mobilem Internet auf den Bordrechner.
Was noch?
UKW Handfunkgerät, Barometer, Thermometer, Hygometer, Sat-Uhr, Bordtresor, Musikbibliothek mit ca. 10.000 Songs, Heizlüfter, Rettungssignalmitteln, Kompass (klassisch und elektronisch), Bordtelefon (+34 645291324), Schnorchelausrüstung, Fernglas, Schwimmwesten, 12V/230V Konverter und natürlich diversem Kleinkram...
Wer Lust hat sich das alles mal anzuschauen ist herzlich eingeladen.

26./27.10.2009 Ampuriabrava-Cala Fornells/Menorca

Jetzt bin ich wirklich unterwegs!
Der erste Törn führte mich von Ampuriabrava nach Menorca.
Der Wetterbericht versprach leichte nördliche Winde und schönes Wetter, perfekte Bedingungen also.
Nach letzten Einkäufen und Besorgungen (Telefonkarten aufladen etc.) motorte ich um 11.30 Uhr aus dieser riesigen Marina, setzte Segel und nahm Kurs auf Menorca.
Der zunächst noch frische Wind verabschiedete sich leider schnell und zwang mich mit Motorunterstützung aus der Bucht von Rosas zu fahren.
Kaum lag die Bucht hinter uns, konnten wir auch wieder segeln und zogen unter Groß und Code0 (ein flaches, freifliegendes Vorsegel) mit 6-7 Knoten Richtung Süden.
Das Mittelmeer empfing uns überaus freundlich und es brauchte nicht lange bis auch die ersten Delfine uns begrüßten.
Richtig beständig wehte der Wind auf dem ganzen Törn nicht aber das ist wohl typisch Mittelmeer.
Schnell versank die Sonne hinter dem Horizont und es wurde kühler aber nicht kalt, schließlich ist das Wasser rund 20 Grad warm und viel kälter wird es auch an Bord nicht. Allerdings feucht und deshalb verpackte ich mich rechtzeitig in Fleece und Ölzeug - entsprechend der alten Mini-Regel "if you become wet - you´re dead".
Meeresleuchten, ein unglaublicher Sternenhimmel und weitere Delfine begleiteten mich in die erste Nacht dieser Reise und ich erkannte, dass dies der ware Luxus ist!
Einfach toll.
Nach dem Einschalten der Sicherheitselektronik (aktiver Radarreflektor und Warner sowie AIS Transponder) legte ich mich für ein erstes kurzes Schläfchen in die Koje.
Den Wecker auf 30 Minuten gestellt, ein letzter Rundumblick und dann schnell die Augen zu, es klappt tatsächlich. So verbrachte ich fast die ganze Nacht.
Gegen ein Uhr, gerade hatte ich mich nach einem kurzen Check wieder hingelegt, ertönte das AIS Warnsignal und kurz darauf auch der Radarwarner.
Ein Schiff auf Kollisionskurs! Eine Situation die ohne AIS zu den Momenten gehört, die ich auf der Ostsee zu hassen gelernt habe. Passt es oder nicht?
Dank der neuen Technik wusste ic bereits bevor die ersten Lichter am Horizont auftauchten was mich erwartete. In diesem Fall der knapp 230m lange Kreuzfahrer "Cruise Bacellona". Noch war er zwar über 20 Meilen entfernt, lag aber genau auf Kollisionskurs und kam mit 25 Knoten näher.
Dank der AIS Informationen konnte ich den wachhabenden Offizier direkt per DSC Funk anrufen und die Situation klären. Erst nachdem ich meine Segel mit einem Scheinwerfer anleuchtete und er sein Radar nachjustierte konnte er mich entdecken.
"you must be a very small sailboat"- wie recht er hat!
Nachdem die "Cruise Barcellona" nur eine halbe Seemeile hinter mir mein Kielwasser kreuzte, verschwand sie ebenso schnell wie sie aufgetaucht war hinter dem Horizont.
Ein kurzes Danke und Gute Wache und schon war sie verschwunden, diese leuchtende schwimmende Stadt.
Der Wind blieb wechselhaft und drehend und mit der aufgehenden Sonne wechselte ich vom Code0 zum großen Spi.
Leider wurde das Lüftchen immer schwächer und kam auch immer achterlicher ein, so dass ich gegen Mittag, wollte ich Fornells auf Menorca noch bei Tageslicht erreichen gezwungen war den Quirl zur Hilfe zu nehmen.
So dröhnten wir die letzten 30 Meilen über z.T. 2500m tiefen Wasser und erreichten pünktlich, kurz vor der kurzen Dämmerung die Cala Fornells.
Eine wunderschöne und überaus geschichtsträchtige Bucht.
Römer, Mauren, Engländer und andere Piraten haben hier seit Jahrtausenden ihre Spuren hinterlassen. Als Spur der TurTur warf ich ein dänisches 5 Kronenstück (irgendwie ist Dänemark ja die Heimat der TurTur) in die Einfahrt zur Bucht.
Was in tausend Jahren wohl die Meeresarchäologen daraus folgern?
Das kristallklare, türkise Wasser ist von Palmen und im Bereich des kleinen Hafens von weißen Häusern gesäumt - wirklich idyllisch.
In einem Terrassenlokal am Hafen gönnte ich mir ein Schweinefilet in Pfeffersauce, sehr schmackhaft, und fiel nach einem verspätetem Sundowner in die Koje.
Nach 10 Stunden Tiefschlaf, einem Bad in der Bucht und einer Dusche auf dem Steg (ein Sanitärgebäude gints hier noch nicht) fühlte ich mich wie neu geboren.
Der Tag verging mit einem Dorfbummel, Shopping (Sandalen und Haus- bzw Bordschuhe aus lokaler Produktion für zusammen 30,- im Schlussverkauf) und faulenzen - ganz wie es mir gefällt!
Vielleicht geht es morgen weiter nach Mahon, vielleicht auch erst übermorgen, mal sehen.
Fotos liefere ich nach sobald ich eine kostenlose Verbindung habe.
Viele Grüße in den Norden.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Großes Danke für die Unterstützung

Schon vor Beginn des großen Törns habe ich von vielen Seiten Unterstützung bekommen und es ist mir wichtig, mich auch öffentlich für diese Hilfe zu bedanken.

Die Firma Garmin Deutschland GmbH aus München lieferte mir einen modernen, AIS kompatiblen Farb-Kartenplotter samt entsprechender Seekartenmodule.
Ein faszinierendes Stück Technik und gerade für einen Einhandsegler ein echter Sicherheitsgewinn.

Von der Firma Nordwestfunk GmbH erhielt ich ein AIS System sowie einen Epirb Notsender. Toll wie schnell und unbürokratisch mir geholfen wurde.

SPI-Marine, der Spezialist für Bordrechner, unterstützte mich selbstlos mit Installationsmaterial, der AIS-Radar-lite Software und einer Menge persönlichen Engagements. Überaus freundlich und sehr zu empfehlen.

Und natürlich Freunde und Familie, exemplarisch seinen hier Thorsten Junge, ein erfahrener Profiskipper der mir mit Rat und Tat zur Seite stand und mir seinen Trailer für den Straßentransport überließ, und meine Schwester Kathrin genannt, auf deren Hilfe ich mich immer verlassen kann.

Und dann gibt es noch (bislang) unbekannte Internet-Helfer, z.B. Wolf alias Moganero der mir ausführliches Infomaterial für meinen Törn zukommen ließ und sich nicht zu schade war auch auf die unspezifischte Frage ausführlich zu antworten.

Vielen Dank allen, ich hoffe mich entsprechend revanchieren zu können.

AIS - Sicherheit mit Tücken

Da die TurTur für ein Radarsystem einfach zu klein ist, habe ich mich entschieden einen AIS Transponder zu installieren.
Das AIS-System übermittel auf UKW ständig Daten wie Schiffsnamen und Rufzeichen, Position, Kurs und Geschwindigkeit und stellt dies Daten direkt auf dem Kartenplotter dar. Freundlicherweise stellte mir die Nordwestfunk GmbH ein solches Gerät günstig zur Verfügung und die SPI-Marine GmbH half mit Software und Installationsmaterial.
In Hamburg fehlte die Zeit um das Gerät noch zu installieren und so erfolgte der Einbau erst hier in Ampuriabrava. Nach ersten Schwierigkeiten habe ich mir Hilfe bei einem Yachtelektriker geholt.
Der örtliche Computershop bastelte mir noch ein Kabel um Netbook und Plotter gleichzeitig mit Daten zu versorgen.
Nun war ich gerade gemeinsam mit dem Elektriker dabei das Gerät anzuschließen, da klingelt mein Handy. Bremen Rescue, die Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger! In der spanischen Rettungszentrale war eine AIS Textmitteilung mit einem Mayday der Turtur eingegangen, allerdings verwunderte die Position mitten im Hafen von Ampuriabrava die Rettungsprofis doch ein wenig.
So kontaktierten sie Bremen, dort liegt meine Telefonnummer vor, allerdings hatte ich gerade die deutsche Simkarte gegen eine spanische gewechselt und war daher zunächst nicht erreichbar. Für Notfälle ist auch eine zweite Nummer anzugeben, in meinem Fall die meiner Eltern in Cuxhaven. Meine Mutter wußte, dass ich noch im Hafen war, so hielt sich die Sorge zum Glück in Grenzen, und konnte Bremen meine aktuelle Rufnummer geben. So klingelte also dann mein Handy. Zunächst einmal aus Bremen, 20 Minuten später fragten dann auch die Spanier nach, ob alles in Ordnung sei. Schließlich kam noch ein freundlicher Spanier von der örtlichen Rettungsstation persönlich an den Steg um nach dem Rechten zu schauen, dank meiner Position (die immer mit übermittelt wird) und Google-Earth konnten sie meinen Liegeplatz genau lokalisieren - moderne Zeiten.
Und wieso das ganze?
Die Ursache war ein kleines blaues Kabel, das der freundliche Computerspezi an den falschen Pin im Stecker gelötet hatte. Mit diesem Kabel kann man einen optionalen und bei mir nicht vorhandenen Seenotknopf installieren, kaum schalteten wir das Gerät ein, ging auch schon der schriftliche Maydayruf raus.
Vielleicht sollte Comar (der Hersteller des Systems) mal über irgendeine Bestätigungsroutine nachdenken oder zumindest ein passendes Kabel mitliefern.
Aber der Fehler lag natürlich ganz klar bei uns und ich bin nur froh, dass dieser Zwischenfall rechtzeitig im Hafen und nicht auf See passiert ist.
Dann wären die Sorgen in Cuxhaven sicher ungleich größer gewesen.
Es ist aber auch gut zu wissen, dass die Rettungsdienste gut kooperieren und echte Profis sich ggfs um einen kümmern.
Inzwischen ist das Übeltäterkabel gekappt, das System funktioniert, sowohl auf dem Plotter als auch auf dem Bordrechner werden andere Schiffe dargestellt und im Falle eines Kollisionskurses ertönt ein lautes Schiffshorn aus dem Rechner.

Der Anfang ist gemacht! 25.10.2009

Nun sitze ich hier in Ampuriabrava/Spanien auf meiner TurTur und habe mich entschlossen alle Freunde und Interessierte durch einen Blog über meine Reise zu informieren.
Der Entschluß zu einem großen Törn ist bereits vor fast einem Jahr gefallen.
An einem kalten, dunklen Herbsttag saß ich in Norderstedt auf meinem Sofa und haderte mit Gott und der Welt, die Ostsee-Segelsaison war kalt und stürmisch zu Ende gegangen und der Winter stand noch bevor.
Genervt von meiner eigenen Unzufriedenheit traf ich die Entscheidung etwas zu ändern, aus meinem goldenen Käfig auszubrechen.
Es ist schon absurd, ich hatte einen Job, der mir mit wenig Aufwand einen fast schon luxuriösen Lebenswandel ermöglichte, ich wohnte in einem großen Haus mit Garten, hatte ein tolles Auto der Oberklasse und ein, wenn auch kleines, ziemlich heißes Segelboot. Ich konnte mir die reichliche Freizeit frei einteilen und war (fast)keinem Rechenschaft schuldig. Klingt toll oder?
Und doch war ich unzufrieden, fühlte mich in goldene Ketten der Gewohnheit gelegt und immer wieder tauchte die gleiche Frage auf: Wofür das ganze?
Lange war quasi eine Option auf die Zukunft die Antwort auf dieses "Wofür".
Irgendwann kommt das großes Glück und ich bereite bis dahin die Basis.
Leider ging mir der Glaube ans große Glück dann irgendwann verloren.
Wenn schon die eigene Unzufriedenheit als Anlaß zur Unzufriedenheit reicht, ist es an der Zeit etwas zu ändern!
Nur was und wie?
Warum nicht das tun was ich wirklich möchte?
Genau an diesem Punkt durchfuhr mich ein großer Schreck, ich war kurz davor meine Träume zu verlieren.
Sofa, PC, TV, Job und Wochenendsegelei können doch nicht das Leben sein!
Was sind denn meine Wünsche?
Ich war tatsächlich soweit, dass mir die Antwort nicht leicht fiel, und musste schon ein bisserl in die hinteren Regale meines Hirns greifen um sie zu finden.
Seitdem ich die Bücher von Erdmann, Montessier, Haussner und den anderen Recken der Blauwassersegelei lese, verspüre ich den Wunsch nach einem Leben auf und mit dem Boot. Vielleicht ist es auch die Sehnsucht nach einem einfachen Leben ohne Verpflichtungen. Auf dem Wasser gibt es nur eine Verpflichtung und das ist das Boot. Wind und Wetter sagen einem deutlich was in jedem Moment zu tun ist und dies ist i.d.R. auch nicht aufschiebbar. Sind die Arbeiten mit Segeln und Boot erledigt, gibt es nichts weiter zu tun, ich kann lesen, träumen, fischen oder einfach nur faulenzen - und das alles ohne schlechtes Gewissen.
So ist dann die Entscheidung gefallen noch 2009 zu einem großen Törn aufzubrechen.
Zunächst stellte sich die Frage nach dem richtigen Boot. Meine TurTur ist zwar hochseetauglich und auch entsprechend ausgerüstet aber eben doch sehr klein und recht unkomfortabel.
Der Bleistift wurde gespitzt und scharf kalkuliert, wenn ich die TurTur zu einem halbwegs vernünftigen Preis verkauft bekäme und ein wenig Unterstützung aus der Familie einberechne sollte es mit Hilfe meiner Bank möglich sein ein größeres Boot für zwei bis drei Jahre zu finanzieren.
Schnell war auch ein entsprechendes Boot gefunden, die Gioia, ein Traum aus Aluminium und Holz, in Bestzustand und hervorragend ausgerüstet - segelklar auf Fehmarn zu übernehmen.
Doch leider wirkte sich die Bankenkrise auch auf meine Pläne aus.
Verkauften sich in den Vorjahren Boote wie die Turtur noch wie warme Semmeln, fand sich in zehn Monaten kein Interessent der bereit war einen fairen Preis zu zahlen.
Und auch meine Hausbank, die Hamburger Sparkasse, die mich noch 2006 mit Kreditangeboten überhäufte und von einer hervorragenden Risikoeinstufung faselte war nicht mehr so kooperationsbereit wie erwartet - klar, wer Lehmanbrothers an seine Kunden verkauft, der sollte Sicherheit ganz groß schreiben...
Aber mein Entschluß war gefallen.
Dann eben auf der TurTur.
Die Renovierung und der Auszug aus dem Haus in Norderstedt waren in vollem Gange und das geschäftliche mit meinem Kompagnon Malte besprochen.
Wie bereits 1999 angekündigt, ist es nun an der Zeit für mein Sabbatjahr.
Dank Malte und unseres Mitarbeiters Hardy bin ich guter Hoffnung, dass meine Abwesenheit sich nicht allzu negativ auf den Geschäftsverlauf auswirken wird.
Zum ersten August schaffte ich dann den Absprung, übergab die Firma an Malte und das Haus den neuen Mietern und zog mit (drastisch reduziertem) Sack und Pack auf die TurTur.
Noch hoffte ich einen Käufer zu finden und gab die Hoffnung nicht auf, segelte kreuz und quer über die westliche Ostsee und genoß die Freiheit im Ostseesommer.
Die Wochen vergingen ohne einen Käufer zu finden und es wurde langsam Zeit für eine Alternative.
Sechs Monate am tropschen Strand? Sicher nett aber nicht wirklich das was ich wollte.
Hand gegen Koje auf fremden Schiffen unter womöglich schrägen Skippern? Auch nicht das gelbe vom Ei.
Also die TurTur! In den acht Wochen an Bord hatte ich nichts wirklich vermißt, habe mich wohl gefühlt. Um aber wochenlang nonstop auf See zu sein, auch harte Stürme zu überstehen fehlen ihr eben doch einige Meter Länge.
Also musste ein Ziel her, das in überschaubaren Etappen zu erreichen ist, auch im Winter angenehme Bedingungen bietet und vor allem interessantes Segeln ermöglicht.
Die kanarischen Inseln!
Die Anreise komplett auf eigenem Kiel schien mir jahreszeitbedingt zu riskant und anstrengend, so wählte ich die Abkürzung über die Autobahn in die Gegend von Barcelona um von dort über die Balearen, Gibraltar und vielleicht Madeira zu den Kanaren zu gelangen.
Und jetzt sitze ich hier in Ampuriabrava, TurTur und Skipper sind bereit und morgen gehts los nach Menorca.
Bevor es losgeht, noch einige Worte zu meinem Starthafen.
Ampuriabrava ist eine Retortenstadt, entstanden Anfang der 60er Jahre, durchzogen von Kanälen deren Ufer mit Ferienhäusern und Villen gesäumt sind.
Mit 5 bis 6.000 Liegeplätzen gilt Ampuriabrava als größte Marina Europas, statistisch gesehen ergibt das pro Einwohner (Säuglinge und Greise eingerechnet) ein Boot, zumindest in der Saison wächst die Einwohnerzahl aber auf etwa 80.000.
Geht man durch den Ort, bekommt man den Eindruck, dass jeder der festen Einwohner ein Maklerbüro betreibt. Wer kauft hier bloß all die Häuser?
Klar, ein Ferienhaus mit Garten und dem Liegeplatz für die Yacht direkt am Grundstück ist toll, aber so ein Zweitwohnsitz soll doch auch von Land aus ein wenig Ambiente bieten (vor allem wenn die Hütte schnell mal 800.000 kosten soll).
Und landseitiges Ambiente konnte ich hier nicht wirklich finden, alles versprüht einen argen Touricharme, sei es die Colonia-Bar (aber wirklich gutes Essen für kleines Geld - heute:Spagetti mit Gambas, Hirschbraten mit Rotkohl und Knödel, Mousse au chocolat mit Sahne, dazu ein Glas Wein für 10,90) oder auch die rheinischen Rentnerscharen. Zumindest für mich nicht wirklich eine Alternative.
Zur Startpunkt meiner Reise war es aber eine gute Wahl, diverse Yachtausrüster, deutscher Computershop und recht günstige Liegeplätze. Eine woche habe ich mich hier wohl gefühlt, jetzt ist es aber Zeit weiter zu kommen.
Die Wind- und Wetterprognosen sind recht ordentlich, Sonnenschein und nördliche Winde 2-4 Bft. - prima für den Anfang.
Der heutige Probeschlag lief prima, die to-do-liste ist nicht länger geworden.
Es geht also los!