Montag, 30. November 2009

Meeressäuger

Englischer Humor

Es ist schon höchst interessant hier auf britischem Boden, Sonntags schallt der Jubel der Fußballfans aus den diversen Sportbars durch die Stadt und hin und wieder sehen wir uns Situationen gegenüber, in denen wir uns vor Lachen kaum halten können.
Beispiel?
Gestern Mittag, der Himmel ist schwarz in grau, es regnet in Strömen. Da kommt uns auf dem Steg eine alte englische Lady entgegen, gebeugt, das Kinn in den Kragen gezogen und statt eines "Good Morning" bekommen wir nur ein "it seems as if we get some rain today" zu hören, very british.
Und schräg können sie sein, diese Engländer. Am gleichen Steg liegt eine fette, moderne, hochglanzpolierte Motoryacht, schneeweiß und gut über zwanzig Meter lang und was entdeckt man bei einem Blick in den Salon? Einen Raum voller Vogelkäfige mit tropischen Piepmätzen. Nicht zwei oder drei, sicherlich 20-30 oder mehr Volieren füllen den Salon komplett aus, wie es sich gehört, bekommen die Vögel auch ihren Ausflug - im Salon.

Nachdem gestern wegen dem Regen nicht viel zu machen war steht heute der Stadtbummel in Gibraltar auf dem Programm. Morgen dann die spanische Seite der Bucht.
Ach ja, hier scheint wieder die Sonne vom blauen Himmel.

Sonntag, 29. November 2009

Benalmádena – Gibraltar


Adios mare nostrum
Das erste große Etappenziel ist geschafft, wir liegen sicher und wohlbehalten im Yachthafen von Gibraltar. Auf den letzten fünfzig Meilen zeigte sich das Mittelmeer noch einmal von seiner schönsten Seite, wir konnten den größten Teil unter Spi zurücklegen und der Motor brauchte nur wenig helfen. Es war ein bisschen wie Weihnachten, Wünsche wurden erfüllten.
Zum einen kamen wir endlich aus dem fürchterlichen Benaládena weg und Lars scheint die gröbsten Erkältungsbeschwerden hinter sich zu haben, dann durften wir an Naturschauspielen der Extraklasse teilhaben, zunächst beäugte uns ein großer Wal, vermutlich ein Finnwal, erst von steuerbord, dann von backbord und schließlich kreuzte er unseren Kurs nur einen guten Meter vor dem Bug der TurTur, am späteren Abend gesellte sich dann eine große Schule Delfine zu uns und suchten regelrecht den Kontakt. Flach auf dem Bug der TurTur liegend, konnten wir die Jungs fast berühren und ihnen direkt in die Augen schauen. Ein Delfin nach dem anderen drängelte sich vor´s Boot, legte sich auf die Seite und suchte den Sichtkontakt.
Und dann natürlich „The Rock“ - Gibraltar, der große dunkle Felsen vor dem rotem Abendhimmel und nur wenige Meilen südlich: Afrika!
Die Ansteuerung der Bucht von Gibraltar bei Nacht war dann ein kleines Abenteuer für sich.
400m lange Frachter, dutzende Großschiffe auf Reede (und wir mittendurch), Tidenstrom und Hafenpläne die nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprachen forderten unsere volle Aufmerksamkeit. Gegen 02 Uhr waren wir dann aber in der Marina Bay Marina fest und fielen nach Snack und Drink erledigt in die Kojen.
Nach dem vielen Sonnenschein in Spanien, merkten wir heute früh sofort wo wir gelandet waren:
Auf britischem Gebiet – es regnet Bindfäden und pustet kräftig aus Nordwest.
Hier werden wir uns nun auf den längeren Törn Richtung Kanaren vorbereiten aber natürlich auch die Umgebung (Tarifa) erkunden.
Fotos und Wal-Spots reiche ich nach.

Donnerstag, 26. November 2009

Cartagena - Benalmádena


Das Mittelmeer zieht sich und gibt sich störrisch wie gehabt.
Die Wettervorhersagen ließen uns ja hoffen direkt bis Gibraltar segeln zu können aber dann kam es doch wieder ganz anders. Die nächtlichen Flauten und ein früher als erwartet auf westliche Richtungen drehender Wind zwangen uns 60 Meilen vor den Säulen des Herkules abzudrehen und Benalmádena anzulaufen.
Wir starteten am Montag Morgen in Cartagena unter Spi und spulten die Meilen nur so ab, gegen Abend drehte der Wind dann zunächst etwas vorlich, so dass wir auf den Code0 wechseln mussten, und schlief dann gänzlich ein. Auch 15 Meilen von der Küste entfernt waren wir noch im Bereich des Mobilfunknetzes und so konnte ich auf dem aktuellen Wetterbericht sehen, dass sich gegen 01.00 Uhr wieder Wind einstellen sollte - so kam es dann auch. Also weiter unter Spi gen Gibraltar.
Auch am zweiten Tag des Törns stand ein, wenn auch schwacher aber doch halbwegs beständiger Wind aus östlichen Richtungen durch. Auf der Suche nach mehr Wind (und entsprechend des Wetterroutings) entfernten wir uns einigen Meilen von der Küste.
Leider schlief der Wind mit dem Sonnenuntergang erneut ein und kehrte auch in der Nacht nicht wirklich zurück, so wurde die Nachtruhe von schlagenden Segeln und später vom Getöse des Außenborders gestört. Die Nähe der Sierra Nevada ließ auch die Temperaturen deutlich fallen. Gemütlich ist etwas anderes.
Entschädigung brachten allerdings die Delfine, wie schon am Tag zuvor begleiteten sie die TurTur in großen Schulen, spielten in Bug- und Heckwelle und waren zum Greifen nahe. Schon am Tage ein tolles Schauspiel, in dunkler Nacht wird es dann aber wirklich atemberaubend, schwarzes Wasser und silbrig leuchtende "Torpedos", ein Erlebnis der Extraklasse und mit Worten nicht zu beschreiben.
Co-Skipper Lars hat nach wie vor Schwierigkeiten tagsüber schlafen zu können, nachts dafür umso besser, das bedeutet für mich lange Wachen bei Flaute und Dunkelheit - ziemlich anstrengend und wenig erquickend. Hinzu kommt, dass Lars sich in Cartagena einen kräftigen Husten eingefangen hat und ein wenig malade ist.
Als sich am frühen Mittwoch Morgen nach der Flaute dann wieder Westwind einstellte, entschied ich mich die häßliche Costa del Sol anzulaufen. Nach acht dröhnenden Motorstunden erreichten wir am späten Mittwoch Vormittag Benalmádena.
Die Liegegebühren sind günstig (8,-), der Service verbesserungswürdig und die Tourismus-Retortenstadt fürchterlich. Touriabzocke wohin man auch schaut.
Den einen Nieselregentag (den ersten seit Wochen) werden wir aber überstehen und hoffen, dass uns morgen (Freitag) die Winde nach Gibraltar lassen.
Die Energieproblematik hat sich etwas entschärft, nur wenn alle Systeme (Autopilot, Radarreflektor, AIS) dauerhaft eingeschaltet sind, kommt das Solarpanel nicht mit der Ladung hinterher, bei normalen Bedingungen ohne viel nächtlichen Verkehr sollten die Batterien einige Tage genug Energie liefern. Dennoch werde ich mich in Gib nach einem kleinen Generator umschauen.
Abgesehen von Lars´Husten aber alles wohlauf an Bord der TurTur.
Cartagena - Benalmádena ca. 240sm , 50 Stunden davon 15 unter Motor - Verbesserungswürdig!

Sonntag, 22. November 2009

Noch ein Filmchen...

Um Gottes Willen - jeder Törn hat sein eigenes Motto






Sailing for Jesus - das ist das Motto einer schwedischen Gruppe die wir hier in Cartagena kennen gelernt haben. Gospelkonzerte, Konfirmationsfreizeiten und schlichte Missionsarbeit stehen im Mittelpunkt ihrer Reisen.
Auf der Ostsee würde man jetzt einen der üblichen Traditionssegler erwarten, wie man sich täuschen kann. Die Elida ist eines der größten in GFK gebauten Schiffe überhaupt, rund 40 Meter lang und ein wirklich rassiger Dampfer.
Dass der Designer schon Volvo-Ocean-Racer gezeichnet hat, glaubt man beim Anblick sofort: Gerader Steven, flaches Unterwasserschiff, zwei stattliche 45 Meter Masten und Beschläge der Sonderklasse versprechen Segelspaß pur, die nette Crew berichtete von Geschwindigkeiten jenseits der 20 Knotenmarke.
Vielleicht sollte Freund Olli S. doch noch mal kirchlich aktiv werden, Skipper auf dieser Yacht wäre doch ein netter Job, oder?
Nähere Informationen unter www.elida.se

PLAN B






Plan B steht – sollten mir die Kanaren wider Erwarten nicht gefallen, Catagena ist eine Alternative die mir wirklich gefallen könnte und das will schon was heissen, schließlich reagiere ich auf Großstädte normalerweise eher mit Fluchtgedanken.
Aber Cartagena ist anders, Cartagena lebt, Cartagena ist überall in Veränderung begriffen, Cartagena probt die Verbindung von Antike und Moderne.
Schon in der Hafeneinfahrt fielen mir die Grafittis auf der großen Mole auf, keine Spur von no-Future oder Wirtschaftskrise, in riesigen Lettern hat dort jemand „Region Cartagena“ aufgesprüht, nicht schön aber aussagekräftig. Diesen Regionalstolz kann man in der Stadt nicht nur spüren, sondern auch nachempfinden. Dieser Landstrich gehört wohl zu den ärmsten Gegenden Spaniens und noch vor wenigen Jahren muss es hier recht grau und trostlos gewesen sein.
Inzwischen scheint die Stadt ihre kulturellen und historischen Trümpfe wiederentdeckt zu haben und wuchert mit ihnen.
Die Stadtgründung erfolgte bereits vor unserer Zeitrechnung durch den Vater von Elefanten-Hannibal und war die Europa-Hauptstadt der Weltmacht Karthago, irgendwann kamen dann natürlich auch die Römer und ihnen folgten wohl alle Seemächte des Mittelmeerraums.
Im spanischen Bürgerkrieg war Cartagena die letzte Bastion der Republikaner und noch heute ist hier die spanische Kriegsflotte stark vertreten. Auch die US-Mittelmeerflotte ist häufig zu Gast.
Neben den Marinesoldaten prägen vor allem die vielen Studenten der örtlichen Uni das Bild.
Die moderne Marina liegt direkt am Stadtzentrum, ist mit allem was das Seglerherz begehrt ausgestattet und wird von einem freundlichen Mini-Segler betrieben (Sonderkonditionen gibt es trotzdem nicht )-: ). Unmittelbar vor dem Ausgang der Marina verläuft die riesige Stadtmauer und sorgt für den ersten Aha-Effekt, echte Grafittikunst ziert die neu konstruierten Treppenaufgänge, auf der Mauerkrone führen Spazier-, Lauf- und Radwege um den Stadtkern herum.
Die Hauptstraße ist gesäumt von restaurierten Häusern oder besser Stadtpalais aus dem 18. und 19. Jahrhundert in denen sich eine Vielzahl von Geschäften, Cafés, Restaurants und Tapasbars befinden.
Hier ein paar dicke Bohnen mit Speck, dort ein bisserl Huhn mit Tomate und Paprika, Kartoffeln mit Aniswürstchen, überbackenen Spinat oder nur Kartoffeln mit Soße. Das kann schon gefallen.
So fiel es uns nicht schwer, hier auf das nächste Wetterfenster zu warten. Soweit die Meteorologen Recht behalten, sollte sich dieses Fenster morgen, am Montag öffnen. Leichte bis mittlere Winde aus Nord bis Ost versprechen eine zügige Überfahrt nach Gibraltar.
Wir werden sehen.
In der Diaschau findet ihr in Kürze viele neue Bilder.

Freitag, 20. November 2009

Porto Cristo - Cartagena




Bereits gestern (Donnerstag) Nachmittag sind wir nach fast drei Tagen und zwei Nächten auf See gut in Cartagena angekommen.
Das Mittelmeer zeigte sich wieder einmal sehr launisch und präsentierte uns fast das gesamte Spektrum, Flaute mit glatter See, Flaute mit grober See, kräftigen Wind mit grober See von vorn und auch von hinten.
Für die rund 260 Meilen benötigten wir etwa 55 Stunden.
Am Dienstag Morgen ging es los, allerdings nicht so früh wie geplant denn früh um sechs regte sich noch kein Lüftchen und so ließen wir uns etwas Zeit für ein solides Frühstück. Aber auch um neun war vom angekündigten Wind noch keine Spur und wir opferten ein gutes Drittel unserer Treibstoffreserve und motorten die Südostküste Mallorca hinunter. Erst am Nachmittag konnten wir die TurTur ihrer Bestimmung entsprechend nutzen und passierten während des Sonnenuntergangs die kleine Insel Cabrera im Süden Mallorcas. Durch die Nacht flogen wir unter Code0, Fock und Gross Ibiza entgegen, beim Morgengrauen lag die Felsenküste der Partyinsel deutlich vor dem Bug. Wir steuerten die schmale Durchfahrt zwischen Ibiza und Formentera an - das letzte Wetterrouting vor der Abfahrt favorisierte die Südroute - vielleicht war das ein Fehler, denn abgesehen vom schönen Panorama erwarteten uns hinter den Inseln unangenehme Verhältnisse. Flaute von hinten und ordentlicher, alter Schwell von vorn.
Schlagende Segel, knallende Schoten und ein fast nicht zu kontrollierendes Boot.
Schon bald frischte der Wind aber wieder auf und der große Spi zog uns zügig gen Südwesten. Am Nachmittag wurde der Kurs dann zu spitz für den Spi und wir wechselten wieder auf den Code0 und rauschten weiter unserem Ziel entgegen.
Lars übernahm die Wache und ich versuchte unter Deck ein bisserl Schlaf zu finden.
Schon nach kurzer Zeit war dies allerdings nur unter erschwerten Bedingungen möglich, denn Wind und See legten kräftig zu.
Unter Deck wird es dann wirklich laut und nur ins Leesegel gepresst mit dem Kopfkissen auf den Ohren war an Schlaf zu denken.
Ständig hörte ich überkommendes Wasser und wunderte mich schon ein wenig, dass Lars noch ohne Murren am Ruder saß.
Irgendwann war Lars es dann aber doch satt ständig geduscht zu werden und ich wurde zum Segelwechsel an Deck gerufen. Code0 weg und das Groß ins erste Reff, vielleicht nicht der schnellste Segelstell aber für eine mondlose Nacht mit vier Meter hohen Wellen nicht die schlechteste Wahl.
Um ggfs noch abfallen zu können hielten wir etwas vor und steuerten einen nördlicheren Kurs. Letztlich ein Fehler, denn so gerieten wir in den Schifffahrtsweg zwischen Gibraltar und Valencia, sahen uns gezwungen noch nördlicher zu gehen und fanden uns östlich des Mar Menor in der Bucht von Alicante wieder. Am Donnerstag Vormittag rundeten wir, wiederum bei fast vollständiger Flaute und Nebel das Cabo de Palos.
Gegen 16 Uhr machten wir dann in der neuen Stadtmarina von Cartagena fest.
Fazit dieses Törns:
- Technik ist was feines, ohne AIS und Plotter hätte die Nacht noch mehr Nerven gekostet. (inzwischen ist auch Lars, zuvor eher Technik-Skeptiker, vom AIS begeistert)
- Technik benötigt Energie, da muss ich noch nachrüsten. Obwohl wir nur wenig unter Autopilot fuhren gingen die Batterien nach 50 Stunden langsam in die Knie. Hat nicht noch jemand eine Brennstoffzelle rumliegen? ;-)
- Nachts ist mein Autopilot definitiv der beste Rudergänger - immer wieder beeindruckend.
- Was den Schlaf- und Wachrythmus betrifft ist Einhandsegeln einfacher als zweihand.
Mit Begleitung nutzt man einfach nicht jede Möglichkeit zu ruhen, man redet oder leistet einfach Gesellschaft und irgendwann sind beide dann ziemlich groggy.

Daher sind wir auch noch nicht in Gibraltar sonder "nur" in Cartagena.
Zunächst war ich eher skeptisch, Großstädte sind ja nicht so mein Ding und die Touristen-Bettenburgen am Mar Menor sahen alles andere als vielversprechend aus.
Aber schon unser erster kurzer Rundgang am frühen Donnerstag Abend überzeugte mich vom Gegenteil. Cartagena ist ein uralter Schatz der gerade wiederentdeckt wird, überall wird gebaut, Altes restauriert und schönes Neues errichtet.
Die Stadt erblüht geradezu, viele Menschen auf den Straßen, Historisches trifft Moderne. Wirklich beeindruckend. Dazu später mehr.

Montag, 16. November 2009

Advent Advent ein Lichtlein brennt...

... und für uns scheint sich etwas verfrüht das erste (Wetter-)Türchen zu öffnen.
Wenn die Vorhersagen dann auch so eintreffen, werden wir morgen Früh mit Südwind starten, im Laufe des Tages den Mallorcakanal (die Passage zwischen Mallorca und Ibiza)passieren und nördlich Ibiza dann am Mittwoch auf östliche Winde stoßen.
Diese wollen wir nutzen so lange es eben geht.
Nach meinem Wetterrouting könnten wir bis Freitag Mittag die Straße von Gibraltar erreichen, wir gucken aber erstmal wie lange wir Lust haben, als möglichen Zwischenstopp haben wir Cartagena im Blick.
Heute stocken wir die Vorräte an Wasser und Nahrung auf um ggfs bis zum Wochenende auf See bleiben zu können.
Das Wetter ist auch weiterhin traumhaft, wir kommen aus den Shorts kaum noch raus, morgens um acht genießen wir bereits über 18 Grad C und strahlenden Sonnenschein.
Ein kleines bisserl Wehmut kommt beim Verlassen der Insel schon auf, nette Nachbarn, angenehme Backgammon-Bars, leckere Bacon-Datteln und andere Tapas lassen wir nun hinter uns - schließlich bleibt der Sommer nicht ewig auf Mallorca.
Wundert euch jetzt also nicht, wenn ihr einige Tage nichts neues zu lesen bekommt, ich lasse von mir hören sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen (und Verbindung zum Internet) haben.
Viele Grüße von Bord der TurTur
Lars + Christoph

Samstag, 14. November 2009

Wind und Wetter - should we stay or should we go?





Nach einer wunderschönen Inseltour gestern - nein, wir haben keinen Kat gekauft - stellt sich die typische Seglerfrage: Kreuzen oder warten?
Und diesbezüglich wäre ich auch auf die Meinungen der Wind- bzw. Mittelmeerkundigen unter euch gespannt.
In den nächsten Tagen bleibt die Windrichtung SW, genau auf unsere Nase, erst Mitte der kommenden Woche könnte sich möglicherweise ein kurzes Fenster mit östlichen Winden öffnen. Momentan denke ich, dass es wohl das Sinnvollste wäre zu warten und Dienstag oder Mittwoch mit dem letzten SW Wind nach Süden zu segeln und dann mit dem drehenden Wind auf einen westlichen Kurs zu wechseln.
Was rät mir die Gemeinde? -Tipps und Ratschläge willkommen!
So nett wie es auch hier auf Mallorca ist, ich würde ja doch gerne langsam weiter kommen.

Freitag, 13. November 2009

Guter Tausch


Geschwindigkeit ist nicht alles und jeder Meter bringt mehr Komfort.
Da ich ja auch nicht mehr der Jüngste bin, habe ich mich entschlossen, die TurTur gegen ein wunderschönes 12m Stahlschiff zu tauschen. Klar, ein bisserl was muß ich an dem Kahn noch tun aber abgesehen von Kleinigkeiten ist das Schiff segelklar für eine Weltumrundung!



















































Kleiner Scherz!

Landpartie




Kaum schreibe ich mal ein paar Tage nichts, da kommen schon erste, besorgte Emails und erkundigen sich nach meinem Wohlbefinden.
Ja, es ist alles bestens, ich genieße das sommerliche Wetter auf Mallorca und den gemütlichen Charme Porto Cristos.
Was soll ich da auch groß berichten, welche Cafés und Kneipen ich besuche, was es zum Mittag gab?
So ausführlich soll mein Blog dann doch nicht werden.

Am Mittwoch (11.11.) habe ich mir einen kleinen Mietwagen genommen und damit ein wenig die Insel erkundet. Mallorca ist wirklich schön, der Massentourismus allerdings fürchterlich.
Städte gilt es zu meiden, sie gleichen sich, Pommes und Pizzabuden reihen sich an T-Shirt und Kitsch Geschäfte. Da bleibt nur die Flucht.
Auf dem Lande, speziell im Inselinneren finden sich traumhafte, felsige Landschaften. Schafe kreuzen die Straßen, die sich in Serpentinen die Berge hinauf und hinab schlängeln.
Aber auch die Küsten sind beeindruckend mit ihren steilen Felswänden und den tief eingeschnittenen Buchten.
Im Laufe des Tages habe ich so fast die ganze Insel umrundet, nur den angeblich schönsten Teil im Westen habe ich leider auslassen müssen, denn in Palma wollte ich noch Seekarten und andere Ausrüstung besorgen.
Am Abend stand noch eine Verabredung mit meinem Kindheitsfreund Carsten auf dem Programm, er lebt seit einem halben Jahr in Palma und so nutzten wir die Gelegenheit nach 20 Jahren mal wieder in Kontakt zu kommen.
Es wurde ein ausgesprochen netter Abend mit Carsten und seiner Frau, ein klasse Restaurant und gute Gespräche. Leider musste ich irgendwann die Tafel auflösen, denn schließlich wollte mein Co-Skipper Lars noch vom Flughafen abgeholt werden.
Auch das klappte wie am Schnürchen.
Die TurTur ist jetzt komplett besetzt und es fehlt nur noch an passenden Winden.
Die sind leider noch nicht wirklich absehbar, SW SW SW.
Ursprünglich sollte es am Freitag trotz allem aber losgehen, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre...
Am Donnerstag Abend, wir saßen in Porto´s Winebar, erfuhren wir von einem großen Katamaran der am Wochenende hier versteigert werden soll … und Larsi´s Augen begannen zu leuchten.
So verschoben wir den Start um zumindest einen Tag, leihen noch einmal einen Mietwagen und Lars bekommt die Chance nicht nur den Kat sondern auch noch ein bisserl was von der Insel zu sehen.
Um den Wind ist es nicht schade, denn der pustet nur schwach genau aus SW und da wollen wir ja hin.
Das Wetter ist weiterhin fantastisch, auch in Shorts und T-Shirt kommt man ins schwitzen und die Nächte sind angenehm kühl. Vielleicht dreht der Wind ja auch irgendwann...

Freitag, 6. November 2009






Mallorca!

Mein lieber Scholli, das war ganz schön heftig, aber der Reihe nach...
Nach einem kurzen Frühstück habe ich heute morgen um 07.15 Uhr die Leinen los geschmissen und Mahon (übrigens die Heimat der Mahonnaise – wieder was gelernt) Richtung Mallorca verlassen.
Über Nacht hatten sich zwar die Vorhersagen von Windfinder etwas verschärft, statt 12kn Wind wurden nun 20kn angekündigt, dafür wurde weniger Regen versprochen, da aber die Richtung bei Nord blieb, sah ich keinen Grund den Törn aufzuschieben.
Trotz der gerade erst beginnenden Dämmerung waren schon recht dunkle Wolken am Himmel zu erkennen. Was solls!
Segel hoch, Motor aus und los!
Gleich im Hafen preschte die TurTur mit bis zu zehn Knoten los und wir erreichten schnell die äußere Bucht, schon früh konnte ich dort eine ordentliche Düngung erkennen, die ich zunächst für Vogelschwärme hielt. Da es statt aus NW aus NE pustete, drehten die Wellen schön um La Mola rein. Wow! Solche Wasserberge habe ich zuletzt in der äußeren Biskaya erlebt.
Aber da fühlt sich die TurTur ja wohl.
Nicht so schön war die erste Regenfront, die uns noch in der Bucht von Mahon erwischte.
Der Wind frischte schnell auf 25-30 kn auf und drehte auf West!
Das hatten die Meteorologen so nicht versprochen.
Also schnell das Groß gerefft, erst eins dann zwei, Zähne zusammen beißen und durch.
In solchen Situationen erweist sich die TurTur dann schon mal als Biest, Böen werden gnadenlos mit Sonnenschüssen quittiert und Großschot und Traveller wollen pausenlos bedient werden. Klar, im dritten Reff wäre es entspannter gewesen. Da aber leider die Refferei bei mir recht mühsam ist (besten Dank nochmal an Jan-Segel), wollte ich diese Front aussitzen.
Eben goss es noch in Strömen und der Wind pfiff in den Wanten und im nächsten Moment kommt die Sonne raus und aus Starkwind wird ein laues Lüftchen.
Mit der Brise schwand auch die Hoffnung vor Sonnenuntergang auf Mallorca einzutreffen, das ETA ging auf 20, 22, 24 Uhr.
Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Der Wind drehte auf Nord zurück und kaum hatte ich mein Wundersegel, den Code0 gesetzt, wehte es auch wieder mit 12-15kn.
Zack, da lag das Eta war wieder zwischen 16 und 17 Uhr.
Und nun sollte der Spaß beginnen!
Im Dauersurf schossen wir mit 8 bis 12kn unserem Ziel entgegen und der Wind legte weiter zu.
Irgendwann war es dann doch zuviel, das Speedo ging kurzfristig auf über 15kn und nach zwei Sonnenschüssen musste ich handeln, rollte den Code0 wieder ein und band ein Reff ins Groß.
Als Minisegler ist man aber verwöhnt, 20kn Wind aus der richtigen Richtung (95 Grad AWA) und nur zwischen 6 und 8 kn Speed – das geht ja gar nicht!
Also die Fock runter und das Wundersegel ausgerollt – das war die richtige Entscheidung, wie auf Schienen ritten wir die inzwischen gut vier Meter hohen Wellen ab.
Der alte Erdmann schrieb mal, dass Geschwindigkeit auch Sicherheit bedeutet. Wie recht er hat, mit diesem Speed konnten wir gerade noch einer zweiten Front entwischen und vor den dunklen Wolkentürmen den Menorcakanal zwischen den Inseln passieren.
Wie im Fluge ging es weiter, aber auch im zweistelligen Bereich lief die TurTur so brav unter Autopilot, dass ich mir unter Deck das Hühnchencurry vom Vortag warm machen und verdrücken konnte.
Kaum war der Topf geleert, galt aber auch schon wieder Anwesenheitspflicht im Cockpit.
Der Wind überschritt die 20kn Marke und TurTur dauerhaft die 12er. Ein wirklich heißer Ritt!
Wir näherten uns Porto Cristo, unserem Zielhafen, und es wurde absehbar, dass es diesmal trotz aller Geschwindigkeit nicht reichen würde. Schwarze Wolken zogen über Mallorca auf und heftige Schauer ließen die Insel im Regen verschwinden. Gerade noch rechtzeitig rollte ich den Code0 weg und schaffte ihn unter Deck, nur mit dem Groß im ersten Reff blieben wir im Dauersurf und unser Zielhafen verschwand im Regen außer Sicht. Der Wind erreichte Spitzen von 35kn.


Bei diesen Bedingungen wollte ich keinen fremden Hafen anlaufen, ich nahm auch das restliche Groß weg, verzurrte es am Baum und lief vor Topp und Takel mit 3-4 kn auf Porto Cristo zu.
Vor den heftigen Schauern flüchtete ich unter Deck und ließ die Elektronik Wache schieben (natürlich steckte ich auch von Zeit zu Zeit den Kopf in den Regen und prüfte die Lage).
Kaum war die Front durch, schlief auch der Wind immer mehr ein.
Zunächst ging es noch unter Fock und auf den letzten zwei Meilen musste sogar der Motor helfen.
Um 16 Uhr liefen wir schließlich im Zielhafen ein, bei Sonnenschein und absoluter Flaute.
Das Mittelmeer ist wirklich wechselhaft.
Ziemlich groggy und mit gefühlt 10cm längeren Armen gab´s dann noch nen Sundowner und abschließend eine Kleinigkeit zu essen direkt am Hafen.
Was für ein Tag!
Aus, ich muss es eingestehen, Schiss wurde Vertrauen ins Boot (und auch in den Skipper), der Anspannung folgt Entspannung.
Die TurTur liegt gut vertäut am Transitpier und nun kann der fürs Wochenende angekündigte Sturm ruhig kommen.
Gute Nacht zusammen!

knapp 60 Seekartenmeilen in 9 Stunden, trotz Starkwindkreuz zu Beginn und Flauten zwischendrin - gar nicht übel, oder?

Donnerstag, 5. November 2009

Winter?




Wie mir zuverlässige Quellen berichten, fällt in Norddeutschland bereits der erste Schnee, das ist bitter. Allerdings muss ich eingestehen, dass das Thermometer auch hier einige wenige Grad gefallen ist, heute morgen habe ich tatsächlich mal wieder eine Jeans rausgewühlt und ein Hemd übers T-Shirt gezogen.
Inzwischen hat das Thermometer die 20 Gradmarke überschritten und das Hemd liegt wieder in der entsprechenden Tasche.
Wenn die Meteorologen Recht behalten wirds morgen ein Tag fürs Ölzeug, zumindest hier auf Menorca soll es den ganzen Tag regnen, auf Mallorca hingegen siehts besser aus.
Für mich heisst das, früh aus den Federn und den versprochenen guten Wind nutzen um dem feuchten Nass zu entfliehen.
Heute hab ich noch ein bisserl am Schiff gebastelt, meinen Anker griffbereit am Heckkorb montiert und die MoB-Leuchte und -Leine neu positioniert.

Beim ersten Blick aus dem Niedergang, erschien Mahon fast wie in alten Zeiten.
Gleich drei Großsegler lagen in meinem Blickfeld.
Zum einen die Wind-Surfer, ein schrecklich hässlicher Kreuzfahrtpott mit vier Pseudomasten drauf, der wohl regelmäßig einmal die Woche die Stadt beglückt (war auch schon bei meiner Ankunft hier),
dann die Seacloud, ansich ja auch keine Schönheit aber im Vergleich schon fast eine Augenweide.
Und last but not least die Sir Robert Baden Powell, eine kleinere aber schnittige echte Schönheit. Die Sir-Robert hat wohl ihre Saison hinter sich und wartet bei der Werft auf neue Reisen.
Neues von mir gibt´s jetzt erst, wenn nichts dazwischen kommt, von Mallorca.

Dienstag, 3. November 2009

Waschtag



Nachdem ich gestern Abend mit Tobias, dem britischen Minisegler auf ein (oder zwei)Guinness unterwegs war - drei Stunden intensive Unterhaltung entrosten das Englisch doch ungemein - und deshalb nicht zum Kochen gekommen bin, hab ich mir heute das erste Mal so richtig was gebruzzelt, Nudeln mit viel frischem Gemüse vom Markt.
Um den Haushaltstag abzurunden war auch große Wäsche angesagt.
Der freundliche Amel-Eigner von nebenan hatte wohl etwas Mitleid und bot mir an seine Waschmaschine und seinen Trockner zu nutzen, ein Angebot dem ich nicht widerstehen konnte. So blieb neben den zwei Maschinenladungen Kochwäsche nur ein bisserl Buntwäsche zur manuellen Behandlung übrig.
Inzwischen trocknet alles im kräftigen, warmen Wind und ich freu mich auf duftende Bettwäsche...
Bei der Gelegenheit konnte ich auch einen genaueren Blick in die brandneue Amel 54 werfen, ein wirklich beeindruckendes, tolles Blauwasserschiff.
Und ein gekühltes Bier gab´s natürlich auch.

Montag, 2. November 2009

Zwangsumsiedelung

Heute Nacht war es dann soweit, gegen Mitternacht klopfte die spanische Hafenpolizei erneut am Schiff und mir blieb nichts anderes übrig den Liegeplatz zu wechseln.
Manchmal brauch ich eben einen gewissen Druck.
Gut so, inzwischen liegt die TurTur in der Marina am nördlichen Ende des Hafens von Mahon, gut vertäut am Kopf eines Steges.
Hier gibt es tatsächlich auch rudimentäre sanitäre Einrichtungen und auch nette Nachbarn.
Der Weg in die Stadt ist zwar etwas weiter, dank der neuen Bekannten sollten Einkaufsfahrten per Auto aber kein Problem sein.
Bis morgen wird es noch windig bleiben, bleibt es bei den momentanen Vorhersagen werde ich Donnerstag oder Freitag den Sprung nach Mallorca angehen.
Am Wochenende wird der Wind dann richtig knackig, bis dahin möchte ich gut geschützt auf Mallorca im Hafen liegen.
Und dann ist die Zeit der Einhandsegelei fast schon für die nächsten Wochen vorbei, am 11.11. fliegt Freund Lars ein und gemeinsam geht es dann gen Westen weiter.

Sonntag, 1. November 2009

Mal keine Superlative?





Ihr wollt auch mal etwas Negatives lesen?
Klar, hier gibt’s doch die ungeschönte Wahrheit...
Gerade ist mir beim Essen die Ketchupflasche „explodiert“, hab wohl zu fest gedrückt und schwupps! hatte ich ne Menge roter Sauce auf Teller, Sonntagszeitung und leider auch ein bisserl auf Hemd und Hose. Werde wohl bald mal eine Münzwäscherei suchen müssen.
Das reicht noch nicht?
Ok, ich hab noch mehr zu berichten.
Nach einem kleinen Törn mit Alain, dem freundlichen Ocibar-Mitarbeiter (weiter unten hatte ich schon von ihm berichtet) am gestrigen Nachmittag kam ich erst in der Dunkelheit zu meinem Liegeplatz zurück und hatte keine Lust mehr mit den Mooringleinen zu hantieren, deshalb blieb TurTur längsseits am leeren Steg liegen.
Das war sicherlich ein Fehler, denn so war die ja eh schon auffällige TurTur noch auffälliger.
Gegen 23 Uhr, ich wollte gerade in die Koje springen, klopfte dann auch die Hafenpolizei.
Zunächst in einem unfreundlichen Ton, wurde ich gefragt, wer mir die Erlaubnis gegeben hätte hier festzumachen, die Plätze wären an Privatpersonen vermietet und anlegen verboten.
Ob es in Deutschland üblich wäre einfach ohne vorherige Absprache einen Liegeplatz zu belegen?
Das konnte ich natürlich ohne schlechtes Gewissen bestätigen und die übliche Praxis vorab per UKW die Liegeplatzsituation zu klären ist für mich mehr als unpraktisch. Zum einen ist das Englisch der Marineros in aller Regel kaum besser als mein Spanisch (gleich null) und zum anderen sind meine Anforderungen als Einhandsegler an einen Liegeplatz ja schon speziell – ich hab keine Lust mir meine TurTur kaputt zu fahren nur um irgendwelchen Vorschriften genüge zu tun.

Klar, Ordnung muss sein und diese Vorschrift ist in der Saison sicher nachvollziehbar, momentan ist der gesamte Steg aber unbenutzt und so erschienen mir die Einwände der Beamten doch etwas albern. Wie auch immer, man gestattete mir die Nacht dort zu verbringen und ich sagte zu mich heute zu verhohlen.
Das hab ich dann auch gleich gemacht, allerdings erstmal nur auf die andere Seite des Stegs, etwas besser versteckt hinter einem größeren Boot.
Nach meinem Ketchupabenteuer suchte ich vorhin dann das Büro der Hafenbehörde auf und versuchte vergeblich die Erlaubnis für eine weitere Nacht zu ergattern. Immerhin drückte man mir freundlich einen Zettel mit den Kontaktdaten der privaten Marinas in die Hand.
Nicht, dass ich diese vorher nicht schon gehabt hätte...
Bei Sunseekers hab ich es gar nicht erst probiert und bei der in Frage kommenden „Marina Deportiva de Menorca“ bekam ich nur zu hören, heute sei Sonntag (tatsächlich?) und ich solle morgen doch noch mal anrufen.
Ich denke ich schalte auf dickfellig und sitze die Situation hier bis morgen aus und gucke morgen weiter.

Denn es haben sich schon wieder neue Möglichkeiten ergeben.
Gestern lernte ich einen smarten Briten kennen, der bereits seit mehreren Jahren auf seinem Mini vom Typ „Zero“ hier auf der Insel lebt und dieser berichtete mir heute beim Frühstück ganz begeistert von seinem Heimathafen Addaia, etwa 12 Meilen entfernt an der Ostküste Menorcas gelegen. Auf meinem Weg von Fornells kommend bin ich dran vorbei gesegelt. Dort wird wohl kein Hafengeld kassiert (hier momentan allerdings auch nicht), sanitäre Anlagen sind ebenso wie Restaurants, WiFi und Supermarkt vorhanden und das Ganze in einem sehr netten Ambiente.
Vielleicht verlasse ich Mahon also doch schneller als erwartet.