Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch ins neue Jahr

Allen Lesern meines Blogs wünsche ich einen schönen Sylvesterabend und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ich bin noch in Hamburg und werde hier bei und mit meiner Schwester den Jahreswechsel begehen bevor ich am Neujahrsmorgen in den Flieger steige und wieder Richtung Süden jette.
Die Tage in der Heimat habe ich sehr genossen, habe Familie und Freunde getroffen und einiges erledigen können. Leider sieht die Windvorhersage noch nicht viel besser aus als in den vergangenen Wochen, vermutlich segel ich also doch erstmal nach Portugal.
Weiter geht´s im nächsten Jahr.
Kommt alle gut rein und bleibt gesund!

Freitag, 25. Dezember 2009

Frohe Weihnachten - Flucht in die Kälte

Während Tausende vor der Kälte in den Süden flüchten, habe ich den entgegen gesetzten Weg beschritten und kurzentschlossen einen Flug in den Norden gebucht. Am Heiligabend konnte ich dann gegen 22.00 Uhr meine Familie in Hamburg überraschen.
Die Windsituation zwischen Gibraltar und den Kanaren ist unverändert, auch in den nächsten Tagen scheint kein passender Wind zu wehen.
Umso mehr kann ich die weihnachtliche Gemütlichkeit hier genießen.
Zum Jahreswechsel hoffe ich nun endlich auf eine Wetteränderung und könnte dann bei Vollmond den Schlag nach La Graciosa angehen.
Bis dahin wünsche ich allen Freunden und Lesern dieses Blogs ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Alles wie gehabt.

Auch wenn ich mich bemühe alles mit Humor zu sehen, so langsam nervt es doch.
Der Wind weht weiterhin beständig und z.T. stürmisch aus SW und inzwischen regnet es auch ausgiebig.
Seit zwei (oder drei) Tagen kaum eine trockene Minute, da wird die TurTur immer kleiner.
Immerhin sind die Nächte wieder angenehm warm, heute früh zeigte das Thermometer 19 Grad.
Um euch (und mir) nicht mit unpassenden Wetterberichten das Fest zu verhageln, hier der Link zu Windfinder, sobald auf der Animation mal für einige Tage Winde aus N oder E vorhergesagt werden, gehe ich an den Start.
Windfinder

Sonntag, 20. Dezember 2009

erst Vollwäsche - jetzt im Trockner

Mein Waschsalon ist auf Lanzarote angekommen. Ich habe nur kurz mit dem Eigner telefoniert, es war wohl kein schöner Törn, der Wind immer auf die Nase und am Freitag auch sehr heftig. Die Crew klang erschöpft und froh im Hafen zu sein.
Es zeigt mir einmal mehr, auf dem Atlantik wie auf der Ostsee ist Zeitdruck kein guter Segelpartner. Alle Planungen sind schnell hinfällig wenn sich eine außergewöhnliche Wetterlage einstellt.
Und wie gewöhnlich sind denn schon weisse Weihnachten im Norden Deutschlands?
Das gleiche Hochdruckgebiet was oben den Schnee bringt, beschehrt mir hier unten den SW Wind. Die Einheimischen frieren, für mich ist es wie Frühsommer...
Eine solch lange und heftige SW-Lage haben auch sehr reviererfahrene Segler hier noch nicht erlebt. Glück muß man eben haben.
Mein heutiges Routing (inzwischen guck ich mir das nur noch aus Langerweile an) ergab eine Strecke von gut eintausend Meilen - und somit fast exakt die doppelte direkte Entfernung. - Klingt nach einer Kreuz.
Und sonst?
Die letzten Tage war ich ein paar Mal hinter der Grenze in La Linea. Viele häßliche Ecken dürfen einem dort nur nicht den Blick verstellen, die Stadt hat durchaus ihre Reize. Und Besonderheiten. Die Grenzlage beschafft der "Jugend" eine altbewährte Einkommensquelle. Den guten , alten Schmuggel.
Bei einem Bier hab ich erfahren wie es läuft. Die Jungs wissen sehr wohl, ab welcher Menge Gibraltar-Zigaretten ernsthafte Folgen von Seiten der Guardia zu befürchten sind und bleiben immer schön darunter.
Der Job erfolgt in Teams, einer besorgt die Kippen in Gibraltar und schmeißt sie über den Zaun, zwei bis acht Freunde stehen Schmiere und klären die Lage per Digitalfunk, dann rasen einige Scooter heran, schnappen sich die Kartons und flüchten mit durchdrehenden Reifen zu einem vereinbarten Treffpunkt wo die Kartons in sichere Kofferräume wandern.
Das klingt nach organisierter Kriminalität und Mafia, ist es aber wohl nicht.
Der Verkauf erfolgt aus der Clique heraus und der Gewinn wird verteilt.
Alles klein klein.
So profitieren eben nicht nur die dicken Fische in Gibraltar sondern auch die kleinen im spanischen Grenzgebiet von der besonderen Stellung des Felsens im EU-Raum.

Freitag, 18. Dezember 2009

Mein Waschsalon im Vollwaschgang?

Die Wetterkarten gefallen mir immer weniger, inzwischen ist sogar eine neue Farbe dazu gekommen, wobei schwarz ja gar keine Farbe ist...

Wind über 50 Knoten, das wird selbst auf einem 15m Schiff ungemütlich.
Ich hoffe nur, dass mein Waschsalon nicht direkt hinnein fährt und allzusehr gewaschen wird.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Mein wunderbarer Waschsalon

Mein wunderbarer Waschsalon ist abgedampft.
Bereits in Mahon / Menorca bekam ich ja das freundliche Angebot an Bord einer nagelneuen großen Amel meine Wäsche zu waschen, nachdem ich Horst (den Eigner) hier in Gibraltar wieder traf, habe ich die Gelegenheit erneut nutzen können.
Gemeinsam analysierten wir das Wetter und haderten mit unserem Pech.
Gestern haben wir noch gemeinsam mit seiner inzwischen eingetroffenen Crew in unserer indischen Stammgarküche zu Abend gegessen und waren uns einig, dass momentan an Abfahrt nicht zu denken ist.
Und was seh ich heute Mittag aus dem Hafen dampfen?
Die Ungeduld hat sie gepackt, wie ich in einer sms erfuhr sind sie auf dem Weg nach Gran Canaria.
Ich kann die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, hoffe aber natürlich, dass es für sie nicht so hart kommt wie es die Vorhersagen befürchten lassen.



Für die TurTur hätte definitiv keine Möglichkeit bestanden.
Ich übe mich also weiter in Geduld.
Ansonsten ist hier heute eine Regenfront durchgezogen, die TurTur ist also wieder richtig sauber. Für morgen sieht es freundlicher aus.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Warteschleife

Und täglich grüßt das Murmeltier.
Aufwachen, Kakao kochen, Rechner hochfahren, Wettersituation checken.
Jeden Morge das Gleiche.
Und jeden Morgen fast das gleiche Ergebnis. Nix geht.
Inzwischen finden sich noch nichtmal mehr passende Windfenster zum Ende des Vorhersagebereichs.
Da hilft es auch nichts, dass ich hochprofessionelle Berater habe, hochmoderne Technik nutze und hochmotiviert an die Sache heran gehe.
Die Situation ist einfach im höchsten Maße unnormal.
Ein hochgradig stabiles Hochdruckgebiet hoch über dem Norden Europas drückt die über dem Atlantik heranziehenden Tiefdruckgebiete weit in den Süden und sorgt hier (oder zumindest vor der Haustür) immer wieder für starke südwestliche Winde.
Selbst auf den Kanaren wirkt sich diese Konstellation aus.
Da bleibt mir nur Geduld.
Zusätzlich zum Wind entwickeln sich nun auch die nächtlichen Temperaturen immer mehr zu einem Problem. Morgens zeigt das Thermometer regelmäßig Werte unter 8 Grad Celsius und so werden wohl die ersten ein/zwei Nächte zu einer echten Zitterpartie. Ab Casablanca sollte es dann aber wieder angenehmer werden.
Auch der Mond hat sich verkrochen, erst zu Weihnachten wird er wieder voller und die Nächte heller.
Inzwischen kenne ich die meisten Affen hier persönlich, mit vielen bin ich schon auf du und du (you can say you to me).
Ach, wäre ich doch zumindest dem scharfen Alkohol mehr zugeneigt, dann hätte ich eine preisgünstige Freizeitalternative mehr.
So bleiben mir nur das Internet, ein paar gute, dicke Bücher und eben die Affen...
Ich bleibe weiter in der Warteschleife.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Gibraltar in Aufruhr - ein historischer Moment

Gestern um 18.00 Uhr brach hier die Hölle los, brüllende Männer, kreischende Frauen, weinende Kinder, hupende Autos und Scooter.
Die Straßen verwandelten sich in einen einzigen großen Autocorso.
Die uninformierten Touristen schauten sich fragend um.
Was war passiert?
Hatte Spanien alle Ansprüche auf den Felsen engültig aufgegeben?
War der Gouverneur von Gibraltar zum Nachfolger der Queen ernannt worden?
Oder ging es um irgendein Sportgroßereignis von dem wir Kontinentaleuropäer keine Ahnung haben?
Nein, alles falsch! Die amtierende Miss Gibraltar war soeben in Südafrika zur neuen Miss World gewählt worden und wir waren live (am TV) dabei!
Für die Bewohner des Rocks wohl tatsächlich ein historischer Moment.
Im Pub wurden Runden geschmissen und der Lautstärkeregler des Fernsehers bis zum Anschlag gedreht, eine Stadt im Ausnahmezustand!

Wie ein Ausnahmezustand erscheint mir auch immer mehr das Wetter, ein Tief nach dem anderen sorgt für widrig Winde und verhindert meine Weiterfahrt Richtung Kanaren.
Mein Ziel, Weihnachten auf den kanarischen Inseln zu verbringen rückt in immer weitere Entfernung. Momentan sieht es eher nach einem einsamen Fest auf hoher See aus, vielleicht sogar nach englischen Feiertagen unter dem Rock.
Zumindest könnte ich dann wohl die glanzvolle Heimkehr der neuen Miss World miterleben.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Richtige Entscheidung

Gut, dass ich nicht die Leinen losgeworfen habe, es braut sich was zusammen!
Vielleicht hätte ich es noch vor dem Eintreffen des Sturms bis La Graciosa geschafft, vielleicht wäre ich aber auch in der Flaute vor dem Sturm hängen geblieben und dann wäre es richtig dicke gekommen.



Ich bin wirklich froh, hier sicher und halbwegs geschützt im Hafen von Gibraltar zu liegen.
Die Wettersituation der letzten Tage hat zudem Eddie-Christian Dost dazu gebracht mir seine Hilfe anzubieten. Eddie ist einer der wenigen professionellen Wetterrouter Deutschlands und hat bereits diverse Offshore-Regattaprojekte betreut.
Mit seinem Unternehmen "BRAINAID" hat er eine Software entwickelt, mit deren Hilfe er die Windvorhersagen aller großen Wetterdienste zusammenfast und darauf basierend dann Routenvorschläge errechnet, das können dann die schnellsten oder eben auch (wie für meinen Törn) eher bequemere Streckenverläufe sein.
Der Brainaidkunde erhält dann umfangreiche Unterlagen, mit diversen Wetterkarten und unterschiedlichen Routenverläufen für die möglichen Wetterentwicklungen.
Das sieht dann z.B. so aus:



Rote Kreise warnen vor stürmischen Winden, blaue vor Flauten.
Ein Routing umfasst dann etwa 60 solcher oder ähnlicher Karten.
Ach, was war das früher einfach, da gab es nur "tack tack tack - hier ist Kielradio - tack tack tack" aber damit hätte ich dann am Dienstag vielleicht gehörig in der Patsche gesessen.
Eddie, auch an dieser Stelle nochmal vielen, vielen Dank für deine Unterstützung!
Interessierte finden einen Link zu Brainaid rechts am Seitenrand.

Kurzzeitig hatte ich mir überlegt, noch morgen, vor dem Sturm nach Portimao/Portugal zu segeln, die Bedingungen hätten auch gut gepasst. Allerdings hat sich nun Besuch fürs Wochenende angekündigt und so bleibe ich hier unter der nördlichen Säule des Herkules.
Vielleicht kann ich dann ja Mitte/Ende der kommenden Woche gemeinsam mit der deutschen Amel 54 in Richtung Kanaren starten.
Wie war das noch mit zwei Segelbooten auf gleichem Kurs?
Da werd ich dann doch wieder zum Regattasegler...

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Pustekuchen

...und wieder haben sich die Vorhersagen binnen einer Nacht zu meinem Nachteil verändert. Gestern Abend um 23.00 Uhr sah noch alles nach Abfahrt aus, heute um 7.30 Uhr dann die Enttäuschung: Die ab Freitag angekündigten südlichen Winde haben sich auf bis zu 25 Knoten verstärkt und sollen auch ziemlich konstant bleiben, mein eigentliches Problem ist aber die für den Beginn der nächsten Woche angekündigte Situation. Sollte sich meine Ankunft wegen der kräftigen Gegenwinde auf Montag oder gar Dienstag verschieben, drohen mir SW Winde bis zu 30 Knoten, in den Düsen zwischen den Inseln womöglich noch mehr und da hört der Spaß dann auf.
Wahrscheinlich kommt es sowieso wieder anders als jetzt angekündigt, ich ärgere mich aber lieber unnötigerweise im Hafen geblieben zu sein, als offenen Auges in ein Starkwindgebiet hinein zu segeln. Geduld ist gefragt auch wenn es sehr schwer fällt.
Ich hab Hummeln im Hintern und möchte endlich weiter, hier in Gibraltar liegen einfach zu viele Boote, deren Eigner den Absprung nie geschafft haben.
So wird es TurTur aber nicht ergehen!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Los geht´s!

Auch wenn die Wetterprognosen nur suboptimal sind, werde ich morgen vormittag Gibraltar in Richtung Kanaren verlassen.
Mein Hauptaugenmerk liegt zunächst in der problemlosen Passage der Straße von Gibraltar, der leichte Ostwind und der Tidenstrom sollten mir helfen die Straße samt ihrem Verkehrstrennungsgebiet morgen abends hinter mir zu haben.
So wie es aussieht folgen dann 36 Stunden Spinnakersegeln in z.T. frischen Winden.
Ab Freitag, und das ist das Suboptimale an den Prognosen, bekomme ich dann leichten Gegenwind aus Süd.
Die letzten 100 Meilen sollte der Wind dann wieder aus passenen Richtungen wehen.
Das ist aber alles noch einige Tage hin und entsprechend ungenau sind die Vorhersagen.
Generell werde ich mich nicht allzu weit vom direkten Kurs entfernen, dabei aber einen Mindestabstand von 50 Meilen zur afrikanischen Küste einhalten.
Als Einhandsegler fürchte ich mich vor den Küstenfischern mit ihren z.T unbeleuchteten Booten.
Mein Routing verspricht mir eine Ankunft auf La Graciosa im Laufe des Sonntags, wenn es ein oder zwei Tage länger dauert braucht sich aber auch keiner Sorgen zu machen.
Die TurTur muß und kann sich an keinen Fahrplan halten.
Die Getränke und Vorräte sind verstaut, die Batterien randvoll geladen...
Los geht´s!

Montag, 7. Dezember 2009

Rekordsegler

Rekordsegler sind schon arme Schweine.
Rekordfahrten verursachen Kosten, hohe Kosten. Sponsoren helfen diese Kosten zu drücken. Sponsoren (und Rekordsegler) wollen Öffentlichkeit, Öffentlichkeit will Schlagzeilen.
So pinkeln einige dann einen breiteren Strahl als ihre Blase eigentlich hergibt.
Das Ergebnis sind dann bescheidene Regattaplatzierungen oder eben geplatzte Non-Stop-Fahrten. So gerade geschehen bei Bernd Lüchtenborg.
Nach einer ersten, mehrjährigen Weltumsegelung wollte er den Segelolymp erklimmen und gleich zweilmal ohne Landkontakt den Globus umrunden, erst mit dem Wind, dann gegen den Wind. Wahrhaft ein großes Vorhaben.
Aber so ist es doch in unserer Gesellschaft, Bescheidenheit kommt nicht weit, man muß schon das Maul weit aufreissen um gehört zu werden.
Das hat Lüchtenborg getan, es reichte nicht die bereits fast übermenschliche Leistung eines W. Erdmanns zeitlich zu übertreffen, nein er wollte gleich zweimal um den Ball!
Das ganze Projekt dann noch schön mit Wissenschaft, Umweltschutz und Jugendarbeit dekoriert, das freut die platte Öffentlichkeit, und sich selbst immer mehr in den Rekordzwang ergeben.
Auch in diesem Punkt hätte Lüchtenborg von Erdmann lernen können, heimlich, still und leise losfahren und bei der Rückkehr den Erfolg genießen.
Lüchtenborg hingegen sah sich gezwungen Zwischenstopps in seinem Blog zu verheimlichen und verließ vor einigen Tagen nach einem Ruderschaden im Südozean kurzfristig sein Schiff, er wurde von einem Luxuskreuzfahrer abgeborgen.
Kaum an Land bestieg er ein Fischerboot, suchte und fand sein Boot und schleppte es nach Neuseeland.
Nun wird er in der Öffentlichkeit mit Häme überzogen und sogar verspottet.
Größtenteils zu unrecht, hat er doch sein Boot einhand erstmal ans andere Ende der Welt gesegelt - schon eine Leistung die gehörigen Respekt verdient.
Einzig seine großen Töne im Vorfeld sowie die Irreführung der Öffentlichkeit lassen Raum für Kritik und das auch zu Recht.
Und da sind wir wieder beim Kernproblem, die Öffentlichkeit (also der Sponsor) will Großmäuler, die Bescheidenen werden nicht gehört.
Ganz ähnlich beim Minitransat, die ruhigen, besonnenen, bescheidenen, die, die nicht vom Podiumsplatz sprechen, finanzieren die Regatta aus eigner Tasche und kommen bis Brasilien. Die mit dem dicksten Strahl dürfen ohne Ende Sponsorengelder verbraten und schaffen es dennoch kaum über die Startlinie...
Höchst bedauerlich ist, dass dieses Prinzip nicht auf den Sport begrenzt ist, aber mit Politikdiskussionen möchte ich an dieser Stelle garnicht anfangen.

Ich zumindest drücke Bernd Lüchtenborg beide Daumen, dass er sein Schiff wieder seeklar bekommt und die Freude am Segeln den Frust besiegt.
Mast- und Schotbruch.

Nicht wirklich viel zu berichten...

Wie es mir ergeht, ist es sicher schon vielen ergangen.
Gibraltar ist erreicht, ich stehe vor dem ersten längeren Törn und der verschiebt sich von Tag zu Tag. Langsam beginne ich die Regattasegler zu beneiden, wird denen doch die Entscheidung ob Start oder Warten von der Regattaleitung abgenommen.
Mehrfach täglich gucke ich bei Windfinder und Passageweather nach dem Wind und lade Ugrib Dateien herunter, immer wieder scheint sich eine Möglichkeit zu eröffnen aber nur um sich am folgenden Tag wieder zu zerschlagen.
Noch Sonntag vormittag sah es für morgen (Dienstag) recht passabel aus, dann für Mittwoch. Heute zeigt sich aber, dass ich für den Fall der Abfahrt am Mittwoch am Freitag und Sonnabend Wind bis zu 25Kn auf die Nase bekommen könnte.
Hinzu kommen mögliche Düsen- oder Kapeffekte bei den Kanaren und dann wären wir bei 30 Knoten Wind samt atlantischer Welle auf den Kopf. Nicht wirklich prickelnd.
Die besondere Problematik liegt in der Passage der Straße von Gibraltar.
Ein ständiger Strom setzt vom Atlantik ins Mittelmeer, nur kurz vom Hochwasser unterbrochen, größere Dickschiffe dampfen da gerne gegenan, die TurTur braucht Rückenwind. Und eben dieser Rücken- Ostwind sorgt im Anschluß auf dem Stück Richtung Kanaren für unbeständige Verhältnisse. In der momentanen Westphase pustet es die Segler munter an der afrikanischen Westküste hinunter, da komm ich aber eben nicht aus der Straße... knifflig.
Zunächstmal halte ich aber am Mittwoch fest und beobachte die Entwicklung, vielleicht schwächt sich der angekündigte Südwind ja noch ab, wäre ja nicht das erste Mal.
Gestern ist mir hier im Hafen Horst über den Weg gelaufen, Horst ist der Eigner der schönen Amel 54, den ich schon in Mahon getroffen habe. So konnte ich erneut den Gang zur Münzwäscherei sparen und seine Bordwäscherei nutzen.
Horst erwartet seine Crew zum Wochenende und will dann Dienstag starten, hoffentlich schmeiß ich ihm nicht die Leinen los...
Gemeinsam zu fahren macht aus o.g. Gründen wenig Sinn, die Boote sind einfach zu unterschiedlich. Trotzdem ist es prima mit jemandem über das Wetter diskutieren zu können, Tipps auszutauschen oder auch nur ein Bier zu trinken.

Heut habe ich noch das zweite, mobile Solarpanel montiert und bin gespannt wieviel es bringt. Um den Generatoreinsatz werde ich aber wohl dennoch nicht herumkommen.
Ist ja auch kein Problem, solange ich keine 30 Knotenbrise bergauf segeln muss.
Meine Benzinvorräte habe ich um zwei 5l Kanister aufgestockt, nunmehr also 25l feinstes Erdölderivat - wahrscheinlich könnte ich mit diesem Vorrat auch bis Brasilien oder weiter segeln, vielleicht ist er aber auch am Ausgang der Straße schon zur Hälfte verbraucht, das Mittelmeer hat Spuren hinterlassen...

Wenig Erfolg hatte ich bislang mit dem Empfang von Wetterkarten und -berichten über Kurzwelle. Zunächst versagte mein Weltempfänger, ein Thieking&Koch DE 1121, eine Email an den Entwickler des Gerätes schaffte aber umgehende Besserung. Jetzt will es mit den Sendern nicht so wirklich klappen, das wundert mich aber nicht, schließlich liege ich hinter einem recht massiven, mit Sendeantennen gespickten Felsen umgeben von Stahlbetonhochhäusern. Auf See werde ich genug Zeit haben es ausgiebig zu probieren.
Sollte ich meine Tour fortsetzen und weitere, noch längere Seestrecken segeln, so steht ein Iridium-Satellitenhandy ganz ober auf meiner Einkaufsliste, es ändert zwar nichts am Wetter aber es beruhigt doch ungemein zu wissen was übermorgen kommen könnte.

Soweit für jetzt, bevor ich die Leinen losschmeisse werde ich hier Meldung geben.

Samstag, 5. Dezember 2009

Diaschau




Diverse Affen auf dem Felsen / Höhle im Felsen

Diaschau


Vollmond in Tarifa

Diaschau


Gibraltar vom Rock / Europepoint / Startbahnkreuzung

Freitag, 4. Dezember 2009

Diaschau



Zweiraumwohnung, zentral gelegen, unverbaubarer Seeblick, exclusive Nachbarschaft.

La Linea

Nein, ansich darf ich mich über das Wetter nicht beklagen, blauer Himmel und T-Shirt-Wetter.
Beklagen könnte ich mich höchstens über die Wettervorhersagen aber auch davon bin ich weit entfernt. Aus der Anfang der Woche angekündigten, zumindest 48 stündigen SW Starkwindzone zwischen Gibraltar und den Kanaren ist nur noch eine kurze, frische Brise geblieben.
Die Ursache für Lars´Abreise löst sich gerade in Luft auf.
Den Vorhersagen gilt natürlich momentan meine größte Aufmerksamkeit und dabei entwickelt sich aus den Möglichkeiten des Internets ein kleiner Gewissenskonflikt. Das Web bietet eine Unzahl von Wetterberichten an und einer findet sich wohl immer, der auf einer Strecke von 600 Meilen und einer Dauer von 4-8 Tagen starke Winde aus der falschen Richtung androht.
Wie gehe ich damit um? Kann ich die Gefahr von 35 Knoten Wind auf die Nase ignorieren oder riskiere ich hier sonst ewig zu warten?
Wobei es schlechtere Plätze zum Warten gibt als Gibraltar. Heute war ich nochmal „drüben“ in La Linea/Spanien und habe den Mietwagen zurückgegeben. Anschließend habe ich die Hauptstraßen auf der Suche nach einem Shop zum Aufladen der Mobilfunkkarten erkundet und eine durchaus nette, quirlige Stadt entdeckt. Mit einem großen Marktgebäude, jeweils mindestens eine Reihe für Fleisch, Fisch und Gemüse – ich liebe solche Märkte, und einer unglaublichen Menge an Cafés, Konditoreien und Eiscafés in den Straßen. Mir stand der Sinn nach Deftigerem, eine ansprechende Tapasbar war aber leider nicht zu finden und so wurde es nur eine Portion Bratreis.
Sowohl auf dem Hinweg im Mietwagen als auch auf dem Rückweg zum Rock per Pedes musste ich heute direkt vor den Schranken der Startbahn warten um mal eben einen Jet quer über die vierspurige Straße starten zu lassen. Ist eben ein bisserl enger hier...
Der Generator hat seinen Probelauf bestanden und wie es immer so ist, hab ich heute in einem Anzeigenblatt verschiedene Solarpanele entdeckt. Die werde ich mir in den nächsten Tagen nochmal in Barbate (westlich Tarifas) anschauen, zu blöd, dass ich den Mietwagen heute zurückgegeben habe.
Im englischen Mega-Supermarkt konnte ich heute den drohenden Engpass an Instant-Trinkschokolade abwenden und auch die sonstigen Vorräte wieder auffüllen.
Morgen noch ein wenig räumen und stauen und dann könnte es losgehen...
Ich werde aber wohl doch noch einige Tage warten müssen.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die „Eins“ weht wieder am Backstag!


Die Flagge „Eins“, als Zeichen der Einhandsegler, weht wieder am Backstag.
Auch wenn die Windvorhersagen sich deutlich abgeschwächt haben, von stürmischen Winden ist nun keine Rede mehr, wird weiterhin eine kräftige Brise aus SW erwartet und da macht ein Start in Richtung Kanaren einfach keinen Sinn.
Aus diesem Grund hat Lars kurzfristig ein Billigfliegerticket gebucht und ist inzwischen, hoffentlich wohlbehalten, zurück im Norden.
Gerade weil die plötzliche Abreise auch anderes vermuten ließe, wir haben uns trotz aller Nähe und Enge wirklich klasse verstanden und Lars ist jederzeit wieder auf der TurTur willkommen.
Gute drei Wochen auf kaum vier Quadratmeter Lebensraum und trotzdem keinerlei Ärger miteinander, dass ist doch schon bemerkenswert. Wir haben schmunzelnd die „Macken“ des anderen ertragen und uns wohl besser kennen gelernt als andere in Jahren.
Wir werden hoffentlich noch einiges ersegeln, Larsi!
Ein Monat hätte normalerweise reichen sollen für den Weg von Mallorca auf die Kanaren, unterschätzt habe ich die nächtlichen Flauten, die nicht nur am Fortkommen hindern sondern auch gehörig auf die Kondition gehen. Das Verhältnis zwischen östlichen und westlichen Winden entsprach, auch wenn es sich anders anfühlte, im Groben den Monatswahrscheinlichkeiten für November (ca. 57%w und 43%östliche Winde).
Ein taktischer Fehler hat uns im Rückblick gesehen viel Zeit gekostet – uns aber auch in eine beeindruckende Stadt geführt.
Auf dem Stück zwischen Ibiza und Cartagena durchquerten wir einen Bereich mit kräftigen NE Winden und hatten eine zünftige Segelnacht mit einem ordentlichen Schrick in den Schoten.
Vom Berufsschiffverkehr wurden wir dann sogar noch zu weit nördlich des Cabo de Palos gedrängt und ließen dabei die NE Windzunge südlich von uns durchziehen.
Hätten wir hinter Ibiza eher Kurs Gibraltar gehalten und uns seitlich an diese Windzunge setzen können, wir wären auf dieser Welle nach SW gesurft. Was hätten wir Meilen gut machen können! Was soll´s? Auch wenn wir sicher auf Lars´Grippeanfall hätten verzichten können, die Tage in Cartagena waren es wert.
Die Sorgen um die Energieversorgung und den damit verbunden Sicherheits- und Komfortgewinn haben mich heute noch einmal in den Baumarkt getrieben. Nun steht er hier, ein kleiner Generator, wie ich ihn nie haben wollte. 75,- Euro China-Schrott – aber wer weiß, vielleicht straft mich dieses kleine grüne Lärmgerät ja böser Vorurteile und erfüllt seinen Dienst halbwegs zuverlässig.
Morgen werde ich einen Probelauf starten.
Wenn der klappt, ist mein Energieproblem zunächst gelöst.
Anschließend werde ich die letzten Kleinigkeiten der to-do-Liste erledigen (Winchen fetten, Relingsdraht prüfen, Blöcke und Mastnut säubern etc) und die TurTur startklar machen.
Vermutlich werde ich aber noch bis Mitte nächster Woche in den Startblöcken bleiben, erst für Dienstag zeichnet sich eine passende Vorhersage ab.

Noch was, seit Dienstag bin nun auslandskrankenversichert und spare im Vergleich zu meinen bisherigen DAK Beiträgen rund die Hälfte meines momentanen Monatbudgets ein.
Ansich ein Grund zum Feiern und doch muß ich ein zweifelndes Gefühl eingestehen, nach 40 Jahren bin ich nun im DAK-Verein kein Mitglied mehr, für meine Beiträge wurden andere verarztet. Jetzt bekomme ich die gleiche Leistung für weniger als ein Zehntel. Läuft da irgendwas schief?

Strich durch die Rechnung

Rund 700 Meilen ist die TurTur nun schon in Richtung Südwest voran gekommen.
Weder der überwiegend aus westlichen Richtungen wehende Wind, noch eine virulente Lidl-Fahrt in Cartagena konnten verhindern, dass wir die Ostwindphasen nahezu komplett nutzen konnten.
Jetzt endlich in Gibraltar angekommen, hofften wir auf einen schnellen Start in Richtung Kanaren.
Co-Skipper Lars kann seine Kunden schließlich nicht ewig alleine lassen.
Und bis gestern früh sahen die Vorhersagen auch noch hoffnungsvoll aus: Am kommenden Samstag mit östlichen Winden aus dem Mittelmeer heraus, um dann mit den nördlich drehenden Winden zu den Kanaren abzubiegen.
Und gestern Abend dann der Strich durch die Rechnung.
Es kündigen sich zwei kräftige atlantische Tiefs an und bringen zum Wochenbeginn womöglich bis zu 45 Knoten Wind aus Südwest. - Nicht wirklich die Bedingungen die wir uns für unseren Törn wünschen.
Bleibt uns nur abzuwarten – leicht gesagt.
Da wir, treffen die Vorhersagen einigermaßen zu, nicht vor Mitte nächster Woche in Richtung Kanaren starten können und dann noch bis zu einer Woche für den Törn benötigen (wenn Wind und Wetter passen reichen vielleicht auch drei Tage) können wir nicht mit einer Ankunft vor dem 18./19.Dezember rechnen.
Da auf der Insel noch eine Menge Arbeit auf Lars wartet und er schon von Beginn an den 15.Dezember als spätestes Rückkehrdatum genannt hat, wird für ihn der Törn wohl hier in Gibraltar enden. Wir bedauern das beide sehr – akzeptieren aber dass der Wind keine andere Lösung zuläßt.
Lars wird um die Erfahrung eines Atlantiktörns gebracht und ich mache mich langsam wieder mit dem Gedanken vertraut diesen Abschnitt einhand zu segeln.
Ich sehe darin kein Problem, schließlich war die gesamte Reise ursprünglich als Einhandtörn geplant, dennoch ist es eine veränderte Situation und bereitet mir noch eine gewisse Unruhe.
Insbesondere die Energieproblematik hat sich nun verschärft (mehr Autopiloteinsatz – mehr Energieverbrauch) und es rächt sich, dass ich meinen Generator aus Gewichtsgründen in Hamburg gelassen habe.
Solarpanele beim örtlichen Ausrüster sind unbezahlbar – erstaunlicherweise, schließlich sollten Pfundkurs und Steuerfreiheit doch einen satten Rabatt ermöglichen- und einen klassischen Schleppgenerator hat er nicht im Programm.
Im spanischen Baumarkt bekomme ich für nur 75,- einen kleinen Generator mit 650W, das Ding ist zwar ein Einwegprodukt und ich bezweifle, dass es viel länger als eine Woche überstehen wird aber wenn es mir denn zwei- dreimal die Batterien füllt, hätte es sein Soll ja auch erfüllt.
Oder das Ding verschmiert mir die Kajüte mit Öl und stinkt mehr als es Strom erzeugt.
Ich werde es bald wissen.

Montag, 30. November 2009

Meeressäuger

Englischer Humor

Es ist schon höchst interessant hier auf britischem Boden, Sonntags schallt der Jubel der Fußballfans aus den diversen Sportbars durch die Stadt und hin und wieder sehen wir uns Situationen gegenüber, in denen wir uns vor Lachen kaum halten können.
Beispiel?
Gestern Mittag, der Himmel ist schwarz in grau, es regnet in Strömen. Da kommt uns auf dem Steg eine alte englische Lady entgegen, gebeugt, das Kinn in den Kragen gezogen und statt eines "Good Morning" bekommen wir nur ein "it seems as if we get some rain today" zu hören, very british.
Und schräg können sie sein, diese Engländer. Am gleichen Steg liegt eine fette, moderne, hochglanzpolierte Motoryacht, schneeweiß und gut über zwanzig Meter lang und was entdeckt man bei einem Blick in den Salon? Einen Raum voller Vogelkäfige mit tropischen Piepmätzen. Nicht zwei oder drei, sicherlich 20-30 oder mehr Volieren füllen den Salon komplett aus, wie es sich gehört, bekommen die Vögel auch ihren Ausflug - im Salon.

Nachdem gestern wegen dem Regen nicht viel zu machen war steht heute der Stadtbummel in Gibraltar auf dem Programm. Morgen dann die spanische Seite der Bucht.
Ach ja, hier scheint wieder die Sonne vom blauen Himmel.

Sonntag, 29. November 2009

Benalmádena – Gibraltar


Adios mare nostrum
Das erste große Etappenziel ist geschafft, wir liegen sicher und wohlbehalten im Yachthafen von Gibraltar. Auf den letzten fünfzig Meilen zeigte sich das Mittelmeer noch einmal von seiner schönsten Seite, wir konnten den größten Teil unter Spi zurücklegen und der Motor brauchte nur wenig helfen. Es war ein bisschen wie Weihnachten, Wünsche wurden erfüllten.
Zum einen kamen wir endlich aus dem fürchterlichen Benaládena weg und Lars scheint die gröbsten Erkältungsbeschwerden hinter sich zu haben, dann durften wir an Naturschauspielen der Extraklasse teilhaben, zunächst beäugte uns ein großer Wal, vermutlich ein Finnwal, erst von steuerbord, dann von backbord und schließlich kreuzte er unseren Kurs nur einen guten Meter vor dem Bug der TurTur, am späteren Abend gesellte sich dann eine große Schule Delfine zu uns und suchten regelrecht den Kontakt. Flach auf dem Bug der TurTur liegend, konnten wir die Jungs fast berühren und ihnen direkt in die Augen schauen. Ein Delfin nach dem anderen drängelte sich vor´s Boot, legte sich auf die Seite und suchte den Sichtkontakt.
Und dann natürlich „The Rock“ - Gibraltar, der große dunkle Felsen vor dem rotem Abendhimmel und nur wenige Meilen südlich: Afrika!
Die Ansteuerung der Bucht von Gibraltar bei Nacht war dann ein kleines Abenteuer für sich.
400m lange Frachter, dutzende Großschiffe auf Reede (und wir mittendurch), Tidenstrom und Hafenpläne die nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprachen forderten unsere volle Aufmerksamkeit. Gegen 02 Uhr waren wir dann aber in der Marina Bay Marina fest und fielen nach Snack und Drink erledigt in die Kojen.
Nach dem vielen Sonnenschein in Spanien, merkten wir heute früh sofort wo wir gelandet waren:
Auf britischem Gebiet – es regnet Bindfäden und pustet kräftig aus Nordwest.
Hier werden wir uns nun auf den längeren Törn Richtung Kanaren vorbereiten aber natürlich auch die Umgebung (Tarifa) erkunden.
Fotos und Wal-Spots reiche ich nach.

Donnerstag, 26. November 2009

Cartagena - Benalmádena


Das Mittelmeer zieht sich und gibt sich störrisch wie gehabt.
Die Wettervorhersagen ließen uns ja hoffen direkt bis Gibraltar segeln zu können aber dann kam es doch wieder ganz anders. Die nächtlichen Flauten und ein früher als erwartet auf westliche Richtungen drehender Wind zwangen uns 60 Meilen vor den Säulen des Herkules abzudrehen und Benalmádena anzulaufen.
Wir starteten am Montag Morgen in Cartagena unter Spi und spulten die Meilen nur so ab, gegen Abend drehte der Wind dann zunächst etwas vorlich, so dass wir auf den Code0 wechseln mussten, und schlief dann gänzlich ein. Auch 15 Meilen von der Küste entfernt waren wir noch im Bereich des Mobilfunknetzes und so konnte ich auf dem aktuellen Wetterbericht sehen, dass sich gegen 01.00 Uhr wieder Wind einstellen sollte - so kam es dann auch. Also weiter unter Spi gen Gibraltar.
Auch am zweiten Tag des Törns stand ein, wenn auch schwacher aber doch halbwegs beständiger Wind aus östlichen Richtungen durch. Auf der Suche nach mehr Wind (und entsprechend des Wetterroutings) entfernten wir uns einigen Meilen von der Küste.
Leider schlief der Wind mit dem Sonnenuntergang erneut ein und kehrte auch in der Nacht nicht wirklich zurück, so wurde die Nachtruhe von schlagenden Segeln und später vom Getöse des Außenborders gestört. Die Nähe der Sierra Nevada ließ auch die Temperaturen deutlich fallen. Gemütlich ist etwas anderes.
Entschädigung brachten allerdings die Delfine, wie schon am Tag zuvor begleiteten sie die TurTur in großen Schulen, spielten in Bug- und Heckwelle und waren zum Greifen nahe. Schon am Tage ein tolles Schauspiel, in dunkler Nacht wird es dann aber wirklich atemberaubend, schwarzes Wasser und silbrig leuchtende "Torpedos", ein Erlebnis der Extraklasse und mit Worten nicht zu beschreiben.
Co-Skipper Lars hat nach wie vor Schwierigkeiten tagsüber schlafen zu können, nachts dafür umso besser, das bedeutet für mich lange Wachen bei Flaute und Dunkelheit - ziemlich anstrengend und wenig erquickend. Hinzu kommt, dass Lars sich in Cartagena einen kräftigen Husten eingefangen hat und ein wenig malade ist.
Als sich am frühen Mittwoch Morgen nach der Flaute dann wieder Westwind einstellte, entschied ich mich die häßliche Costa del Sol anzulaufen. Nach acht dröhnenden Motorstunden erreichten wir am späten Mittwoch Vormittag Benalmádena.
Die Liegegebühren sind günstig (8,-), der Service verbesserungswürdig und die Tourismus-Retortenstadt fürchterlich. Touriabzocke wohin man auch schaut.
Den einen Nieselregentag (den ersten seit Wochen) werden wir aber überstehen und hoffen, dass uns morgen (Freitag) die Winde nach Gibraltar lassen.
Die Energieproblematik hat sich etwas entschärft, nur wenn alle Systeme (Autopilot, Radarreflektor, AIS) dauerhaft eingeschaltet sind, kommt das Solarpanel nicht mit der Ladung hinterher, bei normalen Bedingungen ohne viel nächtlichen Verkehr sollten die Batterien einige Tage genug Energie liefern. Dennoch werde ich mich in Gib nach einem kleinen Generator umschauen.
Abgesehen von Lars´Husten aber alles wohlauf an Bord der TurTur.
Cartagena - Benalmádena ca. 240sm , 50 Stunden davon 15 unter Motor - Verbesserungswürdig!

Sonntag, 22. November 2009

Noch ein Filmchen...

Um Gottes Willen - jeder Törn hat sein eigenes Motto






Sailing for Jesus - das ist das Motto einer schwedischen Gruppe die wir hier in Cartagena kennen gelernt haben. Gospelkonzerte, Konfirmationsfreizeiten und schlichte Missionsarbeit stehen im Mittelpunkt ihrer Reisen.
Auf der Ostsee würde man jetzt einen der üblichen Traditionssegler erwarten, wie man sich täuschen kann. Die Elida ist eines der größten in GFK gebauten Schiffe überhaupt, rund 40 Meter lang und ein wirklich rassiger Dampfer.
Dass der Designer schon Volvo-Ocean-Racer gezeichnet hat, glaubt man beim Anblick sofort: Gerader Steven, flaches Unterwasserschiff, zwei stattliche 45 Meter Masten und Beschläge der Sonderklasse versprechen Segelspaß pur, die nette Crew berichtete von Geschwindigkeiten jenseits der 20 Knotenmarke.
Vielleicht sollte Freund Olli S. doch noch mal kirchlich aktiv werden, Skipper auf dieser Yacht wäre doch ein netter Job, oder?
Nähere Informationen unter www.elida.se

PLAN B






Plan B steht – sollten mir die Kanaren wider Erwarten nicht gefallen, Catagena ist eine Alternative die mir wirklich gefallen könnte und das will schon was heissen, schließlich reagiere ich auf Großstädte normalerweise eher mit Fluchtgedanken.
Aber Cartagena ist anders, Cartagena lebt, Cartagena ist überall in Veränderung begriffen, Cartagena probt die Verbindung von Antike und Moderne.
Schon in der Hafeneinfahrt fielen mir die Grafittis auf der großen Mole auf, keine Spur von no-Future oder Wirtschaftskrise, in riesigen Lettern hat dort jemand „Region Cartagena“ aufgesprüht, nicht schön aber aussagekräftig. Diesen Regionalstolz kann man in der Stadt nicht nur spüren, sondern auch nachempfinden. Dieser Landstrich gehört wohl zu den ärmsten Gegenden Spaniens und noch vor wenigen Jahren muss es hier recht grau und trostlos gewesen sein.
Inzwischen scheint die Stadt ihre kulturellen und historischen Trümpfe wiederentdeckt zu haben und wuchert mit ihnen.
Die Stadtgründung erfolgte bereits vor unserer Zeitrechnung durch den Vater von Elefanten-Hannibal und war die Europa-Hauptstadt der Weltmacht Karthago, irgendwann kamen dann natürlich auch die Römer und ihnen folgten wohl alle Seemächte des Mittelmeerraums.
Im spanischen Bürgerkrieg war Cartagena die letzte Bastion der Republikaner und noch heute ist hier die spanische Kriegsflotte stark vertreten. Auch die US-Mittelmeerflotte ist häufig zu Gast.
Neben den Marinesoldaten prägen vor allem die vielen Studenten der örtlichen Uni das Bild.
Die moderne Marina liegt direkt am Stadtzentrum, ist mit allem was das Seglerherz begehrt ausgestattet und wird von einem freundlichen Mini-Segler betrieben (Sonderkonditionen gibt es trotzdem nicht )-: ). Unmittelbar vor dem Ausgang der Marina verläuft die riesige Stadtmauer und sorgt für den ersten Aha-Effekt, echte Grafittikunst ziert die neu konstruierten Treppenaufgänge, auf der Mauerkrone führen Spazier-, Lauf- und Radwege um den Stadtkern herum.
Die Hauptstraße ist gesäumt von restaurierten Häusern oder besser Stadtpalais aus dem 18. und 19. Jahrhundert in denen sich eine Vielzahl von Geschäften, Cafés, Restaurants und Tapasbars befinden.
Hier ein paar dicke Bohnen mit Speck, dort ein bisserl Huhn mit Tomate und Paprika, Kartoffeln mit Aniswürstchen, überbackenen Spinat oder nur Kartoffeln mit Soße. Das kann schon gefallen.
So fiel es uns nicht schwer, hier auf das nächste Wetterfenster zu warten. Soweit die Meteorologen Recht behalten, sollte sich dieses Fenster morgen, am Montag öffnen. Leichte bis mittlere Winde aus Nord bis Ost versprechen eine zügige Überfahrt nach Gibraltar.
Wir werden sehen.
In der Diaschau findet ihr in Kürze viele neue Bilder.

Freitag, 20. November 2009

Porto Cristo - Cartagena




Bereits gestern (Donnerstag) Nachmittag sind wir nach fast drei Tagen und zwei Nächten auf See gut in Cartagena angekommen.
Das Mittelmeer zeigte sich wieder einmal sehr launisch und präsentierte uns fast das gesamte Spektrum, Flaute mit glatter See, Flaute mit grober See, kräftigen Wind mit grober See von vorn und auch von hinten.
Für die rund 260 Meilen benötigten wir etwa 55 Stunden.
Am Dienstag Morgen ging es los, allerdings nicht so früh wie geplant denn früh um sechs regte sich noch kein Lüftchen und so ließen wir uns etwas Zeit für ein solides Frühstück. Aber auch um neun war vom angekündigten Wind noch keine Spur und wir opferten ein gutes Drittel unserer Treibstoffreserve und motorten die Südostküste Mallorca hinunter. Erst am Nachmittag konnten wir die TurTur ihrer Bestimmung entsprechend nutzen und passierten während des Sonnenuntergangs die kleine Insel Cabrera im Süden Mallorcas. Durch die Nacht flogen wir unter Code0, Fock und Gross Ibiza entgegen, beim Morgengrauen lag die Felsenküste der Partyinsel deutlich vor dem Bug. Wir steuerten die schmale Durchfahrt zwischen Ibiza und Formentera an - das letzte Wetterrouting vor der Abfahrt favorisierte die Südroute - vielleicht war das ein Fehler, denn abgesehen vom schönen Panorama erwarteten uns hinter den Inseln unangenehme Verhältnisse. Flaute von hinten und ordentlicher, alter Schwell von vorn.
Schlagende Segel, knallende Schoten und ein fast nicht zu kontrollierendes Boot.
Schon bald frischte der Wind aber wieder auf und der große Spi zog uns zügig gen Südwesten. Am Nachmittag wurde der Kurs dann zu spitz für den Spi und wir wechselten wieder auf den Code0 und rauschten weiter unserem Ziel entgegen.
Lars übernahm die Wache und ich versuchte unter Deck ein bisserl Schlaf zu finden.
Schon nach kurzer Zeit war dies allerdings nur unter erschwerten Bedingungen möglich, denn Wind und See legten kräftig zu.
Unter Deck wird es dann wirklich laut und nur ins Leesegel gepresst mit dem Kopfkissen auf den Ohren war an Schlaf zu denken.
Ständig hörte ich überkommendes Wasser und wunderte mich schon ein wenig, dass Lars noch ohne Murren am Ruder saß.
Irgendwann war Lars es dann aber doch satt ständig geduscht zu werden und ich wurde zum Segelwechsel an Deck gerufen. Code0 weg und das Groß ins erste Reff, vielleicht nicht der schnellste Segelstell aber für eine mondlose Nacht mit vier Meter hohen Wellen nicht die schlechteste Wahl.
Um ggfs noch abfallen zu können hielten wir etwas vor und steuerten einen nördlicheren Kurs. Letztlich ein Fehler, denn so gerieten wir in den Schifffahrtsweg zwischen Gibraltar und Valencia, sahen uns gezwungen noch nördlicher zu gehen und fanden uns östlich des Mar Menor in der Bucht von Alicante wieder. Am Donnerstag Vormittag rundeten wir, wiederum bei fast vollständiger Flaute und Nebel das Cabo de Palos.
Gegen 16 Uhr machten wir dann in der neuen Stadtmarina von Cartagena fest.
Fazit dieses Törns:
- Technik ist was feines, ohne AIS und Plotter hätte die Nacht noch mehr Nerven gekostet. (inzwischen ist auch Lars, zuvor eher Technik-Skeptiker, vom AIS begeistert)
- Technik benötigt Energie, da muss ich noch nachrüsten. Obwohl wir nur wenig unter Autopilot fuhren gingen die Batterien nach 50 Stunden langsam in die Knie. Hat nicht noch jemand eine Brennstoffzelle rumliegen? ;-)
- Nachts ist mein Autopilot definitiv der beste Rudergänger - immer wieder beeindruckend.
- Was den Schlaf- und Wachrythmus betrifft ist Einhandsegeln einfacher als zweihand.
Mit Begleitung nutzt man einfach nicht jede Möglichkeit zu ruhen, man redet oder leistet einfach Gesellschaft und irgendwann sind beide dann ziemlich groggy.

Daher sind wir auch noch nicht in Gibraltar sonder "nur" in Cartagena.
Zunächst war ich eher skeptisch, Großstädte sind ja nicht so mein Ding und die Touristen-Bettenburgen am Mar Menor sahen alles andere als vielversprechend aus.
Aber schon unser erster kurzer Rundgang am frühen Donnerstag Abend überzeugte mich vom Gegenteil. Cartagena ist ein uralter Schatz der gerade wiederentdeckt wird, überall wird gebaut, Altes restauriert und schönes Neues errichtet.
Die Stadt erblüht geradezu, viele Menschen auf den Straßen, Historisches trifft Moderne. Wirklich beeindruckend. Dazu später mehr.

Montag, 16. November 2009

Advent Advent ein Lichtlein brennt...

... und für uns scheint sich etwas verfrüht das erste (Wetter-)Türchen zu öffnen.
Wenn die Vorhersagen dann auch so eintreffen, werden wir morgen Früh mit Südwind starten, im Laufe des Tages den Mallorcakanal (die Passage zwischen Mallorca und Ibiza)passieren und nördlich Ibiza dann am Mittwoch auf östliche Winde stoßen.
Diese wollen wir nutzen so lange es eben geht.
Nach meinem Wetterrouting könnten wir bis Freitag Mittag die Straße von Gibraltar erreichen, wir gucken aber erstmal wie lange wir Lust haben, als möglichen Zwischenstopp haben wir Cartagena im Blick.
Heute stocken wir die Vorräte an Wasser und Nahrung auf um ggfs bis zum Wochenende auf See bleiben zu können.
Das Wetter ist auch weiterhin traumhaft, wir kommen aus den Shorts kaum noch raus, morgens um acht genießen wir bereits über 18 Grad C und strahlenden Sonnenschein.
Ein kleines bisserl Wehmut kommt beim Verlassen der Insel schon auf, nette Nachbarn, angenehme Backgammon-Bars, leckere Bacon-Datteln und andere Tapas lassen wir nun hinter uns - schließlich bleibt der Sommer nicht ewig auf Mallorca.
Wundert euch jetzt also nicht, wenn ihr einige Tage nichts neues zu lesen bekommt, ich lasse von mir hören sobald wir wieder festen Boden unter den Füßen (und Verbindung zum Internet) haben.
Viele Grüße von Bord der TurTur
Lars + Christoph

Samstag, 14. November 2009

Wind und Wetter - should we stay or should we go?





Nach einer wunderschönen Inseltour gestern - nein, wir haben keinen Kat gekauft - stellt sich die typische Seglerfrage: Kreuzen oder warten?
Und diesbezüglich wäre ich auch auf die Meinungen der Wind- bzw. Mittelmeerkundigen unter euch gespannt.
In den nächsten Tagen bleibt die Windrichtung SW, genau auf unsere Nase, erst Mitte der kommenden Woche könnte sich möglicherweise ein kurzes Fenster mit östlichen Winden öffnen. Momentan denke ich, dass es wohl das Sinnvollste wäre zu warten und Dienstag oder Mittwoch mit dem letzten SW Wind nach Süden zu segeln und dann mit dem drehenden Wind auf einen westlichen Kurs zu wechseln.
Was rät mir die Gemeinde? -Tipps und Ratschläge willkommen!
So nett wie es auch hier auf Mallorca ist, ich würde ja doch gerne langsam weiter kommen.

Freitag, 13. November 2009

Guter Tausch


Geschwindigkeit ist nicht alles und jeder Meter bringt mehr Komfort.
Da ich ja auch nicht mehr der Jüngste bin, habe ich mich entschlossen, die TurTur gegen ein wunderschönes 12m Stahlschiff zu tauschen. Klar, ein bisserl was muß ich an dem Kahn noch tun aber abgesehen von Kleinigkeiten ist das Schiff segelklar für eine Weltumrundung!



















































Kleiner Scherz!

Landpartie




Kaum schreibe ich mal ein paar Tage nichts, da kommen schon erste, besorgte Emails und erkundigen sich nach meinem Wohlbefinden.
Ja, es ist alles bestens, ich genieße das sommerliche Wetter auf Mallorca und den gemütlichen Charme Porto Cristos.
Was soll ich da auch groß berichten, welche Cafés und Kneipen ich besuche, was es zum Mittag gab?
So ausführlich soll mein Blog dann doch nicht werden.

Am Mittwoch (11.11.) habe ich mir einen kleinen Mietwagen genommen und damit ein wenig die Insel erkundet. Mallorca ist wirklich schön, der Massentourismus allerdings fürchterlich.
Städte gilt es zu meiden, sie gleichen sich, Pommes und Pizzabuden reihen sich an T-Shirt und Kitsch Geschäfte. Da bleibt nur die Flucht.
Auf dem Lande, speziell im Inselinneren finden sich traumhafte, felsige Landschaften. Schafe kreuzen die Straßen, die sich in Serpentinen die Berge hinauf und hinab schlängeln.
Aber auch die Küsten sind beeindruckend mit ihren steilen Felswänden und den tief eingeschnittenen Buchten.
Im Laufe des Tages habe ich so fast die ganze Insel umrundet, nur den angeblich schönsten Teil im Westen habe ich leider auslassen müssen, denn in Palma wollte ich noch Seekarten und andere Ausrüstung besorgen.
Am Abend stand noch eine Verabredung mit meinem Kindheitsfreund Carsten auf dem Programm, er lebt seit einem halben Jahr in Palma und so nutzten wir die Gelegenheit nach 20 Jahren mal wieder in Kontakt zu kommen.
Es wurde ein ausgesprochen netter Abend mit Carsten und seiner Frau, ein klasse Restaurant und gute Gespräche. Leider musste ich irgendwann die Tafel auflösen, denn schließlich wollte mein Co-Skipper Lars noch vom Flughafen abgeholt werden.
Auch das klappte wie am Schnürchen.
Die TurTur ist jetzt komplett besetzt und es fehlt nur noch an passenden Winden.
Die sind leider noch nicht wirklich absehbar, SW SW SW.
Ursprünglich sollte es am Freitag trotz allem aber losgehen, wenn das Wörtchen wenn nicht wäre...
Am Donnerstag Abend, wir saßen in Porto´s Winebar, erfuhren wir von einem großen Katamaran der am Wochenende hier versteigert werden soll … und Larsi´s Augen begannen zu leuchten.
So verschoben wir den Start um zumindest einen Tag, leihen noch einmal einen Mietwagen und Lars bekommt die Chance nicht nur den Kat sondern auch noch ein bisserl was von der Insel zu sehen.
Um den Wind ist es nicht schade, denn der pustet nur schwach genau aus SW und da wollen wir ja hin.
Das Wetter ist weiterhin fantastisch, auch in Shorts und T-Shirt kommt man ins schwitzen und die Nächte sind angenehm kühl. Vielleicht dreht der Wind ja auch irgendwann...

Freitag, 6. November 2009






Mallorca!

Mein lieber Scholli, das war ganz schön heftig, aber der Reihe nach...
Nach einem kurzen Frühstück habe ich heute morgen um 07.15 Uhr die Leinen los geschmissen und Mahon (übrigens die Heimat der Mahonnaise – wieder was gelernt) Richtung Mallorca verlassen.
Über Nacht hatten sich zwar die Vorhersagen von Windfinder etwas verschärft, statt 12kn Wind wurden nun 20kn angekündigt, dafür wurde weniger Regen versprochen, da aber die Richtung bei Nord blieb, sah ich keinen Grund den Törn aufzuschieben.
Trotz der gerade erst beginnenden Dämmerung waren schon recht dunkle Wolken am Himmel zu erkennen. Was solls!
Segel hoch, Motor aus und los!
Gleich im Hafen preschte die TurTur mit bis zu zehn Knoten los und wir erreichten schnell die äußere Bucht, schon früh konnte ich dort eine ordentliche Düngung erkennen, die ich zunächst für Vogelschwärme hielt. Da es statt aus NW aus NE pustete, drehten die Wellen schön um La Mola rein. Wow! Solche Wasserberge habe ich zuletzt in der äußeren Biskaya erlebt.
Aber da fühlt sich die TurTur ja wohl.
Nicht so schön war die erste Regenfront, die uns noch in der Bucht von Mahon erwischte.
Der Wind frischte schnell auf 25-30 kn auf und drehte auf West!
Das hatten die Meteorologen so nicht versprochen.
Also schnell das Groß gerefft, erst eins dann zwei, Zähne zusammen beißen und durch.
In solchen Situationen erweist sich die TurTur dann schon mal als Biest, Böen werden gnadenlos mit Sonnenschüssen quittiert und Großschot und Traveller wollen pausenlos bedient werden. Klar, im dritten Reff wäre es entspannter gewesen. Da aber leider die Refferei bei mir recht mühsam ist (besten Dank nochmal an Jan-Segel), wollte ich diese Front aussitzen.
Eben goss es noch in Strömen und der Wind pfiff in den Wanten und im nächsten Moment kommt die Sonne raus und aus Starkwind wird ein laues Lüftchen.
Mit der Brise schwand auch die Hoffnung vor Sonnenuntergang auf Mallorca einzutreffen, das ETA ging auf 20, 22, 24 Uhr.
Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Der Wind drehte auf Nord zurück und kaum hatte ich mein Wundersegel, den Code0 gesetzt, wehte es auch wieder mit 12-15kn.
Zack, da lag das Eta war wieder zwischen 16 und 17 Uhr.
Und nun sollte der Spaß beginnen!
Im Dauersurf schossen wir mit 8 bis 12kn unserem Ziel entgegen und der Wind legte weiter zu.
Irgendwann war es dann doch zuviel, das Speedo ging kurzfristig auf über 15kn und nach zwei Sonnenschüssen musste ich handeln, rollte den Code0 wieder ein und band ein Reff ins Groß.
Als Minisegler ist man aber verwöhnt, 20kn Wind aus der richtigen Richtung (95 Grad AWA) und nur zwischen 6 und 8 kn Speed – das geht ja gar nicht!
Also die Fock runter und das Wundersegel ausgerollt – das war die richtige Entscheidung, wie auf Schienen ritten wir die inzwischen gut vier Meter hohen Wellen ab.
Der alte Erdmann schrieb mal, dass Geschwindigkeit auch Sicherheit bedeutet. Wie recht er hat, mit diesem Speed konnten wir gerade noch einer zweiten Front entwischen und vor den dunklen Wolkentürmen den Menorcakanal zwischen den Inseln passieren.
Wie im Fluge ging es weiter, aber auch im zweistelligen Bereich lief die TurTur so brav unter Autopilot, dass ich mir unter Deck das Hühnchencurry vom Vortag warm machen und verdrücken konnte.
Kaum war der Topf geleert, galt aber auch schon wieder Anwesenheitspflicht im Cockpit.
Der Wind überschritt die 20kn Marke und TurTur dauerhaft die 12er. Ein wirklich heißer Ritt!
Wir näherten uns Porto Cristo, unserem Zielhafen, und es wurde absehbar, dass es diesmal trotz aller Geschwindigkeit nicht reichen würde. Schwarze Wolken zogen über Mallorca auf und heftige Schauer ließen die Insel im Regen verschwinden. Gerade noch rechtzeitig rollte ich den Code0 weg und schaffte ihn unter Deck, nur mit dem Groß im ersten Reff blieben wir im Dauersurf und unser Zielhafen verschwand im Regen außer Sicht. Der Wind erreichte Spitzen von 35kn.


Bei diesen Bedingungen wollte ich keinen fremden Hafen anlaufen, ich nahm auch das restliche Groß weg, verzurrte es am Baum und lief vor Topp und Takel mit 3-4 kn auf Porto Cristo zu.
Vor den heftigen Schauern flüchtete ich unter Deck und ließ die Elektronik Wache schieben (natürlich steckte ich auch von Zeit zu Zeit den Kopf in den Regen und prüfte die Lage).
Kaum war die Front durch, schlief auch der Wind immer mehr ein.
Zunächst ging es noch unter Fock und auf den letzten zwei Meilen musste sogar der Motor helfen.
Um 16 Uhr liefen wir schließlich im Zielhafen ein, bei Sonnenschein und absoluter Flaute.
Das Mittelmeer ist wirklich wechselhaft.
Ziemlich groggy und mit gefühlt 10cm längeren Armen gab´s dann noch nen Sundowner und abschließend eine Kleinigkeit zu essen direkt am Hafen.
Was für ein Tag!
Aus, ich muss es eingestehen, Schiss wurde Vertrauen ins Boot (und auch in den Skipper), der Anspannung folgt Entspannung.
Die TurTur liegt gut vertäut am Transitpier und nun kann der fürs Wochenende angekündigte Sturm ruhig kommen.
Gute Nacht zusammen!

knapp 60 Seekartenmeilen in 9 Stunden, trotz Starkwindkreuz zu Beginn und Flauten zwischendrin - gar nicht übel, oder?

Donnerstag, 5. November 2009

Winter?




Wie mir zuverlässige Quellen berichten, fällt in Norddeutschland bereits der erste Schnee, das ist bitter. Allerdings muss ich eingestehen, dass das Thermometer auch hier einige wenige Grad gefallen ist, heute morgen habe ich tatsächlich mal wieder eine Jeans rausgewühlt und ein Hemd übers T-Shirt gezogen.
Inzwischen hat das Thermometer die 20 Gradmarke überschritten und das Hemd liegt wieder in der entsprechenden Tasche.
Wenn die Meteorologen Recht behalten wirds morgen ein Tag fürs Ölzeug, zumindest hier auf Menorca soll es den ganzen Tag regnen, auf Mallorca hingegen siehts besser aus.
Für mich heisst das, früh aus den Federn und den versprochenen guten Wind nutzen um dem feuchten Nass zu entfliehen.
Heute hab ich noch ein bisserl am Schiff gebastelt, meinen Anker griffbereit am Heckkorb montiert und die MoB-Leuchte und -Leine neu positioniert.

Beim ersten Blick aus dem Niedergang, erschien Mahon fast wie in alten Zeiten.
Gleich drei Großsegler lagen in meinem Blickfeld.
Zum einen die Wind-Surfer, ein schrecklich hässlicher Kreuzfahrtpott mit vier Pseudomasten drauf, der wohl regelmäßig einmal die Woche die Stadt beglückt (war auch schon bei meiner Ankunft hier),
dann die Seacloud, ansich ja auch keine Schönheit aber im Vergleich schon fast eine Augenweide.
Und last but not least die Sir Robert Baden Powell, eine kleinere aber schnittige echte Schönheit. Die Sir-Robert hat wohl ihre Saison hinter sich und wartet bei der Werft auf neue Reisen.
Neues von mir gibt´s jetzt erst, wenn nichts dazwischen kommt, von Mallorca.

Dienstag, 3. November 2009

Waschtag



Nachdem ich gestern Abend mit Tobias, dem britischen Minisegler auf ein (oder zwei)Guinness unterwegs war - drei Stunden intensive Unterhaltung entrosten das Englisch doch ungemein - und deshalb nicht zum Kochen gekommen bin, hab ich mir heute das erste Mal so richtig was gebruzzelt, Nudeln mit viel frischem Gemüse vom Markt.
Um den Haushaltstag abzurunden war auch große Wäsche angesagt.
Der freundliche Amel-Eigner von nebenan hatte wohl etwas Mitleid und bot mir an seine Waschmaschine und seinen Trockner zu nutzen, ein Angebot dem ich nicht widerstehen konnte. So blieb neben den zwei Maschinenladungen Kochwäsche nur ein bisserl Buntwäsche zur manuellen Behandlung übrig.
Inzwischen trocknet alles im kräftigen, warmen Wind und ich freu mich auf duftende Bettwäsche...
Bei der Gelegenheit konnte ich auch einen genaueren Blick in die brandneue Amel 54 werfen, ein wirklich beeindruckendes, tolles Blauwasserschiff.
Und ein gekühltes Bier gab´s natürlich auch.

Montag, 2. November 2009

Zwangsumsiedelung

Heute Nacht war es dann soweit, gegen Mitternacht klopfte die spanische Hafenpolizei erneut am Schiff und mir blieb nichts anderes übrig den Liegeplatz zu wechseln.
Manchmal brauch ich eben einen gewissen Druck.
Gut so, inzwischen liegt die TurTur in der Marina am nördlichen Ende des Hafens von Mahon, gut vertäut am Kopf eines Steges.
Hier gibt es tatsächlich auch rudimentäre sanitäre Einrichtungen und auch nette Nachbarn.
Der Weg in die Stadt ist zwar etwas weiter, dank der neuen Bekannten sollten Einkaufsfahrten per Auto aber kein Problem sein.
Bis morgen wird es noch windig bleiben, bleibt es bei den momentanen Vorhersagen werde ich Donnerstag oder Freitag den Sprung nach Mallorca angehen.
Am Wochenende wird der Wind dann richtig knackig, bis dahin möchte ich gut geschützt auf Mallorca im Hafen liegen.
Und dann ist die Zeit der Einhandsegelei fast schon für die nächsten Wochen vorbei, am 11.11. fliegt Freund Lars ein und gemeinsam geht es dann gen Westen weiter.

Sonntag, 1. November 2009

Mal keine Superlative?





Ihr wollt auch mal etwas Negatives lesen?
Klar, hier gibt’s doch die ungeschönte Wahrheit...
Gerade ist mir beim Essen die Ketchupflasche „explodiert“, hab wohl zu fest gedrückt und schwupps! hatte ich ne Menge roter Sauce auf Teller, Sonntagszeitung und leider auch ein bisserl auf Hemd und Hose. Werde wohl bald mal eine Münzwäscherei suchen müssen.
Das reicht noch nicht?
Ok, ich hab noch mehr zu berichten.
Nach einem kleinen Törn mit Alain, dem freundlichen Ocibar-Mitarbeiter (weiter unten hatte ich schon von ihm berichtet) am gestrigen Nachmittag kam ich erst in der Dunkelheit zu meinem Liegeplatz zurück und hatte keine Lust mehr mit den Mooringleinen zu hantieren, deshalb blieb TurTur längsseits am leeren Steg liegen.
Das war sicherlich ein Fehler, denn so war die ja eh schon auffällige TurTur noch auffälliger.
Gegen 23 Uhr, ich wollte gerade in die Koje springen, klopfte dann auch die Hafenpolizei.
Zunächst in einem unfreundlichen Ton, wurde ich gefragt, wer mir die Erlaubnis gegeben hätte hier festzumachen, die Plätze wären an Privatpersonen vermietet und anlegen verboten.
Ob es in Deutschland üblich wäre einfach ohne vorherige Absprache einen Liegeplatz zu belegen?
Das konnte ich natürlich ohne schlechtes Gewissen bestätigen und die übliche Praxis vorab per UKW die Liegeplatzsituation zu klären ist für mich mehr als unpraktisch. Zum einen ist das Englisch der Marineros in aller Regel kaum besser als mein Spanisch (gleich null) und zum anderen sind meine Anforderungen als Einhandsegler an einen Liegeplatz ja schon speziell – ich hab keine Lust mir meine TurTur kaputt zu fahren nur um irgendwelchen Vorschriften genüge zu tun.

Klar, Ordnung muss sein und diese Vorschrift ist in der Saison sicher nachvollziehbar, momentan ist der gesamte Steg aber unbenutzt und so erschienen mir die Einwände der Beamten doch etwas albern. Wie auch immer, man gestattete mir die Nacht dort zu verbringen und ich sagte zu mich heute zu verhohlen.
Das hab ich dann auch gleich gemacht, allerdings erstmal nur auf die andere Seite des Stegs, etwas besser versteckt hinter einem größeren Boot.
Nach meinem Ketchupabenteuer suchte ich vorhin dann das Büro der Hafenbehörde auf und versuchte vergeblich die Erlaubnis für eine weitere Nacht zu ergattern. Immerhin drückte man mir freundlich einen Zettel mit den Kontaktdaten der privaten Marinas in die Hand.
Nicht, dass ich diese vorher nicht schon gehabt hätte...
Bei Sunseekers hab ich es gar nicht erst probiert und bei der in Frage kommenden „Marina Deportiva de Menorca“ bekam ich nur zu hören, heute sei Sonntag (tatsächlich?) und ich solle morgen doch noch mal anrufen.
Ich denke ich schalte auf dickfellig und sitze die Situation hier bis morgen aus und gucke morgen weiter.

Denn es haben sich schon wieder neue Möglichkeiten ergeben.
Gestern lernte ich einen smarten Briten kennen, der bereits seit mehreren Jahren auf seinem Mini vom Typ „Zero“ hier auf der Insel lebt und dieser berichtete mir heute beim Frühstück ganz begeistert von seinem Heimathafen Addaia, etwa 12 Meilen entfernt an der Ostküste Menorcas gelegen. Auf meinem Weg von Fornells kommend bin ich dran vorbei gesegelt. Dort wird wohl kein Hafengeld kassiert (hier momentan allerdings auch nicht), sanitäre Anlagen sind ebenso wie Restaurants, WiFi und Supermarkt vorhanden und das Ganze in einem sehr netten Ambiente.
Vielleicht verlasse ich Mahon also doch schneller als erwartet.

Freitag, 30. Oktober 2009

Ein Tag wie aus dem Bilderbuch!


30.10.2009
Fornells – Mao (Mahon)

Langsam muss ich wohl aufpassen, dass mir die Superlative nicht ausgehen aber was soll ich machen, wenn es doch so schön ist?
Schon um 9.00 Uhr zog ich heute morgen die Segel hoch, der Wetterbericht drohte ab Mittag mit Flaute und so wollte ich die Morgenbrise nutzen um die Ostküste Menorca´s abzusegeln.
Der Wind wehte, wie angekündigt, leicht aus NW und so machte ich zunächst einen kurzen Schlag nach Osten um dann zu halsen und den großen Spi zu ziehen – ab ging die Post!

Die Küste ist für einen Segler von der überschwemmten Wiese schon beeindruckend, rauhe, hohe Felsen ragen fast senkrecht aus dem Wasser und eben auch ins Wasser hinein, was die Segelei ziemlich einfach macht. Sandbänke, Untiefen? Bisher nicht zu finden! Schon wenige Meter vom Ufer entfernt sind schnell Wassertiefen von 50m erreicht.
Der immer mehr auf Nord drehende Wind blies mit rund 10 Knoten, mal mehr, mal weniger und die TurTur zog mit 6-9 Knoten gen Süden.
Unterweg sahen wir nur einige kleine Fischerboote und ein Schiff der Seenotrettung donnerte an uns vorbei mit einem kurzen Signalton zur Begrüßung.
Wie sich später heraus stellen sollte, hat die TurTur wohl bleibenden Eindruck hinterlassen...

Bereits um um zwölf passierten wir Punta S´Esperó, den östlichsten Punkt Spaniens und kurz darauf waren wir auch schon in Mao/Mahon.
In vier Stunden knapp dreißig Meilen, kann sich doch sehen lassen?
In meinem Hafenführer ist zu lesen, dass Mahon nach Pearl Habour der zweitgrößte Naturhafen der Welt ist. Vor Jahren hab ich mir das gleiche auch in Kingston/Jamaika sagen lassen. Was denn nun, kann das jemand aufklären?
Aber ein Erlebnis ist es allemal, hier in Mahon einzulaufen. Die Lazarettinsel an steuerbord lassend ging es in die etwa 3 Meilen tiefe Bucht der Inselhauptstadt.
Nun bin ich wirklich auf den Spuren von Horratio Hornblower und Jack Aubrey.
Unter Motor ging es bis zum nördlichen Ende der Bucht und dann wieder ein Stück zurück zu meinem momentanen Liegeplatz.
Wieder eine Premiere, das erste Mal an Mooringleinen festgemacht! War aber weniger schwierig als erwartet.
Der Liegeplatz ist momentan noch etwas laut, die Uferstraße ist nicht weit entfernt. Zur Nacht hin wird’s aber hoffentlich ruhiger.
Als ich vom ersten Landgng zurück kam, lag neben der TurTur ein Schlauchboot und ich kam mit dem Fahrer ins Gespräch. Er war ganz begeistert von den Minis und hin und weg als ich ihm einen gemeinsamen Schlag vorgeschlagen habe.
Wie sich herausstellte, areitet er für ein Unternehmen, das auf den Balearen mehrere Marinas betreibt und ab dem nächsten Jahr auch in Mahon das gesamte Nordufer bewirtschaften wird.
Glück muss man haben – wenn ich irgendwas brauche, soll ich ihn auf Kanal 09 rufen...
Prima Sache.
Kaum war der eine weg, kam schon der Nächste und stellte sich als Kapitän des Rettungsbootes vor, das uns am Vormittag entgegen kam. Auch er ganz begeistert und dankbar für die Schiffsbesichtigung. Ich hoffe nur, dass ich ihn nicht zu rufen brauche...

Jetzt will ich erstmal schauen was der Freitag Abend in Mahon so bietet und vorweg eine Kleinigkeit essen.
Viele Grüße

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Deutsche Minista gut in Bahia/Brasilien angekommen






Und noch eine Nachricht aus der Miniwelt.
Nachdem Andreas Lindlahr bereits einige Tage der Erholung in Brasilien hinter sich hat, ist nun auch Norbert Maibaum im Zielhafen der Minitransat 2009 angekommen.
Beiden meine herzlichsten Glückwünsche! Tolle Leistung!

Im Vergleich zu diesem Herrn bin ich wohl doch nur ein Ententeichsegler



... auf einem Mini6.50 nonstop um die Welt, auf der klassischen Route, alle großen Kaps an Backbord lassend. Mannomann! Aber Alessandro Di Benedetto hat auch schon mit einem Strandkat den Atlantik und sogar den Pazifik überquert.
Mehr dazu hier:
http://www.alessandrodibenedetto.net/index.html

Vergangenen Montag gestartet, hofft er in weniger als sechs Monaten die Runde zu vollenden. Ich drücke ihm beide Daumen!

...noch immer in Fornells, dafür hier im Blog einiges Neues




Irgendwie hab ich den bisherigen Lebensrhytmus noch nicht wirklich hinter mir gelassen, ich musste mich heute morgen beinahe zwingen nicht die Leinen los zu schmeissen um weiter zu segeln und statt dessen einfach noch einen Tag in diesem netten Nest zu verleben. Und doch plagt mich fast ein schlechtes Gewissen.
Was für ein Blödsinn! Schließlich bin ich nicht durch eine 14tägige Chartertour gezwungen maximal viel in minimaler Zeit zu sehen.
Ich kann mich treiben, die Seele baumeln lassen und die Tage genießen.
So sprach mich dann am Nachmittag auch eine Senorita vom Nachbarschiff an und erkundigte sich über die TurTur, die Minitransat und meine Reise.
Von ihrem 12m Schiff kommend, konnte sie sich kaum vorstellen auf so einer Nussschale wie der TurTur zu leben, erst nach einer Führung durch Schiff verstand sie, dass die Unterschiede garnicht soo groß sind. Einzig die fehlende Nasszelle konnte sie nicht wirklich verkraften. Nach und nach kam auch ihre restliche Familie dazu und es wurde einträchtig gestaunt. So groß ist deine Koje? Du hast ja sogar einen kardanisch gelagerten Kocher! So viel Elektronik? So schnell?
Es würde mich nicht wundern, heute eine zukünftige Minitransat-Teilnehmerin an Bord gehabt zu haben...
Am Ende bekam ich noch einige Hafentipps und sogar 10 Liter Sprit für meinen Außenborder, denn die Tankstelle hier öffnet genau wie der Supermarkt nur noch Samstags. Die Bezahlung wurde fast empört abgelehnt.
Zum Mittag war ich in einem Restaurant mit Wlan oder wie es hier heißt WiFi Hotspot, konnte einige Programme aus dem Netz laden und die ersten Fotos ins Online-Album stellen, die Diashow seht ihr am rechten Rand. Auch ansonsten hat sich noch einiges im Blog verändert, das bloggen beginnt richtig Spaß zu machen.
Übrigens, ich freu mich über Kommentare, Fragen und Grüße...
Wenn nichts dazwischen kommt soll es morgen nun doch weiter gehen, im Uhrzeigersinn um die Insel, vielleicht bis Mahon, vielleicht auch nur bis zu einer von der Senorita empfohlenen Bucht auf halber Strecke - ich laß mich einfach treiben (mehr wird der Wind auch nicht hergeben)
Muchos saludos y buena noche

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Cala Fornells auf Menorca - zur besseren Orientierung einfach rein- und rauszoomen oder verschieben


Größere Kartenansicht

Die TurTur - Boot und Ausrüstung

Meine TurTur ist eine Pogo 2, gebaut im Jahr 2006 von der Werft Structures in Frankreich.
Die Pogo 2 ist ein Boot der Minitransatklasse, mit diesen Booten wird alle zwei Jahre eine Einhandregatta von Frankreich nach Brasilien gesegelt.
Auch in diesem Jahr machten sich wieder knapp 90 Alleinsegler auf den Weg, darunter auch drei Minista aus Deutschland.
Die Boote sind dank zahlreicher Auftriebskörper als unsinkbar klassifiziert (ja ja, das war die Titanik wohl auch), 6,50m lang, 3,00m breit und haben eine Segelfläche von bis zu 110qm.
In der 1,60m tief hängenden Kielbombe sorgen rund 400kg Blei für das nötige aufrichtende Moment. Bei knapp einer Tonne Gesamtgewicht ist das ein beachtlicher Ballastanteil.
Neben dem Großsegel mit drei Reffreihen und der reffbaren Fock verfügt die
TurTur über zwei Spinnacker (80 und 55qm), eine Genua (18qm), ein Code0 (35qm) und eine reffbare Sturmfock.
Bleibt der Wind ganz aus, hilft der 4PS Aussenborder.
Die Energiespeicherung erfolgt in zwei Batterien à 105 Ah, geladen werden diese von einem Hochleistungs-Solarpanel mit 105W.
Ein moderner Gyro-Autopilot mit hydraulischem Antrieb hält das Boot auch unter widrigen Bedingungen auf Kurs, die Funk-Fernbedienung ist mit einem MoB System ausgestattet, das falls ich doch mal über Bord gehen sollte dafür sorgt, dass das Boot nach 30m in den Wind dreht und stehen bleibt.
Neben Lot, Logge und DSC-UKW Funk ist die TurTur mit einem modernen, AIS kompatiblen GPS Seekartenplotter ausgerüstet.
Für zusätzliche Sicherheit sorgen ein aktiver Radarreflektor - dieser läßt sie auf Radarschirmen größer erscheinen - und ein AIS Transponder.
Das AIS System ist quasi ein UKW gestützter Radarersatz (auch wenn es nicht alle Vorteile eines echten Radars bietet), regelmäßig werden über Funk Daten wie Position, Kurs, Geschwindigkeit, Schiffsname und -größe, Rufzeichen und Drehgeschwindigkeit übermittelt und können entsprechend dargestellt werden.
So konnte ich schon Schiffe auf Kollisionskurs identifizieren bevor erste Lichter am Horizont auftauchten, diese gezielt anrufen und die Situation klären - wie sagte schon Herr Brommer, der Grundschul-Verkehrspolizist "Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!"
Fast schon mit Schrecken habe ich feststellen müssen, dass auf der TurTur sechs unabhängige GPS Systeme bereitstehen - mehr hat wohl die Queen Mary auch nicht.
Falls doch einmal Wasser eindringt, kann ich es mit zwei Lenzpumpen wieder hinnaus befördern und wenn das nicht reichen sollte bleibt noch eine Epirb Seenotbake, die innerhalb von vier Minuten die Seenotrettung aktiviert.
Sollte die TurTur gar kentern, steht eine Fluchtluke im Heck zur Verfügung.
Im Bug befindet sich eine wasserdichte Crashbox, die im Fall einer Kollision mit Treibgut die TurTur vor dem Volllaufen sichert.
Unter Deck finden sich vier Kojen, die aber auch als Stauraum genutzt werden, im Hafen ist mein Schlafzimmer das Vorschiff, auf See schlafe ich irgendwie auf der Luvseite zwischen den Segelsäcken.
Beidseitig sind unter Deck Stautaschen aufgehängt und sorgen für ein Mindestmaß an Ordnung.
Am durchgesteckten Mast befindet sich ein kardanisch aufgehängter Gaskocher.
Natürlich ist auch ein SSB Weltempfänger parat um auch auf See aktuelle Wetterinformationen zu erhalten, im Hafen bekomme ich die Wetterdaten per mobilem Internet auf den Bordrechner.
Was noch?
UKW Handfunkgerät, Barometer, Thermometer, Hygometer, Sat-Uhr, Bordtresor, Musikbibliothek mit ca. 10.000 Songs, Heizlüfter, Rettungssignalmitteln, Kompass (klassisch und elektronisch), Bordtelefon (+34 645291324), Schnorchelausrüstung, Fernglas, Schwimmwesten, 12V/230V Konverter und natürlich diversem Kleinkram...
Wer Lust hat sich das alles mal anzuschauen ist herzlich eingeladen.

26./27.10.2009 Ampuriabrava-Cala Fornells/Menorca

Jetzt bin ich wirklich unterwegs!
Der erste Törn führte mich von Ampuriabrava nach Menorca.
Der Wetterbericht versprach leichte nördliche Winde und schönes Wetter, perfekte Bedingungen also.
Nach letzten Einkäufen und Besorgungen (Telefonkarten aufladen etc.) motorte ich um 11.30 Uhr aus dieser riesigen Marina, setzte Segel und nahm Kurs auf Menorca.
Der zunächst noch frische Wind verabschiedete sich leider schnell und zwang mich mit Motorunterstützung aus der Bucht von Rosas zu fahren.
Kaum lag die Bucht hinter uns, konnten wir auch wieder segeln und zogen unter Groß und Code0 (ein flaches, freifliegendes Vorsegel) mit 6-7 Knoten Richtung Süden.
Das Mittelmeer empfing uns überaus freundlich und es brauchte nicht lange bis auch die ersten Delfine uns begrüßten.
Richtig beständig wehte der Wind auf dem ganzen Törn nicht aber das ist wohl typisch Mittelmeer.
Schnell versank die Sonne hinter dem Horizont und es wurde kühler aber nicht kalt, schließlich ist das Wasser rund 20 Grad warm und viel kälter wird es auch an Bord nicht. Allerdings feucht und deshalb verpackte ich mich rechtzeitig in Fleece und Ölzeug - entsprechend der alten Mini-Regel "if you become wet - you´re dead".
Meeresleuchten, ein unglaublicher Sternenhimmel und weitere Delfine begleiteten mich in die erste Nacht dieser Reise und ich erkannte, dass dies der ware Luxus ist!
Einfach toll.
Nach dem Einschalten der Sicherheitselektronik (aktiver Radarreflektor und Warner sowie AIS Transponder) legte ich mich für ein erstes kurzes Schläfchen in die Koje.
Den Wecker auf 30 Minuten gestellt, ein letzter Rundumblick und dann schnell die Augen zu, es klappt tatsächlich. So verbrachte ich fast die ganze Nacht.
Gegen ein Uhr, gerade hatte ich mich nach einem kurzen Check wieder hingelegt, ertönte das AIS Warnsignal und kurz darauf auch der Radarwarner.
Ein Schiff auf Kollisionskurs! Eine Situation die ohne AIS zu den Momenten gehört, die ich auf der Ostsee zu hassen gelernt habe. Passt es oder nicht?
Dank der neuen Technik wusste ic bereits bevor die ersten Lichter am Horizont auftauchten was mich erwartete. In diesem Fall der knapp 230m lange Kreuzfahrer "Cruise Bacellona". Noch war er zwar über 20 Meilen entfernt, lag aber genau auf Kollisionskurs und kam mit 25 Knoten näher.
Dank der AIS Informationen konnte ich den wachhabenden Offizier direkt per DSC Funk anrufen und die Situation klären. Erst nachdem ich meine Segel mit einem Scheinwerfer anleuchtete und er sein Radar nachjustierte konnte er mich entdecken.
"you must be a very small sailboat"- wie recht er hat!
Nachdem die "Cruise Barcellona" nur eine halbe Seemeile hinter mir mein Kielwasser kreuzte, verschwand sie ebenso schnell wie sie aufgetaucht war hinter dem Horizont.
Ein kurzes Danke und Gute Wache und schon war sie verschwunden, diese leuchtende schwimmende Stadt.
Der Wind blieb wechselhaft und drehend und mit der aufgehenden Sonne wechselte ich vom Code0 zum großen Spi.
Leider wurde das Lüftchen immer schwächer und kam auch immer achterlicher ein, so dass ich gegen Mittag, wollte ich Fornells auf Menorca noch bei Tageslicht erreichen gezwungen war den Quirl zur Hilfe zu nehmen.
So dröhnten wir die letzten 30 Meilen über z.T. 2500m tiefen Wasser und erreichten pünktlich, kurz vor der kurzen Dämmerung die Cala Fornells.
Eine wunderschöne und überaus geschichtsträchtige Bucht.
Römer, Mauren, Engländer und andere Piraten haben hier seit Jahrtausenden ihre Spuren hinterlassen. Als Spur der TurTur warf ich ein dänisches 5 Kronenstück (irgendwie ist Dänemark ja die Heimat der TurTur) in die Einfahrt zur Bucht.
Was in tausend Jahren wohl die Meeresarchäologen daraus folgern?
Das kristallklare, türkise Wasser ist von Palmen und im Bereich des kleinen Hafens von weißen Häusern gesäumt - wirklich idyllisch.
In einem Terrassenlokal am Hafen gönnte ich mir ein Schweinefilet in Pfeffersauce, sehr schmackhaft, und fiel nach einem verspätetem Sundowner in die Koje.
Nach 10 Stunden Tiefschlaf, einem Bad in der Bucht und einer Dusche auf dem Steg (ein Sanitärgebäude gints hier noch nicht) fühlte ich mich wie neu geboren.
Der Tag verging mit einem Dorfbummel, Shopping (Sandalen und Haus- bzw Bordschuhe aus lokaler Produktion für zusammen 30,- im Schlussverkauf) und faulenzen - ganz wie es mir gefällt!
Vielleicht geht es morgen weiter nach Mahon, vielleicht auch erst übermorgen, mal sehen.
Fotos liefere ich nach sobald ich eine kostenlose Verbindung habe.
Viele Grüße in den Norden.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Großes Danke für die Unterstützung

Schon vor Beginn des großen Törns habe ich von vielen Seiten Unterstützung bekommen und es ist mir wichtig, mich auch öffentlich für diese Hilfe zu bedanken.

Die Firma Garmin Deutschland GmbH aus München lieferte mir einen modernen, AIS kompatiblen Farb-Kartenplotter samt entsprechender Seekartenmodule.
Ein faszinierendes Stück Technik und gerade für einen Einhandsegler ein echter Sicherheitsgewinn.

Von der Firma Nordwestfunk GmbH erhielt ich ein AIS System sowie einen Epirb Notsender. Toll wie schnell und unbürokratisch mir geholfen wurde.

SPI-Marine, der Spezialist für Bordrechner, unterstützte mich selbstlos mit Installationsmaterial, der AIS-Radar-lite Software und einer Menge persönlichen Engagements. Überaus freundlich und sehr zu empfehlen.

Und natürlich Freunde und Familie, exemplarisch seinen hier Thorsten Junge, ein erfahrener Profiskipper der mir mit Rat und Tat zur Seite stand und mir seinen Trailer für den Straßentransport überließ, und meine Schwester Kathrin genannt, auf deren Hilfe ich mich immer verlassen kann.

Und dann gibt es noch (bislang) unbekannte Internet-Helfer, z.B. Wolf alias Moganero der mir ausführliches Infomaterial für meinen Törn zukommen ließ und sich nicht zu schade war auch auf die unspezifischte Frage ausführlich zu antworten.

Vielen Dank allen, ich hoffe mich entsprechend revanchieren zu können.