Donnerstag, 31. Dezember 2009

Guten Rutsch ins neue Jahr

Allen Lesern meines Blogs wünsche ich einen schönen Sylvesterabend und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ich bin noch in Hamburg und werde hier bei und mit meiner Schwester den Jahreswechsel begehen bevor ich am Neujahrsmorgen in den Flieger steige und wieder Richtung Süden jette.
Die Tage in der Heimat habe ich sehr genossen, habe Familie und Freunde getroffen und einiges erledigen können. Leider sieht die Windvorhersage noch nicht viel besser aus als in den vergangenen Wochen, vermutlich segel ich also doch erstmal nach Portugal.
Weiter geht´s im nächsten Jahr.
Kommt alle gut rein und bleibt gesund!

Freitag, 25. Dezember 2009

Frohe Weihnachten - Flucht in die Kälte

Während Tausende vor der Kälte in den Süden flüchten, habe ich den entgegen gesetzten Weg beschritten und kurzentschlossen einen Flug in den Norden gebucht. Am Heiligabend konnte ich dann gegen 22.00 Uhr meine Familie in Hamburg überraschen.
Die Windsituation zwischen Gibraltar und den Kanaren ist unverändert, auch in den nächsten Tagen scheint kein passender Wind zu wehen.
Umso mehr kann ich die weihnachtliche Gemütlichkeit hier genießen.
Zum Jahreswechsel hoffe ich nun endlich auf eine Wetteränderung und könnte dann bei Vollmond den Schlag nach La Graciosa angehen.
Bis dahin wünsche ich allen Freunden und Lesern dieses Blogs ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Alles wie gehabt.

Auch wenn ich mich bemühe alles mit Humor zu sehen, so langsam nervt es doch.
Der Wind weht weiterhin beständig und z.T. stürmisch aus SW und inzwischen regnet es auch ausgiebig.
Seit zwei (oder drei) Tagen kaum eine trockene Minute, da wird die TurTur immer kleiner.
Immerhin sind die Nächte wieder angenehm warm, heute früh zeigte das Thermometer 19 Grad.
Um euch (und mir) nicht mit unpassenden Wetterberichten das Fest zu verhageln, hier der Link zu Windfinder, sobald auf der Animation mal für einige Tage Winde aus N oder E vorhergesagt werden, gehe ich an den Start.
Windfinder

Sonntag, 20. Dezember 2009

erst Vollwäsche - jetzt im Trockner

Mein Waschsalon ist auf Lanzarote angekommen. Ich habe nur kurz mit dem Eigner telefoniert, es war wohl kein schöner Törn, der Wind immer auf die Nase und am Freitag auch sehr heftig. Die Crew klang erschöpft und froh im Hafen zu sein.
Es zeigt mir einmal mehr, auf dem Atlantik wie auf der Ostsee ist Zeitdruck kein guter Segelpartner. Alle Planungen sind schnell hinfällig wenn sich eine außergewöhnliche Wetterlage einstellt.
Und wie gewöhnlich sind denn schon weisse Weihnachten im Norden Deutschlands?
Das gleiche Hochdruckgebiet was oben den Schnee bringt, beschehrt mir hier unten den SW Wind. Die Einheimischen frieren, für mich ist es wie Frühsommer...
Eine solch lange und heftige SW-Lage haben auch sehr reviererfahrene Segler hier noch nicht erlebt. Glück muß man eben haben.
Mein heutiges Routing (inzwischen guck ich mir das nur noch aus Langerweile an) ergab eine Strecke von gut eintausend Meilen - und somit fast exakt die doppelte direkte Entfernung. - Klingt nach einer Kreuz.
Und sonst?
Die letzten Tage war ich ein paar Mal hinter der Grenze in La Linea. Viele häßliche Ecken dürfen einem dort nur nicht den Blick verstellen, die Stadt hat durchaus ihre Reize. Und Besonderheiten. Die Grenzlage beschafft der "Jugend" eine altbewährte Einkommensquelle. Den guten , alten Schmuggel.
Bei einem Bier hab ich erfahren wie es läuft. Die Jungs wissen sehr wohl, ab welcher Menge Gibraltar-Zigaretten ernsthafte Folgen von Seiten der Guardia zu befürchten sind und bleiben immer schön darunter.
Der Job erfolgt in Teams, einer besorgt die Kippen in Gibraltar und schmeißt sie über den Zaun, zwei bis acht Freunde stehen Schmiere und klären die Lage per Digitalfunk, dann rasen einige Scooter heran, schnappen sich die Kartons und flüchten mit durchdrehenden Reifen zu einem vereinbarten Treffpunkt wo die Kartons in sichere Kofferräume wandern.
Das klingt nach organisierter Kriminalität und Mafia, ist es aber wohl nicht.
Der Verkauf erfolgt aus der Clique heraus und der Gewinn wird verteilt.
Alles klein klein.
So profitieren eben nicht nur die dicken Fische in Gibraltar sondern auch die kleinen im spanischen Grenzgebiet von der besonderen Stellung des Felsens im EU-Raum.

Freitag, 18. Dezember 2009

Mein Waschsalon im Vollwaschgang?

Die Wetterkarten gefallen mir immer weniger, inzwischen ist sogar eine neue Farbe dazu gekommen, wobei schwarz ja gar keine Farbe ist...

Wind über 50 Knoten, das wird selbst auf einem 15m Schiff ungemütlich.
Ich hoffe nur, dass mein Waschsalon nicht direkt hinnein fährt und allzusehr gewaschen wird.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Mein wunderbarer Waschsalon

Mein wunderbarer Waschsalon ist abgedampft.
Bereits in Mahon / Menorca bekam ich ja das freundliche Angebot an Bord einer nagelneuen großen Amel meine Wäsche zu waschen, nachdem ich Horst (den Eigner) hier in Gibraltar wieder traf, habe ich die Gelegenheit erneut nutzen können.
Gemeinsam analysierten wir das Wetter und haderten mit unserem Pech.
Gestern haben wir noch gemeinsam mit seiner inzwischen eingetroffenen Crew in unserer indischen Stammgarküche zu Abend gegessen und waren uns einig, dass momentan an Abfahrt nicht zu denken ist.
Und was seh ich heute Mittag aus dem Hafen dampfen?
Die Ungeduld hat sie gepackt, wie ich in einer sms erfuhr sind sie auf dem Weg nach Gran Canaria.
Ich kann die Entscheidung nicht ganz nachvollziehen, hoffe aber natürlich, dass es für sie nicht so hart kommt wie es die Vorhersagen befürchten lassen.



Für die TurTur hätte definitiv keine Möglichkeit bestanden.
Ich übe mich also weiter in Geduld.
Ansonsten ist hier heute eine Regenfront durchgezogen, die TurTur ist also wieder richtig sauber. Für morgen sieht es freundlicher aus.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Warteschleife

Und täglich grüßt das Murmeltier.
Aufwachen, Kakao kochen, Rechner hochfahren, Wettersituation checken.
Jeden Morge das Gleiche.
Und jeden Morgen fast das gleiche Ergebnis. Nix geht.
Inzwischen finden sich noch nichtmal mehr passende Windfenster zum Ende des Vorhersagebereichs.
Da hilft es auch nichts, dass ich hochprofessionelle Berater habe, hochmoderne Technik nutze und hochmotiviert an die Sache heran gehe.
Die Situation ist einfach im höchsten Maße unnormal.
Ein hochgradig stabiles Hochdruckgebiet hoch über dem Norden Europas drückt die über dem Atlantik heranziehenden Tiefdruckgebiete weit in den Süden und sorgt hier (oder zumindest vor der Haustür) immer wieder für starke südwestliche Winde.
Selbst auf den Kanaren wirkt sich diese Konstellation aus.
Da bleibt mir nur Geduld.
Zusätzlich zum Wind entwickeln sich nun auch die nächtlichen Temperaturen immer mehr zu einem Problem. Morgens zeigt das Thermometer regelmäßig Werte unter 8 Grad Celsius und so werden wohl die ersten ein/zwei Nächte zu einer echten Zitterpartie. Ab Casablanca sollte es dann aber wieder angenehmer werden.
Auch der Mond hat sich verkrochen, erst zu Weihnachten wird er wieder voller und die Nächte heller.
Inzwischen kenne ich die meisten Affen hier persönlich, mit vielen bin ich schon auf du und du (you can say you to me).
Ach, wäre ich doch zumindest dem scharfen Alkohol mehr zugeneigt, dann hätte ich eine preisgünstige Freizeitalternative mehr.
So bleiben mir nur das Internet, ein paar gute, dicke Bücher und eben die Affen...
Ich bleibe weiter in der Warteschleife.

Sonntag, 13. Dezember 2009

Gibraltar in Aufruhr - ein historischer Moment

Gestern um 18.00 Uhr brach hier die Hölle los, brüllende Männer, kreischende Frauen, weinende Kinder, hupende Autos und Scooter.
Die Straßen verwandelten sich in einen einzigen großen Autocorso.
Die uninformierten Touristen schauten sich fragend um.
Was war passiert?
Hatte Spanien alle Ansprüche auf den Felsen engültig aufgegeben?
War der Gouverneur von Gibraltar zum Nachfolger der Queen ernannt worden?
Oder ging es um irgendein Sportgroßereignis von dem wir Kontinentaleuropäer keine Ahnung haben?
Nein, alles falsch! Die amtierende Miss Gibraltar war soeben in Südafrika zur neuen Miss World gewählt worden und wir waren live (am TV) dabei!
Für die Bewohner des Rocks wohl tatsächlich ein historischer Moment.
Im Pub wurden Runden geschmissen und der Lautstärkeregler des Fernsehers bis zum Anschlag gedreht, eine Stadt im Ausnahmezustand!

Wie ein Ausnahmezustand erscheint mir auch immer mehr das Wetter, ein Tief nach dem anderen sorgt für widrig Winde und verhindert meine Weiterfahrt Richtung Kanaren.
Mein Ziel, Weihnachten auf den kanarischen Inseln zu verbringen rückt in immer weitere Entfernung. Momentan sieht es eher nach einem einsamen Fest auf hoher See aus, vielleicht sogar nach englischen Feiertagen unter dem Rock.
Zumindest könnte ich dann wohl die glanzvolle Heimkehr der neuen Miss World miterleben.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Richtige Entscheidung

Gut, dass ich nicht die Leinen losgeworfen habe, es braut sich was zusammen!
Vielleicht hätte ich es noch vor dem Eintreffen des Sturms bis La Graciosa geschafft, vielleicht wäre ich aber auch in der Flaute vor dem Sturm hängen geblieben und dann wäre es richtig dicke gekommen.



Ich bin wirklich froh, hier sicher und halbwegs geschützt im Hafen von Gibraltar zu liegen.
Die Wettersituation der letzten Tage hat zudem Eddie-Christian Dost dazu gebracht mir seine Hilfe anzubieten. Eddie ist einer der wenigen professionellen Wetterrouter Deutschlands und hat bereits diverse Offshore-Regattaprojekte betreut.
Mit seinem Unternehmen "BRAINAID" hat er eine Software entwickelt, mit deren Hilfe er die Windvorhersagen aller großen Wetterdienste zusammenfast und darauf basierend dann Routenvorschläge errechnet, das können dann die schnellsten oder eben auch (wie für meinen Törn) eher bequemere Streckenverläufe sein.
Der Brainaidkunde erhält dann umfangreiche Unterlagen, mit diversen Wetterkarten und unterschiedlichen Routenverläufen für die möglichen Wetterentwicklungen.
Das sieht dann z.B. so aus:



Rote Kreise warnen vor stürmischen Winden, blaue vor Flauten.
Ein Routing umfasst dann etwa 60 solcher oder ähnlicher Karten.
Ach, was war das früher einfach, da gab es nur "tack tack tack - hier ist Kielradio - tack tack tack" aber damit hätte ich dann am Dienstag vielleicht gehörig in der Patsche gesessen.
Eddie, auch an dieser Stelle nochmal vielen, vielen Dank für deine Unterstützung!
Interessierte finden einen Link zu Brainaid rechts am Seitenrand.

Kurzzeitig hatte ich mir überlegt, noch morgen, vor dem Sturm nach Portimao/Portugal zu segeln, die Bedingungen hätten auch gut gepasst. Allerdings hat sich nun Besuch fürs Wochenende angekündigt und so bleibe ich hier unter der nördlichen Säule des Herkules.
Vielleicht kann ich dann ja Mitte/Ende der kommenden Woche gemeinsam mit der deutschen Amel 54 in Richtung Kanaren starten.
Wie war das noch mit zwei Segelbooten auf gleichem Kurs?
Da werd ich dann doch wieder zum Regattasegler...

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Pustekuchen

...und wieder haben sich die Vorhersagen binnen einer Nacht zu meinem Nachteil verändert. Gestern Abend um 23.00 Uhr sah noch alles nach Abfahrt aus, heute um 7.30 Uhr dann die Enttäuschung: Die ab Freitag angekündigten südlichen Winde haben sich auf bis zu 25 Knoten verstärkt und sollen auch ziemlich konstant bleiben, mein eigentliches Problem ist aber die für den Beginn der nächsten Woche angekündigte Situation. Sollte sich meine Ankunft wegen der kräftigen Gegenwinde auf Montag oder gar Dienstag verschieben, drohen mir SW Winde bis zu 30 Knoten, in den Düsen zwischen den Inseln womöglich noch mehr und da hört der Spaß dann auf.
Wahrscheinlich kommt es sowieso wieder anders als jetzt angekündigt, ich ärgere mich aber lieber unnötigerweise im Hafen geblieben zu sein, als offenen Auges in ein Starkwindgebiet hinein zu segeln. Geduld ist gefragt auch wenn es sehr schwer fällt.
Ich hab Hummeln im Hintern und möchte endlich weiter, hier in Gibraltar liegen einfach zu viele Boote, deren Eigner den Absprung nie geschafft haben.
So wird es TurTur aber nicht ergehen!

Dienstag, 8. Dezember 2009

Los geht´s!

Auch wenn die Wetterprognosen nur suboptimal sind, werde ich morgen vormittag Gibraltar in Richtung Kanaren verlassen.
Mein Hauptaugenmerk liegt zunächst in der problemlosen Passage der Straße von Gibraltar, der leichte Ostwind und der Tidenstrom sollten mir helfen die Straße samt ihrem Verkehrstrennungsgebiet morgen abends hinter mir zu haben.
So wie es aussieht folgen dann 36 Stunden Spinnakersegeln in z.T. frischen Winden.
Ab Freitag, und das ist das Suboptimale an den Prognosen, bekomme ich dann leichten Gegenwind aus Süd.
Die letzten 100 Meilen sollte der Wind dann wieder aus passenen Richtungen wehen.
Das ist aber alles noch einige Tage hin und entsprechend ungenau sind die Vorhersagen.
Generell werde ich mich nicht allzu weit vom direkten Kurs entfernen, dabei aber einen Mindestabstand von 50 Meilen zur afrikanischen Küste einhalten.
Als Einhandsegler fürchte ich mich vor den Küstenfischern mit ihren z.T unbeleuchteten Booten.
Mein Routing verspricht mir eine Ankunft auf La Graciosa im Laufe des Sonntags, wenn es ein oder zwei Tage länger dauert braucht sich aber auch keiner Sorgen zu machen.
Die TurTur muß und kann sich an keinen Fahrplan halten.
Die Getränke und Vorräte sind verstaut, die Batterien randvoll geladen...
Los geht´s!

Montag, 7. Dezember 2009

Rekordsegler

Rekordsegler sind schon arme Schweine.
Rekordfahrten verursachen Kosten, hohe Kosten. Sponsoren helfen diese Kosten zu drücken. Sponsoren (und Rekordsegler) wollen Öffentlichkeit, Öffentlichkeit will Schlagzeilen.
So pinkeln einige dann einen breiteren Strahl als ihre Blase eigentlich hergibt.
Das Ergebnis sind dann bescheidene Regattaplatzierungen oder eben geplatzte Non-Stop-Fahrten. So gerade geschehen bei Bernd Lüchtenborg.
Nach einer ersten, mehrjährigen Weltumsegelung wollte er den Segelolymp erklimmen und gleich zweilmal ohne Landkontakt den Globus umrunden, erst mit dem Wind, dann gegen den Wind. Wahrhaft ein großes Vorhaben.
Aber so ist es doch in unserer Gesellschaft, Bescheidenheit kommt nicht weit, man muß schon das Maul weit aufreissen um gehört zu werden.
Das hat Lüchtenborg getan, es reichte nicht die bereits fast übermenschliche Leistung eines W. Erdmanns zeitlich zu übertreffen, nein er wollte gleich zweimal um den Ball!
Das ganze Projekt dann noch schön mit Wissenschaft, Umweltschutz und Jugendarbeit dekoriert, das freut die platte Öffentlichkeit, und sich selbst immer mehr in den Rekordzwang ergeben.
Auch in diesem Punkt hätte Lüchtenborg von Erdmann lernen können, heimlich, still und leise losfahren und bei der Rückkehr den Erfolg genießen.
Lüchtenborg hingegen sah sich gezwungen Zwischenstopps in seinem Blog zu verheimlichen und verließ vor einigen Tagen nach einem Ruderschaden im Südozean kurzfristig sein Schiff, er wurde von einem Luxuskreuzfahrer abgeborgen.
Kaum an Land bestieg er ein Fischerboot, suchte und fand sein Boot und schleppte es nach Neuseeland.
Nun wird er in der Öffentlichkeit mit Häme überzogen und sogar verspottet.
Größtenteils zu unrecht, hat er doch sein Boot einhand erstmal ans andere Ende der Welt gesegelt - schon eine Leistung die gehörigen Respekt verdient.
Einzig seine großen Töne im Vorfeld sowie die Irreführung der Öffentlichkeit lassen Raum für Kritik und das auch zu Recht.
Und da sind wir wieder beim Kernproblem, die Öffentlichkeit (also der Sponsor) will Großmäuler, die Bescheidenen werden nicht gehört.
Ganz ähnlich beim Minitransat, die ruhigen, besonnenen, bescheidenen, die, die nicht vom Podiumsplatz sprechen, finanzieren die Regatta aus eigner Tasche und kommen bis Brasilien. Die mit dem dicksten Strahl dürfen ohne Ende Sponsorengelder verbraten und schaffen es dennoch kaum über die Startlinie...
Höchst bedauerlich ist, dass dieses Prinzip nicht auf den Sport begrenzt ist, aber mit Politikdiskussionen möchte ich an dieser Stelle garnicht anfangen.

Ich zumindest drücke Bernd Lüchtenborg beide Daumen, dass er sein Schiff wieder seeklar bekommt und die Freude am Segeln den Frust besiegt.
Mast- und Schotbruch.

Nicht wirklich viel zu berichten...

Wie es mir ergeht, ist es sicher schon vielen ergangen.
Gibraltar ist erreicht, ich stehe vor dem ersten längeren Törn und der verschiebt sich von Tag zu Tag. Langsam beginne ich die Regattasegler zu beneiden, wird denen doch die Entscheidung ob Start oder Warten von der Regattaleitung abgenommen.
Mehrfach täglich gucke ich bei Windfinder und Passageweather nach dem Wind und lade Ugrib Dateien herunter, immer wieder scheint sich eine Möglichkeit zu eröffnen aber nur um sich am folgenden Tag wieder zu zerschlagen.
Noch Sonntag vormittag sah es für morgen (Dienstag) recht passabel aus, dann für Mittwoch. Heute zeigt sich aber, dass ich für den Fall der Abfahrt am Mittwoch am Freitag und Sonnabend Wind bis zu 25Kn auf die Nase bekommen könnte.
Hinzu kommen mögliche Düsen- oder Kapeffekte bei den Kanaren und dann wären wir bei 30 Knoten Wind samt atlantischer Welle auf den Kopf. Nicht wirklich prickelnd.
Die besondere Problematik liegt in der Passage der Straße von Gibraltar.
Ein ständiger Strom setzt vom Atlantik ins Mittelmeer, nur kurz vom Hochwasser unterbrochen, größere Dickschiffe dampfen da gerne gegenan, die TurTur braucht Rückenwind. Und eben dieser Rücken- Ostwind sorgt im Anschluß auf dem Stück Richtung Kanaren für unbeständige Verhältnisse. In der momentanen Westphase pustet es die Segler munter an der afrikanischen Westküste hinunter, da komm ich aber eben nicht aus der Straße... knifflig.
Zunächstmal halte ich aber am Mittwoch fest und beobachte die Entwicklung, vielleicht schwächt sich der angekündigte Südwind ja noch ab, wäre ja nicht das erste Mal.
Gestern ist mir hier im Hafen Horst über den Weg gelaufen, Horst ist der Eigner der schönen Amel 54, den ich schon in Mahon getroffen habe. So konnte ich erneut den Gang zur Münzwäscherei sparen und seine Bordwäscherei nutzen.
Horst erwartet seine Crew zum Wochenende und will dann Dienstag starten, hoffentlich schmeiß ich ihm nicht die Leinen los...
Gemeinsam zu fahren macht aus o.g. Gründen wenig Sinn, die Boote sind einfach zu unterschiedlich. Trotzdem ist es prima mit jemandem über das Wetter diskutieren zu können, Tipps auszutauschen oder auch nur ein Bier zu trinken.

Heut habe ich noch das zweite, mobile Solarpanel montiert und bin gespannt wieviel es bringt. Um den Generatoreinsatz werde ich aber wohl dennoch nicht herumkommen.
Ist ja auch kein Problem, solange ich keine 30 Knotenbrise bergauf segeln muss.
Meine Benzinvorräte habe ich um zwei 5l Kanister aufgestockt, nunmehr also 25l feinstes Erdölderivat - wahrscheinlich könnte ich mit diesem Vorrat auch bis Brasilien oder weiter segeln, vielleicht ist er aber auch am Ausgang der Straße schon zur Hälfte verbraucht, das Mittelmeer hat Spuren hinterlassen...

Wenig Erfolg hatte ich bislang mit dem Empfang von Wetterkarten und -berichten über Kurzwelle. Zunächst versagte mein Weltempfänger, ein Thieking&Koch DE 1121, eine Email an den Entwickler des Gerätes schaffte aber umgehende Besserung. Jetzt will es mit den Sendern nicht so wirklich klappen, das wundert mich aber nicht, schließlich liege ich hinter einem recht massiven, mit Sendeantennen gespickten Felsen umgeben von Stahlbetonhochhäusern. Auf See werde ich genug Zeit haben es ausgiebig zu probieren.
Sollte ich meine Tour fortsetzen und weitere, noch längere Seestrecken segeln, so steht ein Iridium-Satellitenhandy ganz ober auf meiner Einkaufsliste, es ändert zwar nichts am Wetter aber es beruhigt doch ungemein zu wissen was übermorgen kommen könnte.

Soweit für jetzt, bevor ich die Leinen losschmeisse werde ich hier Meldung geben.

Samstag, 5. Dezember 2009

Diaschau




Diverse Affen auf dem Felsen / Höhle im Felsen

Diaschau


Vollmond in Tarifa

Diaschau


Gibraltar vom Rock / Europepoint / Startbahnkreuzung

Freitag, 4. Dezember 2009

Diaschau



Zweiraumwohnung, zentral gelegen, unverbaubarer Seeblick, exclusive Nachbarschaft.

La Linea

Nein, ansich darf ich mich über das Wetter nicht beklagen, blauer Himmel und T-Shirt-Wetter.
Beklagen könnte ich mich höchstens über die Wettervorhersagen aber auch davon bin ich weit entfernt. Aus der Anfang der Woche angekündigten, zumindest 48 stündigen SW Starkwindzone zwischen Gibraltar und den Kanaren ist nur noch eine kurze, frische Brise geblieben.
Die Ursache für Lars´Abreise löst sich gerade in Luft auf.
Den Vorhersagen gilt natürlich momentan meine größte Aufmerksamkeit und dabei entwickelt sich aus den Möglichkeiten des Internets ein kleiner Gewissenskonflikt. Das Web bietet eine Unzahl von Wetterberichten an und einer findet sich wohl immer, der auf einer Strecke von 600 Meilen und einer Dauer von 4-8 Tagen starke Winde aus der falschen Richtung androht.
Wie gehe ich damit um? Kann ich die Gefahr von 35 Knoten Wind auf die Nase ignorieren oder riskiere ich hier sonst ewig zu warten?
Wobei es schlechtere Plätze zum Warten gibt als Gibraltar. Heute war ich nochmal „drüben“ in La Linea/Spanien und habe den Mietwagen zurückgegeben. Anschließend habe ich die Hauptstraßen auf der Suche nach einem Shop zum Aufladen der Mobilfunkkarten erkundet und eine durchaus nette, quirlige Stadt entdeckt. Mit einem großen Marktgebäude, jeweils mindestens eine Reihe für Fleisch, Fisch und Gemüse – ich liebe solche Märkte, und einer unglaublichen Menge an Cafés, Konditoreien und Eiscafés in den Straßen. Mir stand der Sinn nach Deftigerem, eine ansprechende Tapasbar war aber leider nicht zu finden und so wurde es nur eine Portion Bratreis.
Sowohl auf dem Hinweg im Mietwagen als auch auf dem Rückweg zum Rock per Pedes musste ich heute direkt vor den Schranken der Startbahn warten um mal eben einen Jet quer über die vierspurige Straße starten zu lassen. Ist eben ein bisserl enger hier...
Der Generator hat seinen Probelauf bestanden und wie es immer so ist, hab ich heute in einem Anzeigenblatt verschiedene Solarpanele entdeckt. Die werde ich mir in den nächsten Tagen nochmal in Barbate (westlich Tarifas) anschauen, zu blöd, dass ich den Mietwagen heute zurückgegeben habe.
Im englischen Mega-Supermarkt konnte ich heute den drohenden Engpass an Instant-Trinkschokolade abwenden und auch die sonstigen Vorräte wieder auffüllen.
Morgen noch ein wenig räumen und stauen und dann könnte es losgehen...
Ich werde aber wohl doch noch einige Tage warten müssen.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Die „Eins“ weht wieder am Backstag!


Die Flagge „Eins“, als Zeichen der Einhandsegler, weht wieder am Backstag.
Auch wenn die Windvorhersagen sich deutlich abgeschwächt haben, von stürmischen Winden ist nun keine Rede mehr, wird weiterhin eine kräftige Brise aus SW erwartet und da macht ein Start in Richtung Kanaren einfach keinen Sinn.
Aus diesem Grund hat Lars kurzfristig ein Billigfliegerticket gebucht und ist inzwischen, hoffentlich wohlbehalten, zurück im Norden.
Gerade weil die plötzliche Abreise auch anderes vermuten ließe, wir haben uns trotz aller Nähe und Enge wirklich klasse verstanden und Lars ist jederzeit wieder auf der TurTur willkommen.
Gute drei Wochen auf kaum vier Quadratmeter Lebensraum und trotzdem keinerlei Ärger miteinander, dass ist doch schon bemerkenswert. Wir haben schmunzelnd die „Macken“ des anderen ertragen und uns wohl besser kennen gelernt als andere in Jahren.
Wir werden hoffentlich noch einiges ersegeln, Larsi!
Ein Monat hätte normalerweise reichen sollen für den Weg von Mallorca auf die Kanaren, unterschätzt habe ich die nächtlichen Flauten, die nicht nur am Fortkommen hindern sondern auch gehörig auf die Kondition gehen. Das Verhältnis zwischen östlichen und westlichen Winden entsprach, auch wenn es sich anders anfühlte, im Groben den Monatswahrscheinlichkeiten für November (ca. 57%w und 43%östliche Winde).
Ein taktischer Fehler hat uns im Rückblick gesehen viel Zeit gekostet – uns aber auch in eine beeindruckende Stadt geführt.
Auf dem Stück zwischen Ibiza und Cartagena durchquerten wir einen Bereich mit kräftigen NE Winden und hatten eine zünftige Segelnacht mit einem ordentlichen Schrick in den Schoten.
Vom Berufsschiffverkehr wurden wir dann sogar noch zu weit nördlich des Cabo de Palos gedrängt und ließen dabei die NE Windzunge südlich von uns durchziehen.
Hätten wir hinter Ibiza eher Kurs Gibraltar gehalten und uns seitlich an diese Windzunge setzen können, wir wären auf dieser Welle nach SW gesurft. Was hätten wir Meilen gut machen können! Was soll´s? Auch wenn wir sicher auf Lars´Grippeanfall hätten verzichten können, die Tage in Cartagena waren es wert.
Die Sorgen um die Energieversorgung und den damit verbunden Sicherheits- und Komfortgewinn haben mich heute noch einmal in den Baumarkt getrieben. Nun steht er hier, ein kleiner Generator, wie ich ihn nie haben wollte. 75,- Euro China-Schrott – aber wer weiß, vielleicht straft mich dieses kleine grüne Lärmgerät ja böser Vorurteile und erfüllt seinen Dienst halbwegs zuverlässig.
Morgen werde ich einen Probelauf starten.
Wenn der klappt, ist mein Energieproblem zunächst gelöst.
Anschließend werde ich die letzten Kleinigkeiten der to-do-Liste erledigen (Winchen fetten, Relingsdraht prüfen, Blöcke und Mastnut säubern etc) und die TurTur startklar machen.
Vermutlich werde ich aber noch bis Mitte nächster Woche in den Startblöcken bleiben, erst für Dienstag zeichnet sich eine passende Vorhersage ab.

Noch was, seit Dienstag bin nun auslandskrankenversichert und spare im Vergleich zu meinen bisherigen DAK Beiträgen rund die Hälfte meines momentanen Monatbudgets ein.
Ansich ein Grund zum Feiern und doch muß ich ein zweifelndes Gefühl eingestehen, nach 40 Jahren bin ich nun im DAK-Verein kein Mitglied mehr, für meine Beiträge wurden andere verarztet. Jetzt bekomme ich die gleiche Leistung für weniger als ein Zehntel. Läuft da irgendwas schief?

Strich durch die Rechnung

Rund 700 Meilen ist die TurTur nun schon in Richtung Südwest voran gekommen.
Weder der überwiegend aus westlichen Richtungen wehende Wind, noch eine virulente Lidl-Fahrt in Cartagena konnten verhindern, dass wir die Ostwindphasen nahezu komplett nutzen konnten.
Jetzt endlich in Gibraltar angekommen, hofften wir auf einen schnellen Start in Richtung Kanaren.
Co-Skipper Lars kann seine Kunden schließlich nicht ewig alleine lassen.
Und bis gestern früh sahen die Vorhersagen auch noch hoffnungsvoll aus: Am kommenden Samstag mit östlichen Winden aus dem Mittelmeer heraus, um dann mit den nördlich drehenden Winden zu den Kanaren abzubiegen.
Und gestern Abend dann der Strich durch die Rechnung.
Es kündigen sich zwei kräftige atlantische Tiefs an und bringen zum Wochenbeginn womöglich bis zu 45 Knoten Wind aus Südwest. - Nicht wirklich die Bedingungen die wir uns für unseren Törn wünschen.
Bleibt uns nur abzuwarten – leicht gesagt.
Da wir, treffen die Vorhersagen einigermaßen zu, nicht vor Mitte nächster Woche in Richtung Kanaren starten können und dann noch bis zu einer Woche für den Törn benötigen (wenn Wind und Wetter passen reichen vielleicht auch drei Tage) können wir nicht mit einer Ankunft vor dem 18./19.Dezember rechnen.
Da auf der Insel noch eine Menge Arbeit auf Lars wartet und er schon von Beginn an den 15.Dezember als spätestes Rückkehrdatum genannt hat, wird für ihn der Törn wohl hier in Gibraltar enden. Wir bedauern das beide sehr – akzeptieren aber dass der Wind keine andere Lösung zuläßt.
Lars wird um die Erfahrung eines Atlantiktörns gebracht und ich mache mich langsam wieder mit dem Gedanken vertraut diesen Abschnitt einhand zu segeln.
Ich sehe darin kein Problem, schließlich war die gesamte Reise ursprünglich als Einhandtörn geplant, dennoch ist es eine veränderte Situation und bereitet mir noch eine gewisse Unruhe.
Insbesondere die Energieproblematik hat sich nun verschärft (mehr Autopiloteinsatz – mehr Energieverbrauch) und es rächt sich, dass ich meinen Generator aus Gewichtsgründen in Hamburg gelassen habe.
Solarpanele beim örtlichen Ausrüster sind unbezahlbar – erstaunlicherweise, schließlich sollten Pfundkurs und Steuerfreiheit doch einen satten Rabatt ermöglichen- und einen klassischen Schleppgenerator hat er nicht im Programm.
Im spanischen Baumarkt bekomme ich für nur 75,- einen kleinen Generator mit 650W, das Ding ist zwar ein Einwegprodukt und ich bezweifle, dass es viel länger als eine Woche überstehen wird aber wenn es mir denn zwei- dreimal die Batterien füllt, hätte es sein Soll ja auch erfüllt.
Oder das Ding verschmiert mir die Kajüte mit Öl und stinkt mehr als es Strom erzeugt.
Ich werde es bald wissen.