Freitag, 6. November 2009






Mallorca!

Mein lieber Scholli, das war ganz schön heftig, aber der Reihe nach...
Nach einem kurzen Frühstück habe ich heute morgen um 07.15 Uhr die Leinen los geschmissen und Mahon (übrigens die Heimat der Mahonnaise – wieder was gelernt) Richtung Mallorca verlassen.
Über Nacht hatten sich zwar die Vorhersagen von Windfinder etwas verschärft, statt 12kn Wind wurden nun 20kn angekündigt, dafür wurde weniger Regen versprochen, da aber die Richtung bei Nord blieb, sah ich keinen Grund den Törn aufzuschieben.
Trotz der gerade erst beginnenden Dämmerung waren schon recht dunkle Wolken am Himmel zu erkennen. Was solls!
Segel hoch, Motor aus und los!
Gleich im Hafen preschte die TurTur mit bis zu zehn Knoten los und wir erreichten schnell die äußere Bucht, schon früh konnte ich dort eine ordentliche Düngung erkennen, die ich zunächst für Vogelschwärme hielt. Da es statt aus NW aus NE pustete, drehten die Wellen schön um La Mola rein. Wow! Solche Wasserberge habe ich zuletzt in der äußeren Biskaya erlebt.
Aber da fühlt sich die TurTur ja wohl.
Nicht so schön war die erste Regenfront, die uns noch in der Bucht von Mahon erwischte.
Der Wind frischte schnell auf 25-30 kn auf und drehte auf West!
Das hatten die Meteorologen so nicht versprochen.
Also schnell das Groß gerefft, erst eins dann zwei, Zähne zusammen beißen und durch.
In solchen Situationen erweist sich die TurTur dann schon mal als Biest, Böen werden gnadenlos mit Sonnenschüssen quittiert und Großschot und Traveller wollen pausenlos bedient werden. Klar, im dritten Reff wäre es entspannter gewesen. Da aber leider die Refferei bei mir recht mühsam ist (besten Dank nochmal an Jan-Segel), wollte ich diese Front aussitzen.
Eben goss es noch in Strömen und der Wind pfiff in den Wanten und im nächsten Moment kommt die Sonne raus und aus Starkwind wird ein laues Lüftchen.
Mit der Brise schwand auch die Hoffnung vor Sonnenuntergang auf Mallorca einzutreffen, das ETA ging auf 20, 22, 24 Uhr.
Aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Der Wind drehte auf Nord zurück und kaum hatte ich mein Wundersegel, den Code0 gesetzt, wehte es auch wieder mit 12-15kn.
Zack, da lag das Eta war wieder zwischen 16 und 17 Uhr.
Und nun sollte der Spaß beginnen!
Im Dauersurf schossen wir mit 8 bis 12kn unserem Ziel entgegen und der Wind legte weiter zu.
Irgendwann war es dann doch zuviel, das Speedo ging kurzfristig auf über 15kn und nach zwei Sonnenschüssen musste ich handeln, rollte den Code0 wieder ein und band ein Reff ins Groß.
Als Minisegler ist man aber verwöhnt, 20kn Wind aus der richtigen Richtung (95 Grad AWA) und nur zwischen 6 und 8 kn Speed – das geht ja gar nicht!
Also die Fock runter und das Wundersegel ausgerollt – das war die richtige Entscheidung, wie auf Schienen ritten wir die inzwischen gut vier Meter hohen Wellen ab.
Der alte Erdmann schrieb mal, dass Geschwindigkeit auch Sicherheit bedeutet. Wie recht er hat, mit diesem Speed konnten wir gerade noch einer zweiten Front entwischen und vor den dunklen Wolkentürmen den Menorcakanal zwischen den Inseln passieren.
Wie im Fluge ging es weiter, aber auch im zweistelligen Bereich lief die TurTur so brav unter Autopilot, dass ich mir unter Deck das Hühnchencurry vom Vortag warm machen und verdrücken konnte.
Kaum war der Topf geleert, galt aber auch schon wieder Anwesenheitspflicht im Cockpit.
Der Wind überschritt die 20kn Marke und TurTur dauerhaft die 12er. Ein wirklich heißer Ritt!
Wir näherten uns Porto Cristo, unserem Zielhafen, und es wurde absehbar, dass es diesmal trotz aller Geschwindigkeit nicht reichen würde. Schwarze Wolken zogen über Mallorca auf und heftige Schauer ließen die Insel im Regen verschwinden. Gerade noch rechtzeitig rollte ich den Code0 weg und schaffte ihn unter Deck, nur mit dem Groß im ersten Reff blieben wir im Dauersurf und unser Zielhafen verschwand im Regen außer Sicht. Der Wind erreichte Spitzen von 35kn.


Bei diesen Bedingungen wollte ich keinen fremden Hafen anlaufen, ich nahm auch das restliche Groß weg, verzurrte es am Baum und lief vor Topp und Takel mit 3-4 kn auf Porto Cristo zu.
Vor den heftigen Schauern flüchtete ich unter Deck und ließ die Elektronik Wache schieben (natürlich steckte ich auch von Zeit zu Zeit den Kopf in den Regen und prüfte die Lage).
Kaum war die Front durch, schlief auch der Wind immer mehr ein.
Zunächst ging es noch unter Fock und auf den letzten zwei Meilen musste sogar der Motor helfen.
Um 16 Uhr liefen wir schließlich im Zielhafen ein, bei Sonnenschein und absoluter Flaute.
Das Mittelmeer ist wirklich wechselhaft.
Ziemlich groggy und mit gefühlt 10cm längeren Armen gab´s dann noch nen Sundowner und abschließend eine Kleinigkeit zu essen direkt am Hafen.
Was für ein Tag!
Aus, ich muss es eingestehen, Schiss wurde Vertrauen ins Boot (und auch in den Skipper), der Anspannung folgt Entspannung.
Die TurTur liegt gut vertäut am Transitpier und nun kann der fürs Wochenende angekündigte Sturm ruhig kommen.
Gute Nacht zusammen!

knapp 60 Seekartenmeilen in 9 Stunden, trotz Starkwindkreuz zu Beginn und Flauten zwischendrin - gar nicht übel, oder?

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