Freitag, 20. November 2009

Porto Cristo - Cartagena




Bereits gestern (Donnerstag) Nachmittag sind wir nach fast drei Tagen und zwei Nächten auf See gut in Cartagena angekommen.
Das Mittelmeer zeigte sich wieder einmal sehr launisch und präsentierte uns fast das gesamte Spektrum, Flaute mit glatter See, Flaute mit grober See, kräftigen Wind mit grober See von vorn und auch von hinten.
Für die rund 260 Meilen benötigten wir etwa 55 Stunden.
Am Dienstag Morgen ging es los, allerdings nicht so früh wie geplant denn früh um sechs regte sich noch kein Lüftchen und so ließen wir uns etwas Zeit für ein solides Frühstück. Aber auch um neun war vom angekündigten Wind noch keine Spur und wir opferten ein gutes Drittel unserer Treibstoffreserve und motorten die Südostküste Mallorca hinunter. Erst am Nachmittag konnten wir die TurTur ihrer Bestimmung entsprechend nutzen und passierten während des Sonnenuntergangs die kleine Insel Cabrera im Süden Mallorcas. Durch die Nacht flogen wir unter Code0, Fock und Gross Ibiza entgegen, beim Morgengrauen lag die Felsenküste der Partyinsel deutlich vor dem Bug. Wir steuerten die schmale Durchfahrt zwischen Ibiza und Formentera an - das letzte Wetterrouting vor der Abfahrt favorisierte die Südroute - vielleicht war das ein Fehler, denn abgesehen vom schönen Panorama erwarteten uns hinter den Inseln unangenehme Verhältnisse. Flaute von hinten und ordentlicher, alter Schwell von vorn.
Schlagende Segel, knallende Schoten und ein fast nicht zu kontrollierendes Boot.
Schon bald frischte der Wind aber wieder auf und der große Spi zog uns zügig gen Südwesten. Am Nachmittag wurde der Kurs dann zu spitz für den Spi und wir wechselten wieder auf den Code0 und rauschten weiter unserem Ziel entgegen.
Lars übernahm die Wache und ich versuchte unter Deck ein bisserl Schlaf zu finden.
Schon nach kurzer Zeit war dies allerdings nur unter erschwerten Bedingungen möglich, denn Wind und See legten kräftig zu.
Unter Deck wird es dann wirklich laut und nur ins Leesegel gepresst mit dem Kopfkissen auf den Ohren war an Schlaf zu denken.
Ständig hörte ich überkommendes Wasser und wunderte mich schon ein wenig, dass Lars noch ohne Murren am Ruder saß.
Irgendwann war Lars es dann aber doch satt ständig geduscht zu werden und ich wurde zum Segelwechsel an Deck gerufen. Code0 weg und das Groß ins erste Reff, vielleicht nicht der schnellste Segelstell aber für eine mondlose Nacht mit vier Meter hohen Wellen nicht die schlechteste Wahl.
Um ggfs noch abfallen zu können hielten wir etwas vor und steuerten einen nördlicheren Kurs. Letztlich ein Fehler, denn so gerieten wir in den Schifffahrtsweg zwischen Gibraltar und Valencia, sahen uns gezwungen noch nördlicher zu gehen und fanden uns östlich des Mar Menor in der Bucht von Alicante wieder. Am Donnerstag Vormittag rundeten wir, wiederum bei fast vollständiger Flaute und Nebel das Cabo de Palos.
Gegen 16 Uhr machten wir dann in der neuen Stadtmarina von Cartagena fest.
Fazit dieses Törns:
- Technik ist was feines, ohne AIS und Plotter hätte die Nacht noch mehr Nerven gekostet. (inzwischen ist auch Lars, zuvor eher Technik-Skeptiker, vom AIS begeistert)
- Technik benötigt Energie, da muss ich noch nachrüsten. Obwohl wir nur wenig unter Autopilot fuhren gingen die Batterien nach 50 Stunden langsam in die Knie. Hat nicht noch jemand eine Brennstoffzelle rumliegen? ;-)
- Nachts ist mein Autopilot definitiv der beste Rudergänger - immer wieder beeindruckend.
- Was den Schlaf- und Wachrythmus betrifft ist Einhandsegeln einfacher als zweihand.
Mit Begleitung nutzt man einfach nicht jede Möglichkeit zu ruhen, man redet oder leistet einfach Gesellschaft und irgendwann sind beide dann ziemlich groggy.

Daher sind wir auch noch nicht in Gibraltar sonder "nur" in Cartagena.
Zunächst war ich eher skeptisch, Großstädte sind ja nicht so mein Ding und die Touristen-Bettenburgen am Mar Menor sahen alles andere als vielversprechend aus.
Aber schon unser erster kurzer Rundgang am frühen Donnerstag Abend überzeugte mich vom Gegenteil. Cartagena ist ein uralter Schatz der gerade wiederentdeckt wird, überall wird gebaut, Altes restauriert und schönes Neues errichtet.
Die Stadt erblüht geradezu, viele Menschen auf den Straßen, Historisches trifft Moderne. Wirklich beeindruckend. Dazu später mehr.

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