Montag, 7. Dezember 2009

Rekordsegler

Rekordsegler sind schon arme Schweine.
Rekordfahrten verursachen Kosten, hohe Kosten. Sponsoren helfen diese Kosten zu drücken. Sponsoren (und Rekordsegler) wollen Öffentlichkeit, Öffentlichkeit will Schlagzeilen.
So pinkeln einige dann einen breiteren Strahl als ihre Blase eigentlich hergibt.
Das Ergebnis sind dann bescheidene Regattaplatzierungen oder eben geplatzte Non-Stop-Fahrten. So gerade geschehen bei Bernd Lüchtenborg.
Nach einer ersten, mehrjährigen Weltumsegelung wollte er den Segelolymp erklimmen und gleich zweilmal ohne Landkontakt den Globus umrunden, erst mit dem Wind, dann gegen den Wind. Wahrhaft ein großes Vorhaben.
Aber so ist es doch in unserer Gesellschaft, Bescheidenheit kommt nicht weit, man muß schon das Maul weit aufreissen um gehört zu werden.
Das hat Lüchtenborg getan, es reichte nicht die bereits fast übermenschliche Leistung eines W. Erdmanns zeitlich zu übertreffen, nein er wollte gleich zweimal um den Ball!
Das ganze Projekt dann noch schön mit Wissenschaft, Umweltschutz und Jugendarbeit dekoriert, das freut die platte Öffentlichkeit, und sich selbst immer mehr in den Rekordzwang ergeben.
Auch in diesem Punkt hätte Lüchtenborg von Erdmann lernen können, heimlich, still und leise losfahren und bei der Rückkehr den Erfolg genießen.
Lüchtenborg hingegen sah sich gezwungen Zwischenstopps in seinem Blog zu verheimlichen und verließ vor einigen Tagen nach einem Ruderschaden im Südozean kurzfristig sein Schiff, er wurde von einem Luxuskreuzfahrer abgeborgen.
Kaum an Land bestieg er ein Fischerboot, suchte und fand sein Boot und schleppte es nach Neuseeland.
Nun wird er in der Öffentlichkeit mit Häme überzogen und sogar verspottet.
Größtenteils zu unrecht, hat er doch sein Boot einhand erstmal ans andere Ende der Welt gesegelt - schon eine Leistung die gehörigen Respekt verdient.
Einzig seine großen Töne im Vorfeld sowie die Irreführung der Öffentlichkeit lassen Raum für Kritik und das auch zu Recht.
Und da sind wir wieder beim Kernproblem, die Öffentlichkeit (also der Sponsor) will Großmäuler, die Bescheidenen werden nicht gehört.
Ganz ähnlich beim Minitransat, die ruhigen, besonnenen, bescheidenen, die, die nicht vom Podiumsplatz sprechen, finanzieren die Regatta aus eigner Tasche und kommen bis Brasilien. Die mit dem dicksten Strahl dürfen ohne Ende Sponsorengelder verbraten und schaffen es dennoch kaum über die Startlinie...
Höchst bedauerlich ist, dass dieses Prinzip nicht auf den Sport begrenzt ist, aber mit Politikdiskussionen möchte ich an dieser Stelle garnicht anfangen.

Ich zumindest drücke Bernd Lüchtenborg beide Daumen, dass er sein Schiff wieder seeklar bekommt und die Freude am Segeln den Frust besiegt.
Mast- und Schotbruch.

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