Donnerstag, 28. Januar 2010

Gran Canaria!



Klopf, klopf, klopf... nanu, wer da?
Der Liegplatzinhaber! Ich hab mich freundlichst stur gestellt und an die Hafenmeister verwiesen. - Das hätte jetzt noch gefehlt!
Die Vorgeschichte:
Gestern Mittag bin ich der "Ousanousana" gefolgt, das ist das Schiff des netten, jungen Franzosenpärchen, bei denen ich neulich zur Bowle geladen war.
Die Vorhersage sah so gut aus, dass wir die Chance genutzt haben und gleich bis Gran Canaria gesegelt sind.
Nach harten 24 Stunden auf See, von denen die letzten vier zum abgewöhnen waren, hab ich endlich meinen (bescheidenen) Liegeplatz, habe den ganzen Nachmittag Segel getrocknet, Boot von Salz und Mooringdreck befreut, das Cockpitzelt aufgebaut, das Boot fast komplett durchgeräumt und kurz was gegessen - und jetzt soll ich hier wieder weg. Nur unter Androhung körperlicher oder polizeilicher Gewalt verhole ich jetzt noch.
Ich bleibe.
Die Vorhersagen versprachen einen recht bequemen Tag mit leichten bis mittleren und halben bis raumen Winden.
Wir haben das dann doch anders erlebt.
Zunächst gab es Halbwind mit durchgängig 20 bis 25kn und in kurzen Böen auch mal mit Spitzen von 30kn, immerhin konnte ich noch gut unter Code0 und erstem Reff fahren.
Leider bremste die sehr unsortierte, rauhe See die Surfgänge immer wieder ab.
Bis kurz vor Dunkelheit segelten wir im Schnitt rund 8 Knoten.
Dann fing der Wind an zu schralen und nachzulassen.Teileweise drehte er sich in Sekunden um 70 Grad. Offengestanden hätte ich das ohne Windrichtungsanzeiger bzw. Autopilot nicht segeln können. Wir hätten einfach stampfend, drehend und schaukelnd eingeparkt.
Dann kam der Wind etwas vorlicher und ich der Code0 wurde eingerollt und leider (oder zum Glück?) auch weggepackt.
So ging es bis kurz vor Morgengrauen.
Da ging der Mond unter und direkt drehte der letzte Wind auf 240 Grad - genau mein Kurs. Munteres Schwachwindkreuzen, bei Dunkelheit und verquerer, nicht flacher See.
Hinzu brachen noch zwei richtige Regen-Starkwindwalzen über uns herein.
Binnen ein oder zwei Minuten war die TurTur zwei oder dreimal um sich selbst gedreht - nicht gekentert, quasi entlange der Kompassrose.
Bildlich kämpfe ich dann mit Ruder, backstehender Fock, den Backstagen und meinem vertörnten Lifebelt/Leinen. Manchmal auch mit dem Autopiloten.
Blitzartig war vom Regen alles Salz weggespült. Sichtweite vielleicht 50m?
Dann schrillt plötzlich auch noch der vorher verdächtig ruhige Radarwarner.
Da darf man schonmal fluchten... und das Groß wegnehmen.
Die letzten 15 Meilen haben mich über sechs Stunden gekostet.
Die Hafeneinfahrt dann mit großer Dühnung, zwischen stampfenden Frachtern und hupenden Schnellfähren. Natürlich höchst am Wind.
Dass mir das in dem Moment Spaß gemacht hätte, kann ich nicht behaupten.
Von Steg zu Steg waren es dann 130 Meilen in 24 Stunden.
Dann noch eine etwas unverschämte Hafensekretärin.
Segeln könnte so schön sein.
Oder
Good sailing is one of ten.
Inzwischen kann ich mir aber selbst wieder halbwegs verständlich machen, was mich dazu treibt sowas freiwillig zu machen.
Das Wetter hat sich zwar nach unser Ankunft deutlich verschlechtert und der Wind dreht termingerecht zur Weiterfahrt auf Süd (auf die Nase).
Aber Las Palmas scheint hinter trostloser Fassade doch ganz nett zu sein, zumindest hat mich ein kurzer Rundgang neugierig gemacht. Hier startet nächste Woche der Kaneval. Das passt schon irgendwie.
TurTur ist wieder halbwegs trocken und geordnet, Skipper wohlauf.

Der Ousanousana, (10,40m) hab ich drei Stunden abgenommen.

2 Kommentare:

  1. Achja, 'Reise zu mir selbst', aber Regatta segeln -:)

    Schön, dass es Dir gut geht!
    LG
    Günther

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  2. Dein Blog ist mal ein ganz anderer Blickwinkel für einen nur Auto-Fahrenden Insulaner - aber ich habe ja schon seit Jahren den Plan selbst ein "Boot" zu bauen .. nein, nur was kleines, zum Spaß haben.

    Wie ich lese, bist du ja schon wieder im Norden, so lass ich sonnige Grüße da.

    PS: Heute wäre wieder Calima in Mogan und "neblig/sandig"

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