Samstag, 23. Januar 2010

Samstag, 16.01.2010


Nicht einmal zeigt der Windmesser an diesem Tag mehr als fünf Knoten Wind, man könnte glauben wir sind einige hundert Meilen weiter im Süden, in den Doldrums, den Rossbreiten, den Zonen schwachen Windes in Äquatornähe aber nein, wir treiben weiter im sturmgeplagten Nordatlantik und kämpfen um jede Meile nach Süden oder Westen.
Immerhi werden wir wiedermal von Delphinen begleitet, deren Spiel am Bug bringt Abwechslung und ein Grinsen in unsere Gesichter.
Gegen Abend wird es noch flauer, der Spi ist schon lange unten und die Fock gegen die Genua getauscht, dennoch ist eher treiben als segeln angesagt.
Ab 21.00 bis Mitternacht zeigt das Instrument nicht eine Sekunde mehr als einen Knoten Wind an, langsam freunde ich mich mit der Flaute an, genieße den sich mit Ozean spiegelnden Sternenhimmel und staune über die mächtige Dünung die aus NW heran rollt, irgendwo da oben war mal viel Wind...
Selbst große Frachter in direkter Nähe werden von den Wogen verdeckt, beeindruckend.

Während wir so dahin treiben, kommt aus Westen mit 15 Knoten die "Giovanni della Gatta", ein 225m langer Frachter auf uns zu, das AIS System errechnet eine Annäherung auf bis zu 0,2sm. Ich versuche eine Kontaktaufnahme, zunächst sende ich per DSC Funk einen Positionsreport, keine Reaktion.
Dann beleuchte ich mit dem Scheinwerfer unsere Segel, keine Reaktion.
Auch meine Anrufe auf Kanal 16 werden ignoriert.
Vermutlich hat er uns die ganze zeit auf dem Schirm gehabt und nur keine Lust verspürt mit uns zu schnacken, denn kaum hat er uns passiert, dreht er, obwohl Ziel Gibraltar, um fast 180 Grad auf Kurs 250 Grad und passiert uns erneut.
Ich vermute schon, dass der Käpitän ein Spielchen mit uns spielt, wendet er doch erneut und passiert und wiederum in kurzer Distanz. Ganz schön aufregend, so ohne Fahrt im Schiff bei völliger Dunkelheit.
Des Rätsels Lösung ist vermutlich die, dass der Frachter auf seine Passagezeit für die Straße von Gibraltar warten musste und nur einige Runden gedreht hat.
Auf Wind warten wir an diesem Tag vergeblich, es kehrt eine unglaubliche Stille ein, ein bisschen Plätschern am Heck, das leise Rattern der Windlupe, Eddies ruhiger Atem aus der Koje und dann und wann der Puster eines Delphins, sonst nichts.
Ozeanische Ruhe.

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